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Sambia: Mit dem Luxus-Nachtzug zu den Victoria-Fällen

Meldung vom 29.01.2016

Ein luxuriöser Nachtzug soll Sambias Tourismus-Geschäft ankurbeln. Über Nacht schaukelt er Besucher von Sambias Hauptstadt zu den Victoriafällen. Der moderne Golden Jubilee Express soll eine Magnet für Touristen werden. Afrika-Abenteurer werden nicht enttäuscht sein.

Kelvin Katowa ist an diesem Tag in bester Stimmung. Der Golden Jubilee Express hat bereits eine halbe Stunde Verspätung. Doch das spielt für den sorgsamen Schaffner heute keine Rolle. Seit November 2014 verbindet der Zug die Hauptstadt Lusaka mit Livingstone im Süden, mal dreimal, mal einmal die Woche wie zurzeit. Die renovierten Waggons sind feuerrot lackiert und kommen ursprünglich aus Südafrika. Tatsächlich bietet der Zug einigen Luxus: Es gibt Klima- und Lautsprecheranlagen, Duschen, TV-Bildschirme und im hinteren Wagen ein Bordbistro.

Um viele Gäste hat sich Katowa bisher noch nicht kümmern müssen. Das soll nun anders werden: Ein Filmteam vom nationalen TV-Sender ZNBC steigt ein und will über den Zug – und natürlich über Katowa – eine Reportage zusammenstellen. Der kleine schmale Mann ist in schwarzer Jeans und grauem Hemd gekleidet – vielleicht hat er heute seine Uniform zu Hause gelassen.

Am Bahnsteig von Lusaka zieht die Diesellok den Zug an. Auf dem Bahnsteig winken die Dableibenden, Kinder rennen neben dem fahrenden Zug her. Eine holprige Reise geht los, die Waggons wiegen sich wie Nordseekutter auf hoher See.

An Bord sind alle in euphorischer Stimmung. Das Fernsehen! Da muss alles reibungslos laufen. Doch die ersten Hemmnisse stellen sich ein. Die Musik ist zu laut, die Luft zu kalt, die Willkommensansage wird ständig wiederholt und steckt in einer Dauerschleife. Katowa lacht nervös und eilt den Gang runter: „Die Tür klemmt!“, warnt er noch, Reporter und Kameramann im Schlepptau.

Draußen rast Sambia vorbei: Eine Frau beugt sich in einem Maisfeld, vor quadratischen Ziegelhütten sieht man brennende Feuer, Kinder laufen barfuß zwischen Müll und Äckern herum. Der Zug ist für sie eine willkommene Sensation im Alltag. Das Land ist eben und saftig grün. Jetzt, zur Regenzeit, gedeihen Baumwolle, Erdnüssen und Tabak.

Die Sonne neigt sich bald hinter grüngelben Gräsern, der Horizont bietet noch eine Weile einen atemberaubend orangefarbenen Anblick. Noch zwölf Stunden und 430 Kilometer bis zur Endstation im tiefen Süden des Landes. Kelvin Katowa ist sehr zufrieden mit seinem Job im neuen Zug. Es sei „doch wunderbar“, meint der Schaffner, „wenn all die vielen Leute nach Sambia kommen“.

Das Personal im Speisewagen ist tadellos angezogen: die Köche mit weißer Kochkleidung, der Kellner in blauem Anzug. Hier hat sich Johan Botha aus dem südöstlichen Nachbarland Simbabwe eingefunden. Klein ist er, rundlich, und er hat Humor. Sogar als er von seiner Angst vor Ausschreitungen in seiner Heimat berichtet.

Er war in Lusaka, um die Lizenz für eine Goldmine zu beantragen, und fährt nun wieder in seine Heimat. „Sobald ich die Lizenz habe, komme ich nach Sambia“, erklärt er. Der Goldgräber hat sein Geschäft einst mit einem Metalldetektor für 5.000 Dollar ins Leben gerufen und damit bisher 600.000 Dollar Profit erzielt.

Sambia bezieht am meisten Geld von seinen Minen und ist auf den Kupferabbau angewiesen. Seit Jahrhunderten werden die Kupfererze im Norden – im berühmten Kupfergürtel – aus der Erde geborgen. Die Natur nimmt allerdings Schaden. Wälder wurden abgeholzt, Flüsse verunreinigt, die Luft ist voller Schwermetalle.

Über den „Copperbelt“ und den Export bestimmen heute andere Herren als die Sambier, sie sind fest in der Hand chinesischer und indischer Firmen. Doch der Rohstoffpreis auf dem Weltmarkt ist stark gefallen. China erwerbe weniger Kupfer, erläutert Botha. Bei dem Schweizer Rohstoffgiganten Glencore würden die ersten Arbeiter entlassen, es geht um 3.800 Arbeiter in den Mopani-Minen, heißt es.

Doch in Sambia hat sich einer neuer Trend entwickelt: die Suche nach Gold, sagt Bohta, er wolle sich als einer der Ersten aufmachen und nach Gold schürfen. Der Simbabwer hegt den Traum vom großen Coup und grinst. Doch die Regierung kümmert sich lieber um das Tourismusgeschäft als auf einen Goldsegen zu warten. Sie hat jetzt eine große Marketingkampagne gestartet. 300.000 neue Jobs in dem Sektor will das Tourismusministerium bis 2016 einrichten. Wie das aber realisiert werden soll, das steht in seinem Entwicklungsplan nicht.

In Sambia finden Afrika-Abenteurer beste Bedingungen vor: Natur, die „Big Five“ (die fünf großen Tierarten wie Löwe, Elefant etc.), Nationalparks und Safaris, dazu die beeindruckenden Victoriafälle. Das Land ist für afrikanische Verhältnisse relativ sicher, politisch läuft alles in geordneten Bahnen. Zwar haben die Präsidenten in vier Jahren dreimal gewechselt, das hatte allerdings nur gesundheitliche Gründe.

Der Golden Jubilee Express könnte ein Baustein für den erhofften Erfolg im Tourismusgeschäft sein: Mit dem Zug gelangen Urlauber schneller und bequemer zu den begehrten Victoriafällen, die Wasserfälle befinden sich in der Nähe von Livingstone, zwischen Simbabwe und Sambia, sie gehören zum UNESCO-Welterbe.

Doch heute befinden sich im Schlafwagen lediglich zwei Rucksackfahrerinnen aus Neuseeland und China, die anderen Dreier- und Sechser-Abteile mit dunklem Holzfurnier und beigefarbenen Kunstlederliegen sind leer. Noch ist nicht einzuschätzen, wie rentabel der Zug ist. In Sambia bewegen sich die meisten Touristen entweder individuell mit einem Camper, einem Jeep, mit einer organisierten Tour oder mit den sogenannten „Overlandern“, den großen Safari-Bussen, fort.

Für die Rucksacktouristen ist das „Abenteuer Nachtzug“ mit 25 Euro ein preiswertes Vergnügen, für die Einheimischen ist das ein stolzer Preis. Viele Sambier nehmen lieber den Bus, das ist billiger. Nur einige Pendler haben es sich auf den Plastikschalensitzen der zweiten und dritten Klasse bequem gemacht, froh über das bisschen Komfort. Auf großen Aufklebern an den Wänden prangen Porträts von Politikern in Goldrahmen.

Kelvin Katowa hat sich allein im Speisewagen niedergelassen, sein Lächeln ist schon ein wenig angestrengt, in seinen Augen spiegelt sich die Müdigkeit. Wie jede Nacht bekommt der 32-Jährige Maisbrei und Kürbisblätter. Manchmal gibt ihm der Koch noch eine Tasse Kaffee aus. Echten Filterkaffee. Das heitert dann die lange Nacht des Schaffners auf. Immer wieder hält der Zug an, auf scheinbar freier Strecke. Dann erklimmen vereinzelt Fahrgäste die Wagons, manchmal werden Kartons und Pakete aus dem Fenster geschmissen. In der Dunkelheit hebt jemand sie auf.

Baobabs ziehen sich an den Gleisen entlang. Wind zerzaust die Blätter der Sonnenblumen. Durch die offenen Fenster dringt ein Geruch nach Diesel und Eukalyptus. Sonnenstrahlen kitzeln die Passagiere aus dem Schlaf, lange bevor der schaukelnde Zug um 6 Uhr 30 im Bahnhof von Livingstone einfährt und mit einem Ruck zum Stehen kommt. Die sensationellen Victoriafälle sind jetzt schon sehr nah. Am Bahnsteig steht Katowa dem TV-Team ein letztes Mal Rede und Antwort. Dann besteigt er wieder den Zug. Dort wird die Willkommensansage wieder abgespult. Schon wieder steckt sie in der Dauerschleife fest.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Sambia, Zug, Nachtzug, Victoriafälle, Wasserfälle, UNESCO-Welterbe, Lusaka, Livingstone, Tourismus, Touristen, Urlauber, Safari, Big Five, Golden Jubilee Express, Kupfer, Kupfergürtel, Rohstoffe, Bergbau, Minen, Gold, Goldsuche, Goldrausch, Tourismusministerium