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Global: Merkels Einladung an Flüchtlinge schallt bis nach Westafrika

Meldung vom 22.10.2015

Die deutsche Willkommenskultur zieht in Mali sogar diejenigen an, die bisher gar nicht weg wollten. TV-Bilder freundlicher Menschen mit Gastgeschenken sind eine großer Anreiz für die Migranten. Deutsche Visa sind käuflich zu erstehen.

Der turbulente Busbahnhof von Bamako ist in Rauch gehüllt. Der Rauch duftet gut, er geht von kundig auf offenem Feuer gegrillten Hühnerspießen aus, die zwischen den Marktständen zubereitet werden. Hier wird alles Mögliche feilgeboten: Flip-Flops, Sonnenbrillen, BHs. Das kunterbunte Durcheinander umrahmt die zur Abfahrt bereit stehenden Auslandsbusse.

Wer das westafrikanische Mali verlässt, startet hier. Die, die ihre Koffer schon gepackt haben, halten noch einmal kurz vor einem der vielen kleinen Fernseher, aus denen mit unerträglicher Lautstärke die neuesten französischen TV-Nachrichten hallen.

„Crise migratoire“ oder „milliers de migrants“ – mit diesen Worten wird auf die Flüchtlingskrise eingegangen. An diesem von Deutschland knapp 5.000 Kilometer entfernten Ort haben diese Worte einen anderen, eine bessere Zukunft verheißenden Klang. Als Vizekanzler Sigmar Gabriel dann noch am Busbahnhof von Bamako auf der Mattscheibe flimmert, ist wirklich jeder gebannt. „Allemagne pourrait avoir à accueillir jusqu'à un million d'immigrants“ – eine Million Flüchtlinge seien dieses Jahr in Deutschland willkommen, wird dort sinngemäß übersetzt.

Ein Raunen geht durch die Zuschauer, als sich die Zahl in den Köpfen der malischen Zuschauer und Zuhörer einprägt. Im Flüsterton macht eine Botschaft die Runde: „Jetzt muss man losziehen.“

Die Sogwirkung der deutschen Flüchtlingspolitik ist immens in Westafrika. In Transitländern wie Mali oder Niger ist die Zahl derer, die sich auf den Weg machen, extrem angestiegen. Genaue Zahlen sind nicht auszumachen. In Bamako ist die deutsche Flüchtlingssituation Tagesgespräch an jeder Straßenecke. Ein klares Signal für das neu erwachte Interesse an Deutschland.

„Mali ist nicht nur Ursprungsland für Migranten, es ist auch Transitland“, meint Bakary Doumbia, Chef der Mission der Internationalen Organisation für Migranten (IOM) in Bamako. „70 Prozent der Menschen, die Mali verlassen, sind auf der Durchreise. Sie stammen aus Gambia, dem Senegal und Guinea-Bissau.“ Doumbia verfolgt die Migrationsbewegungen in Westafrika seit Jahren. „Hier glauben immer noch viele, Europa sei ein Eldorado, wo Geld auf der Straße liegt und man es nur aufheben und nach Hause schicken muss.“

Mit diesen Märchen aufzuräumen ist laut Doumbia ein wichtiger Baustein für die Bewältigung der derzeitigen Abwanderung aus Afrika. „Wir sind mit einer Situation konfrontiert, welche die internationale Gemeinschaft zum Handeln zwingt“, betont er. Doumbia stammt von der Elfenbeinküste. Er hat Einblick in die Migrationsdynamik nicht nur aus internationaler Sicht, sondern auch aus der Perspektive der Westafrikaner. „Die Leute sind entschlossen. Sie sind bereit, illegale Wege zu gehen. Wenn wir glauben, es reicht, diesen Menschen ein oder zwei Mal zu sagen 'Geht nicht! Es ist gefährlich!', dann täuschen wir uns.“

Während vor ein paar Monaten die meisten Migranten aus Westafrika noch die alte Kolonialmacht Frankreich anstrebten, hat sich nun Deutschland zu einem mindestens ebenso attraktiven Ziel entpuppt. Und das hat viel mit den Fernsehbildern freundlicher Deutscher zu tun, die Neuankömmlinge mit Seifenblasen, Geschenken und Applaus in Empfang genommen haben. „Das Bild vergisst man nicht“, weiß Salif, ein Migrant, der schon in Frankreich war, von dort aber wieder abgeschoben wurde.

„95 Prozent der Menschen verlassen Mali wegen der wirtschaftlichen und politischen Lage in unserem Land“, erklärt Ousmane Diarra. Der AME-Chef hat selbst lange in Frankreich gearbeitet und ist sich der Gründe bewusst, die hinter der Entscheidung stehen, die Heimat zu verlassen: Arbeitslosigkeit, unzureichende Schulausbildung und die Gewalt der Separatisten im Norden Malis. Emigration sei in Westafrika ein weit verbreitetes Phänomen.

Die Wege ins gelobte Land werden oft mit illegalen Mitteln beschritten. Salif sagt, er könnte sich morgen ein Visum für Frankreich kaufen. Vier Millionen CFA-Francs (Franc de la Communauté Financière d'Afrique) muss man auf dem Schwarzmarkt dafür berappen, sagt er. Das sind knapp über 6.000 Euro. Die hat er letztes Mal entrichtet und ist mit einem illegal erworbenen Visum, ohne einmal angehalten zu werden, nach Frankreich eingereist. „Ich kenne die richtigen Leute. Ein französisches Visum dauert zwei bis vier Wochen. Auch deutsche Visa kann man in Bamako kaufen. Die sind aber schwieriger zu bekommen und dauern länger.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Globale Projekte, Flüchtlinge, Angela Merkel, Sigmar Gabriel, Mali, Emigration, Migranten, Ausreise, Visum, Bamako, Anreiz, Willkommenskultur, Flüchtlingspolitik, Asylanten