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Somalia: Zurück ins Leben – Deutsche Gelder für Al-Schabaab-Aussteiger

Meldung vom 26.02.2016

Die Al-Schabaab-Miliz in Somalia leistet immer noch erbitterten Widerstand gegen die Regierung in Somalia. Die Terroranschläge der Islamisten und ihre Überfälle auf Dörfer verunsichern nach wie vor den instabilen Staat. Nachdem sie aber immer weiter zurückgedrängt wurden und herbe Rückschläge einstecken mussten, sind hunderte Islamisten aus der Al-Schabaab-Miliz ausgestiegen. Die Regierung bemüht sich, sie mit finanzieller Hilfe – auch aus Deutschland – wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Ein holpriger Prozess.

In einem großen Saal haben sich 15 Männer und Frauen auf Plastikstühlen im Halbkreis niedergelassen. Sie blicken konzentriert auf ihren Ausbilder, der an einer Tafel Grundlagen der Buchhaltung darlegt. Seine Auszubildenden konnten mit Kalaschnikows hantieren, der Umgang mit Papier und Bleistift dagegen ist für sie ungewohnt: Bis vor wenigen Monaten waren sie Kämpfer in der somalischen Al-Schabaab-Miliz. Jetzt soll ihnen in einem Demobilisierungszentrum in der somalischen Stadt Baidoa die Rückkehr in das zivile Leben ermöglicht werden. Die Finanzen dafür stammen von der deutschen Regierung.

Maslan Mohamed Hassan hat es sich zum Ziel gemacht, einen Laden für Kosmetika zu eröffnen: „Ich habe mich der Al-Schabaab-Miliz 2010 angeschlossen. Sie hatten fast das ganze Land unter Kontrolle. Das beeindruckte mich. Außerdem setzte mich einer ihrer Kämpfer in Baidoa ständig unter Druck. Er hat mir häufig gedroht: Wenn ich der Al-Schabaab nicht beitrete, würde ich in meinem Leben keinen Frieden mehr finden. Schließlich gab ich nach.“

Die Terrorgruppe brachte damals viele Regionen Somalias in ihre Gewalt, und Hassan wollte zur Seite der Sieger gehören. Nach drei Jahren floh der heute 22-Jährige – und will nun ausgerechnet Kosmetika anbieten – Produkte, die er selbst noch vor kurzem ablehnte: „Bei der Miliz wurde ich religiös geschult. Es hieß, dass wir einen Heiligen Krieg kämpfen. Und dass ich nach dem Tod ins Paradies komme.“

Seine militärische Grundausbildung währte sieben Monate. Währenddessen wurde ihm die tödliche Ideologie der Al-Schabaab-Miliz eingetrichtert: „Ich wollte die Christen auslöschen. Ich hatte vor gar nichts Angst. Ich scheute weder Blut noch Verletzte oder Leichen.“ Skepsis an deren Programm erwachte bei Hassan erst, als blutige Machtkämpfe innerhalb der Miliz zu immer mehr Toten führten. Hassan bangte um sein eigenes Leben – und desertierte bei der ersten Gelegenheit.

„Fünf Monate lang hatte ich ständig Angst vor ihrer Rache. Dann wurde ich ruhiger.“ Nach Schätzungen der Regierung haben in den vergangenen Jahren rund 1.000 Kämpfer der Al-Schabaab-Miliz den Rücken zugekehrt. Die Stärke der Miliz wird derzeit noch auf bis zu 4.000 Milizionäre geschätzt. Daher gestaltet sich die Demobilisierung in Somalia besonders schwierig. Die Mitglieder der Terrorgruppe nehmen die Aussteiger unerbittlich ins Visier und alle, die sie bei der Rückkehr in das zivile Leben unterstützen.

In dem Zentrum in Baidoa lassen sich etwa 120 ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer für einen Beruf schulen. Ein junger Mann im Blaumann bemüht sich gerade, einen Nagel in ein Bettgestell zu schlagen – er will Schreiner werden. Andere widmen sich der Reparatur von Motoren, oder wenden sich der Imkerei oder dem Gartenbau zu. Außerdem steht im Zentrum ein islamischer Geistlicher zu Diensten, der ihnen ein neues Islamverständnis vermittelt.

Landesweit sind drei ähnliche Zentren entstanden. Geleitet werden die Programme von den Vereinten Nationen. Zuständig dafür ist Waldemar Very: „Wir arbeiten da in einem ganz neuen Bereich. Wichtig ist zu verstehen, dass es schwierig ist, Menschen mit einem bestimmten ideologisch-psychologischen Hintergrund zu rehabilitieren. Das ist eine große Herausforderung. Wie macht man das in einer Weise, die garantiert, dass der ehemalige Kämpfer seiner Ideologie tatsächlich abgeschworen hat? Wie zuverlässig können wir beurteilen, ob wir jemanden wirklich wieder in die Gesellschaft eingliedern können?“

Da man ganz am Anfang dieser Arbeit steht und noch zu wenig Erfahrung gesammelt hat, sind die meisten dieser Fragen noch offen. Die Wiedereingliederung hunderter ehemaliger Kämpfer ist für Somalia eine ganz neue Aufgabe. Die Ergebnisse, die Somalia damit erzielt, können vielen Ländern dienen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandfunk“, dradio.de

Schlagwörter: Somalia, Al-Schabaab, Al-Shabab, Miliz, Aussteiger, Wiedereingliederung, Resozialisierung, Integration, Gesellschaft, Kämpfer, Islamisten, Demobilisierungszentrum, Baidoa, Terror, Terrorgruppe, Beruf, Ideologie, Deutschland, Gelder, Finanzen