Philippinen: „Jeepneys“ – Den kunterbunten Sammeltaxis droht das Aus

Meldung vom 28.12.2015

Jeepneys gehören zu dem Straßenbild der Philippinen wie die Palmen am Strand. Die Gefährte gelten als unverwechselbares Kulturgut. Doch die bunten Sammeltaxis sollen bald aus dem Verkehr gezogen werden. Da diese Autos gewaltige Dreckschleudern sind, trägt sich die Regierung mit dem Gedanken, die ältesten Jeepneys zu verschrotten. Doch die Fahrer streiken. Sie fürchten, dass ihnen die Existenzgrundlage entzogen wird.

Gottesfürchtig präsentierte sich der Jeepney schon immer. Meist blinkt ein berührendes Jesusbild unter den offenen Seitenfenstern. Oder Maria, die Mutter Gottes, ist auf der Fahrertür abgebildet. Jedes der bunten Taxis auf den Philippinen gleicht eher einem individuellen Kunstwerk als einem Taxi. Manchmal bieten die Jeepneys einen frechen und schrillen Anblick. Aber den himmlischen Segen möchten hier alle in Anspruch nehmen. Das kann jeder nachvollziehen, der sich schon einmal auf den mörderischen Verkehr in dem Land eingelassen hat. Da wird gehupt, aufgefahren und gedrängelt, ohne Rücksicht auf Verluste.

Seit Jahrzehnten gehört das abenteuerliche halboffene Sammeltaxi namens Jeepney zum Alltag des asiatischen Inselstaats. Doch seine Zeit läuft offenbar ab. Zwar werden die Taxis als unverwechselbares Kulturgut angesehen; ihre Vorläufer waren einst aus zurückgelassenen US-Jeeps nach dem Zweiten Weltkrieg zusammengeschweißt worden, und ihre heutige Erscheinungsform kann man nur als rollendes Symbol philippinischer Improvisationskunst würdigen. Doch aus umweltpolitischen Gründen wächst der Druck, sie bald ins Museum zu verbannen. Denn bei aller Begeisterung der Nostalgiker – diese Autos verpesten die Luft gewaltig.

Als motorisierte Fossile sind sie nicht mehr zeitgemäß, bedenkt man, dass man sich derzeit an den Themen wie Klimawandel, Feinstaub und Dieseldunst abarbeitet. Millionen Bewohner der verpesteten Metropolen Asiens japsen verzweifelt nach besserer Luft. Sie verlangen Transportmittel, die die Umwelt nicht weiter belasten und so das Risiko tödlicher Lungenleiden verkleinern. Ganz abgesehen davon, dass die weitverbreiteten Jeepneys ganz bestimmt keine angenehme und bequeme Fahrt versprechen. Das Vehikel gleicht einer schlecht gefederten Sardinenbüchse. Sitzfleisch kann den Schmerz etwas mildern. Auch die Sicherheit lässt zu wünschen übrig: Nach Gurten sucht man vergebens.

Doch noch gibt der Jeepney nicht auf. Denn diejenigen, die ihre Jeepneys durch den Großstadtdschungel von Manila manövrieren, setzen sich zur Wehr. Sie protestieren gegen das Vorhaben, in einem ersten Schritt alle Jeepneys von der Straße zu verbannen, die älter sind als 15 Jahre. Zwar bemühen sich die Behörden, die Fahrer zu beruhigen; ein definitives Ende für die Jeepneys sei noch nicht beschlossen, lautete es. Doch das tröstet die Verteidiger der Sammeltaxis wie Efren de Luna, Chef des Transportverbandes Acto, nicht. Er ist weiterhin besorgt: „Will uns die Regierung denn nehmen, womit wir unseren Lebensunterhalt verdienen?“

Dass die Transportmittel weniger Umwelt belastend und sauberer werden müssten, wünschen sich viele. Aber auch Hunderttausende Jeepney-Taxifahrer wollen ihre Rechte geltend machen, da sie um ihre Einkommen bangen. Sie kündigen Streiks an, um ihre Arbeit am Steuer zu verteidigen. Ob sie damit etwas erreichen? Es gilt als unwahrscheinlich, dass die älteren Modelle der Jeepneys in größerer Zahl noch weiter funktionstüchtig bleiben. Andererseits gibt es immer wieder Pläne, das legendäre Sammeltaxi neu zu produzieren – mit moderner Technik und angepasstem Design. Ein E-Jeepney wäre beispielsweise denkbar. Dieser Typ mit elektrischem Antrieb ist schon auf der Straße gesehen worden. Philippiner haben den Ruf als Überlebenskünstler. Vielleicht zeichnet sich der Jeepney ja auch durch diese Fähigkeit aus.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de