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Philippinen: Die Friedhofsbewohner – Ein Leben zwischen Gräbern und Mausoleen

Meldung vom 27.10.2015

Auf den Philippinen suchen sich Menschen aus Armut seltsame Unterkünfte. Seit Generationen haben sie einige auf dem abgelegenen Friedhof Ludo in Cebu City niedergelassen. Sie legen sich in Gruben für Särge und recyceln heruntergebranntes Kerzenwachs für neue Kerzen.

Fast zwei Jahre ist es nun schon her, dass der Taifun Haiyan über die philippinischen Inseln hinwegfegte und eine Schneise der Verwüstung zog. Fast 10.000 Menschen kamen in dem Unwetter ums Leben. In Cebu City auf der gleichnamigen Insel, wo die irische Provinzialoberin Anne Healy arbeitet, waren die Schäden überschaubar – freilich bis auf die Überschwemmungen, die auch den Ludo-Friedhof in Mitleidenschaft zogen und das Grundwasser stark verunreinigten. Ideale Bedingungen für die Verbreitung des Denguefiebers. Die Schwester hatte damals sehr viel zu tun, berichtet sie.

An vielen Orten hat der Taifun das bereits vorhandene Elend noch verschärft. In Cebu City etwa hausen seit mehreren Generationen tausende Menschen auf Friedhöfen. In den (unbewachten) Mausoleen reicher Familien haben die Friedhofskinder Obdach für die Nacht gefunden, erzählt die Schwester – oder sie verkriechen sich in die leeren, für Särge bestimmten Höhlen in einer Betonwand. Neben Grabplatten haben Mütter Kochstellen eingerichtet, die Kinder kratzen Wachs von abgebrannten Kerzen ab, um neue herzustellen und sie dann zu veräußern. Einige Männer, die als Steinmetz oder Grabwärter tätig sind, leben ebenfalls hier.

„Auf dem Friedhof haben sie ein Dach über dem Kopf“, meint Healy, „in den Höhlen ist es nicht sauber, aber warm.“ Elektrizität ist nicht vorhanden, auch kein fließendes Wasser. Aus einem Brunnen in der Nähe beziehen die Friedhofsbewohner Wasser, wobei dieses nicht immer rein ist. Und trotzdem gehe es ihnen hier besser als auf der Straße, wo insbesondere die Kinder viel Kriminalität erwartet, erzählt Healy. Familien können in den überdachten Grabstätten gemeinsam wohnen, manche verbessern ihre Wohnstatt sogar noch mit selbst eingebauten Türen. „Es ist ein sicherer Ort.“

Um insgesamt 90 Familien und etwa 300 Kinder kümmert sich die Schwester auf dem Friedhof in Cebu City. Neue Beerdigungen gibt es dort keine mehr, das Areal hat eine chinesische Firma gekauft, die dort kaum in Erscheinung tritt. Andere Friedhöfe in der Gegend habe die Firma allerdings schon eingeebnet und neue Bauprojekte dort verwirklicht, sagt Healy; daher haben die Menschen hier große Sorge, dass irgendwann auch dieser Friedhof an der Reihe ist.

Besonders betroffen von Armut sind die Frauen. Die meisten von ihnen, erzählt die Schwester, müssen zehn Kinder versorgen. Diese Kinder stammen oft von verschiedenen Männern. Viele prostituieren sich, um das Schuldgeld für die Kinder entrichten zu können – oder für ein bisschen Essen. Dabei erhalten sie für ein paar Stunden kaum mehr als 30 Pesos – rund 60 Cent. Die Katholische Kirche unterhält ein Programm, das Frauen alternative Arbeitsstellen vermittelt. Einige werden demnach Reinigungskräfte, andere basteln aus Holzperlen Armreifen und verkaufen sie.

Von über 100 Millionen Einwohnern im Land fristen 24 Millionen ein Leben unter der Armutsgrenze. Healy setzt sich seit 15 Jahren auf den Philippinen ein. Sie sei schockiert gewesen, sagt sie, als sie das erste Mal mit dem Elend dort konfrontiert wurde.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Presse“, diepresse.com

Schlagwörter: Philippinen, Friedhof, Armut, Friedhofsbewohner, Mausoleum, Kinder, Straßenkinder, Ludo, Cebu City, Haiyan, Obdach, Obdachlose