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Indien: Wenn eine Kaste in den Krieg zieht

 
Meldung vom 25.02.2016

Immer wieder sorgt das Kastensystem in Indien für Unruhen. Jetzt hat die Kaste der Jats einen Aufruhr wegen sozialer Ungerechtigkeit heraufbeschworen. Das Ergebnis der Proteste: Zahlreiche Tote, ein Armee-Einsatz mit Waffengewalt, die Hauptstadt Neu Delhi von jeglicher Wasserversorgung abgeschnitten. Zwar wurden weitere Unruhen nach einer Einigung erst einmal abgewendet. Trotzdem wird befürchtet, dass die derzeitige Ruhe nur eine Atempause ist.

Das Wasser strömt wieder durch den Munak-Kanal, nördlich von Neu-Delhi. Eine große Erleichterung für die indische Hauptstadt. Die Stadtregierung hatte die 20 Millionen Einwohner schon über eine schwere Wasserkrise informiert. Und in vielen Stadtteilen konnten die Bewohner tatsächlich mehrere Tage lang kein Wasser zapfen. Demonstranten hatten den Munak-Kanal zerstört, der das Wasser in die indische Metropole leitet.

„Die Armee hat die Kontrolle über den Kanal erlangt. Es wird dauern, bis er repariert ist. Wir müssen also improvisieren. In wenigen Stunden wird das Wasser Delhi erreichen, aber es muss erst aufbereitet werden. Die Krise wird wohl noch andauern“, betonte der Chef der Wasserbehörde, Kapil Mishra. Die Schulen in der Hauptstadt blieben erst einmal geschlossen. Die Behörden fuhren mit Tanklastwagen durch die betroffenen Gebiete, es gab nur festgesetzte Rationen Wasser. Die Krankenhäuser mussten Notfallpläne befolgen.

Der Grund für die Krise ist im Bundesstaat Haryana zu suchen, der an Neu-Delhi grenzt. Dort zogen Tausende Protestler auf die Straßen, setzten Einkaufszentren, Autos, Geschäfte und Häuser in Brand, darunter sogar die Residenz des Finanzministers von Haryana. Die Polizei hat sich aus einigen Orten zurückgezogen, dafür ergriff die Armee eine Offensive. Mindestens 15 Menschen kamen bislang ums Leben. Immer noch ist vielerorts eine Ausgangssperre verhängt.

„Die Lage auf den Straßen ist übel“, bekundet ein Einwohner in der Stadt Sonipat. „Busse sind stecken geblieben, die Kinder weinen. Die Leute benehmen sich völlig daneben. Überall sind Straßenblockaden. Die Regierung sollte sie wirklich hart bestrafen. Das ist inakzeptabel.“

Zurückzuführen sind die Krawalle auf einen Streit um das Kastenwesen. Die Gruppe der Jats, die in Haryana etwa 25 Prozent der Bevölkerung ausmacht und einen wichtigen Stellenwert in der Landwirtschaft einnimmt, verlangt von der Regierung, künftig in die Gruppe der niederen, benachteiligten Kasten eingestuft zu werden. Dann würde den Jats für den Staatsdienst eine Job-Quote zustehen.

In Indien ist das Kastenwesen zwar offiziell abgeschafft. Weil aber die niedrigsten Schichten derart schlecht gestellt sind, gibt es für sie eine Quote – das betrifft Studienplätze und auch Arbeitsplätze in der Verwaltung.

Die Jats werden eigentlich zu den höheren Kasten gezählt. Auch ökonomisch litten sie bisher nicht unter Benachteiligung. Das Oberste Gericht Indiens hatte ihre Forderungen zuletzt im vergangenen Jahr zurückgewiesen. Die Ausschreitungen decken jedoch auf, wie groß der soziale Druck in Indien ist. Viele junge Menschen fliehen auf Jobsuche in die Städte. Sie erhoffen sich dort bessere Chancen. Aber die Konkurrenz ist brutal. Indien müsste pro Jahr bis zu 15 Millionen Arbeitsplätze schaffen, jeder zweite Mensch ist jünger als 25 Jahre. Deshalb entsteht immer wieder Unmut bei einzelnen Gruppen, die auf Quoten und bessere Chancen pochen.

Indiens Regierung will den Jats eine Hand reichen. Aber die Straßenblockaden sind noch nicht zu Ende. Das zieht auch Neu-Delhi in Mitleidenschaft, nicht nur, weil die Wasserversorgung übers Wochenende lahmgelegt wurde. Auch die Preise für Gemüse oder Milch könnten jetzt in die Höhe schnellen, weil viele Güter aus Haryana kommen und nicht mehr geliefert werden können. Die Proteste der Jats – sie könnten daher noch weitere Auswirkungen haben.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Indien: Krise um Jat-Kaste beruhigt sich




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD-Nachrichten online“, ard.de

Schlagwörter: Indien, Kaste, Kastenwesen, Arbeitsplätze, Jugend, Arbeitslosigkeit, Quote, Wasserversorgung, Neu-Delhi, Proteste, Krawalle, Ungerechtigkeit, Jats, Haryana