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Afghanistan: Mit Facebook gegen die Massenabwanderung

Meldung vom 07.10.2015

Ein dramatischer Appell an Afghanistans Jugend: Die neue Facebook-Kampagne „Afghanistan needs you“ will die junge und intelligente Schicht in dem Krisenland zum Dableiben bewegen. Sharam Gulzad hatte schon Fuß gefasst in Deutschland. Doch statt zu bleiben, entschied er sich 2006 zur Rückkehr nach Afghanistan. Heute bemüht sich der Unternehmer, andere junge Afghanen davon zu überzeugen, das Gleiche zu tun. Mit fünf Freunden hat er die Facebook-Kampagne „Afghanistan Needs You“ ins Leben gerufen. Damit treffen die jungen Leute einen Nerv in der Gesellschaft.

Im Grunde, sagt Sharam Gulzad, kann man es vereinfacht beschreiben. „Wenn deine Mutter krank ist, dann lässt du sie doch auch nicht einfach zurück.“ Genauso sei es mit Afghanistan. Wer möchte, dass es mit dem Land bergauf gehe, der müsse da bleiben und mitanpacken.

Gulzad und seine Freunde sind dafür Vorbilder: Zusammen haben sie die Facebook-Kampagne „Afghanistan needs you“ geschaffen. Im Rahmen dieser Kampagne machen junge Afghanen Fotos von sich selbst mit einem Plakat in der Hand publik, auf dem genau das zu lesen ist: Afghanistan braucht dich! Darunter erläutern die Teilnehmenden, warum sie in Afghanistan bleiben werden. Und warum andere Afghanen sich dieser Kampagne anschließen sollten.

Es ist viel davon die Rede, dass das Land auf sie angewiesen ist. Dass man sonst dem Ausland das eigene Potential schenkt. Davon, dass die Jugend der einzige Weg zu einer besseren Zukunft eines Landes ist. Aber manchmal ist die Botschaft auch überraschend simpel: „Afghanistan heißt Afghanistan, weil hier Afghanen leben“, meldet sich einer zu Wort. „Wenn ihr wollt, dass es dieses Land weiterhin gibt, bleibt hier.“

Wenn Gulzad Leute zum Bleiben aufruft, dann fordert er damit nicht wenig. Die Sicherheitslage ist prekär, Anschläge sind an der Tagesordnung. Die Unsicherheit beeinträchtigt auch die Wirtschaft: Es gibt eine große Arbeitslosigkeit, mit den Amerikanern ziehen auch die ausländischen Investoren ab. Selbst die Hilfsgelder verringern sich, sagt Gulzad.

Viele Afghanen wollen deshalb ins Ausland. Sie hungern nach Sicherheit, Bildung und Aufstiegschancen im Ausland. Gerade Europa wir da schnell zum Eldorado. Gulzad hätte all das haben können. Als er drei war, ergriff seine Familie die Flucht vor den Taliban nach Deutschland. Danach wurde er in Hamburg bei einer Tante untergebracht, machte dort Abitur, bekam die ersten Jobs. Er hätte nur bleiben müssen.

Doch der Unternehmer beschloss 2006, nach Afghanistan zurückzukehren. Er eiferte dem Vorbild seines Vaters nach. „Ein echter Patriot“, meint Gulzad. „Er wollte um sein Land kämpfen.“ Den Vater zog es schon früh zurück und er gründete ein Import-Export-Unternehmen, das mit Bauutensilien handelt. Als der Sohn wieder in seine Heimat kam, stieg auch er dort ein.

„Der Anfang war sehr schwierig“, gibt Gulzad zu. Vielleicht noch problematischer für ihn, weil für ihn alles neu war: die wuchernde Korruption, die andere Haltung zur Arbeit, die Kultur. Immer wieder hätten Mitarbeiter gestohlen. Einige von denen, die dann entlassen wurden, hätten seine Familie hinterher mit Drohungen traktiert. „Die Leute denken nicht über den Tag hinaus“, berichtet er. Das größte Hindernis aber sei die Korruption. Einmal hätten Freunde von ihm die Anstrengung unternommen, sich bei einer Anti-Korruptionsbehörde über korrupte Beamte zu beschweren. Die Reaktion war bezeichnend: „Wir können Ihre Beschwerde aufnehmen. Was können Sie zahlen?“

Doch ob 5.000 „Likes“ auf Facebook und ein paar Fotos dafür reichen, die Menschen zum Dableiben zu bewegen? „Vielleicht ist es naiv“, meint Gulzad. „Aber Gandhi hat auch mit einer Idee angefangen.“ Der erste Schritt sei, die Einstellung der Menschen zu verändern. Die sechs Aktivisten scheinen auf jeden Fall einen Nerv getroffen zu haben. Schon eine Plattform zu schaffen, die Gleichgesinnte zusammenbringt, kann viel bewirken.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de

Schlagwörter: Afghanistan, Facebook, Flüchtlinge, Abwanderung, Flucht, Afghanistan needs you, Kampagne, Internet, Jugend, Patriotismus, Unternehmer, Arbeitslosigkeit, Taliban, Sicherheitslage, Anschläge, Korruption