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Mexiko: Die kleinen Chili-Pflücker

Meldung vom 18.02.2016

Offiziell dürfen Kinder in Mexiko nicht in der Landwirtschaft arbeiten. Trotzdem verdingen sich mehr als eine Million Jugendliche und ihre meist extrem armen Familien auf den Feldern des Landes. Bürgervereinigungen bezeichnen die Zustände dort als „Sklaverei“.

Den Luxus eines Schulbesuchs konnte sich Rumualdo Chamú Cipriano nur bis zur dritten Klasse leisten. Dann brach der mexikanische Junge mit dem unnachgiebigen Blick ab, um Geld in der Landwirtschaft zu verdienen. Ich bin 13 Jahre alt und denke, dass ich alt genug zum Arbeiten bin“, behauptet Chamú, der seinen Vornamen nicht mag. Mit den Eltern und seinen drei jüngeren Schwestern schuftet er zwölf Stunden am Tag auf den Feldern und pflückt Chili-Schoten im Bundesstaat Michoacán an Mexikos Pazifik-Küste.

„Darin sind wir gut“, erklärt Chamú stolz. Die Ernte der scharfen roten Paprika währt von Dezember bis Mai – solange kann seine Familie auf ein regelmäßiges Einkommen bauen. Danach wird sie auf der Suche nach einer neuen Arbeit weiterpilgern.

Rund vier Millionen Wanderarbeiter sind in Mexikos Landwirtschaft angestellt, meint die Bürgervereinigung Fuerza Migrante. Davon seien etwa 1,5 Millionen Jugendliche und Kinder, weiß der Vorsitzende Pedro Fernández Carapia. Obwohl Minderjährige nicht als Erntearbeiter angestellt werden dürfen, ist die Beschäftigung ganzer Familien in Mexiko gang und gäbe. Die Kinder sind oft Analphabeten und bleiben zeit ihres Lebens extrem arm.

Die Erntearbeit ist oft die einzige Möglichkeit, wenigstens etwas Geld zu erwerben. Nach Angaben von Fuerza Migrante bekommen Wanderarbeiter einen Lohn von umgerechnet etwa drei bis sieben Euro am Tag. Vor allem in Michoacán, dem Bundesstaat mit Mexikos größter landwirtschaftlicher Produktion, bewegen sich Wanderarbeiter fast das ganze Jahr über von einer Ernte zur nächsten.

Auch hier sind viele von ihnen Minderjährige – obwohl die Strafen für Kinderarbeit verschärft wurden, wie Fernández sagt. Die Gesetze seien noch immer zu lau, bemängelt er. Der Staat sehe bei der Ausbeutung der Kinder und ihrer Eltern durch mexikanische und internationale Unternehmen weg. Diese würden die Bedürftigkeit der Menschen ausnutzen. Die Arbeitsbedingungen ähneln denen der „Sklaverei“, empört sich Fernández. Kinder mühen sich demnach mit hochgefährlichen Chemikalien in der prallen Sonne ab. Viele sind nur Haut und Knochen, dehydriert und von Insekten zerstochen. Keiner von ihnen besucht die Schule.

Mexikanische Behörden wollen sich für eine Verbesserung der Situation für Wanderarbeiter einsetzen, im vergangenen Jahr wurden umgerechnet 15 Millionen Euro Staatsgelder für ein dafür vorgesehenes Regierungsprogramm freigesetzt. In etwa 20 speziellen Heimen erhalten Wanderarbeiter in Michoacán Lebensmittel und ärztliche Versorgung. Unterricht sei auch Teil des Programms, heißt es.

Doch die Realität ist leider oft ernüchternd, wie der Vorsitzende von Fuerza Migrante bei diversen Heimbesuchen feststellte. Die Unterkünfte seien meist überfüllt, unhygienisch und gefährlich. Der Alkohol stelle ein weiteres Problem dar. Ihm seien sogar Kinder aufgefallen, die schon Bier trinken. Sie gaben zu, dass sie so ihre Erschöpfung lindern wollten, berichtet Fernández.

Von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends pflückt Chamú mit seiner Familie in Michoacán die scharfen roten Chilis. Die Schule habe er freiwillig verlassen, sagt die Mutter des Jungen. „Er wollte nicht mehr lernen, es würde ihm nichts bringen“, habe er ihr entgegengehalten. Von da an unterstütze der Junge den Haushalt täglich mit einigen „Centavos“. Nun will er sein mickriges Gehalt sparen: Der junge Wanderarbeiter trägt sich mit der Absicht, in die USA zu emigrieren.




Quelle: „Kölner Stadt-Anzeiger“, www.ksta.de

Schlagwörter: Mexiko, Kinderarbeit, Kinder, Kinderrechte, Strafe, Ernte, Erntearbeiter, Chilis, Landwirtschaft, Sklaverei, Mindestlohn, Armut, Ausbeutung, Wanderarbeiter, Schule, Schulbesuch, Analphabeten, Michoacán, Pflücker