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Afghanistan: Große Demonstration – „Tod den Taliban!“

 
Meldung vom 13.11.2015

Sieben Angehörige der schiitischen Minderheit der Hasara wurden in Afghanistan geköpft. Tausende Demonstranten haben sich daraufhin in Kabul versammelt und gegen die Gewalt der Taliban protestiert. Sie warfen Steine auf den Präsidentenpalast – Polizisten gaben Warnschüsse ab. Ansonsten blieben die Demonstranten friedlich.

Für Afghanistan war es eine der größten Protestkundgebungen seit 2001: Tausende marschierten am Abend auf Kabuls Straßen und forderten ein Ende von Terror und Gewalt. Die Bundeswehr entscheidet sich für eine Verlängerung des Mandats in Afghanistan. SPD-Verteidigungsexperte Arnold erklärte, die Bundesregierung wolle die Anzahl der Soldaten für den Afghanistan-Einsatz von 850 auf 980 aufstocken.

Die letzten kehrten erst nach 1:00 Uhr nachts nach Hause zurück: Es war eine der größten Demonstrationen, die Kabul seit dem Sturz des Taliban-Regimes vor 14 Jahren erlebt hat. Es war ein verzweifelter Ruf nach mehr Sicherheit. Männer, Frauen, Kinder gingen zu Tausenden durch Kabul – der Protestzug lief aus dem Westen der Stadt – durch Kälte und Regen – rund 10 Kilometer zum Präsidentenpalast. Auffallend war auch, dass sich sehr viele Frauen der Kundgebung anschlossen. Für sie ist ein solch öffentliches Aufbegehren sehr riskant. Aber sie sind es auch, die sich am meisten Schutz von der Regierung wünschen. Viele fürchten sich vor der Erstarkung der Taliban und deren brutale Behandlung von Frauen.

Allen voran trugen die Demonstranten sieben Särge auf ihren Schultern. In den Särgen lagen die sieben Opfer, die am Wochenende hingerichtet in der umkämpften Provinz Zabul im Südosten Afghanistans entdeckt worden waren. Es handelt sich bei den Opfern um vier Männer, zwei Frauen und ein neunjähriges Mädchen, alle gehören zu der schiitischen Minderheit der Hazara. Die Mörder sind vermutlich sunnitische Extremisten. Man vermutet Taliban oder auch Kämpfer des Islamischen Staates. Die Wut der Bevölkerung auf die Regierung nimmt zu: „Wir verlangen, dass der Präsident zu uns kommt und uns erklärt, warum diese Menschen sterben mussten. Warum gibt es in unserem Land keine Sicherheit? Er erfüllt die Versprechen nicht, die er uns gegeben hat“, kritisieren die Demonstranten.

Einige Demonstranten schleuderten Steine auf den Amtssitz von Präsident Ashraf Ghani. Sicherheitskräfte gaben Schüsse in die Luft ab, um der Menge Einhalt zu gebieten. Doch die große Mehrheit enthielt sich der Gewalt. Die meisten Demonstranten skandierten „Tod den Taliban“, „Tod dem Islamischen Staat“, andere verlangten den Rücktritt der afghanischen Regierung. Das Fernsehen übertrug das Geschehen live.

Wegen des öffentlichen Aufruhrs hielt Präsident Ghani eine Rede an die Nation. Er bemühte sich, die Volksmenge zu beschwichtigen: „Unsere Feinde wollen unsere nationale Einheit zerstören und unsere Volksgruppen gegeneinander aufhetzen, religiös und ethnisch“, ermahnte Ghani mit ungewohnt ruhiger, leiser Stimme. Weiter versprach er: „Ich werde wie ihr nicht ruhen, bis die Täter ihrer gerechte Strafe erhalten haben. Ich habe unsere Sicherheitskräfte angewiesen, unsere nationalen Straßen zu sichern, damit sich so ein Vorfall nicht wiederholt.“

Dann wandte er sich eindringlich an das afghanische Volk. Nichts würde dem Land in der der jetzigen Lage mehr schaden, als die Rückkehr zu einem Bürgerkrieg, in dem sich die Bevölkerung aufgrund von religiöser und ethnischer Unterschiede gegeneinander erhebt wie nach dem Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen in den 1990er Jahren. Dieser Bürgerkrieg hat dem Taliban-Regime den Weg geebnet. „Wir werden das Blut unserer Landsleute rächen. Aber wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, was alles passieren kann, wenn wir es nicht schaffen, unsere Gefühle zu kontrollieren. Wir sollten alle Handlungen vermeiden, die zu Anarchie führen.“

In den vergangenen Monaten wurden mehrmals Angehörige der schiitischen Minderheit der Hazara attackiert. Die afghanische Bevölkerung besteht immerhin zu 15 bis 20 Prozent aus Hazara. Meistens wurden die Opfer auf Straßen überwältigt und verschleppt. Viele wurden später exekutiert und enthauptet. Die afghanischen Sicherheitskräfte schaffen es immer noch nicht, die Bevölkerung ausreichend zu schützen. Im Osten Afghanistans haben sich neue Fronten gebildet: Da liefern sich Taliban und Kämpfer, die sich zum Islamischen Staat bekennen, brutale Gefechte um die Vorherrschaft. Anderswo im Land werden Zivilisten in Kämpfe rivalisierender Milizen verwickelt und kommen darin um. Afghanistans Zivilisten leben sehr gefährlich, sie sind umringt von verschiedensten Feinden.

Die Bundesregierung hat sich indessen intern dazu entschieden, die Trainingsmission von Masar-i-Scharif aus um ein Jahr zu verlängern. Ursprünglich wollten die Deutschen schon 2016 ihren Einsatz im Norden beenden und die Afghanen mit deutlich weniger Soldaten von Kabul aus unterstützen. Nun soll die Bundeswehr mindestens bis Ende 2016 in Masar-i-Scharif Stellung halten. Die neue Weichenstellung wurde in den vergangenen Tagen bei den Beratungen über das neue Mandat für den Auslandseinsatz beschlossen. Darüber soll nun noch das Kabinett entscheiden und anschließend wird der Bundestag darüber verhandeln. Regierungskreise versicherten, dass das neue Mandat nicht eine Rückkehr zum Kampfeinsatz vorsehe. Die Aufgabe der Bundeswehr konzentriere sich ausschließlich auf das Training der afghanischen Kräfte.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD-Nachrichten online“, ard.de

Schlagwörter: Afghanistan, Demonstration, Hinrichtung, Hazara, Hazare, Minderheit, Schiiten, Sunniten, Islamischer Staat, Taliban, Enthauptung, Kabul, Demonstranten, Sicherheit, Frauen, Ashraf Ghani, Rede an die Nation, Bürgerkrieg, Schutz, sieben Tote, Bundeswehr, Mandat, Verlängerung, Masar-i-Scharif, Rache, Vergeltung, Zivilisten