Äthiopien: Ein Alptraum kehrt zurück

Meldung vom 24.03.2016

Als Viehbesitzer muss man sofort handeln, wenn eine Dürre beginnt. Sobald sich abzeichnet, dass der Niederschlag ausbleibt, dass Wasser und Futter immer weniger werden, muss man seine Tiere abstoßen. Am Anfang, wenn sie noch etwas Fleisch auf den Rippen haben, bekommt man einen fairen Preis. Danach wird es problematischer. Dann nämlich, wenn immer mehr Bauern ihre knochigen Rinder und Ziegen feilbieten, weil das Futter rar geworden ist.

Genau dieser Prozess lief vor etwa einem Jahr ab, als in Äthiopien die erste von zwei Regenzeiten entfiel. Sie ist ausschlaggebend für die Gerstensaat und verläuft eigentlich von Februar bis April. Doch kein Regentropfen fiel. Es wurde Juni, eigentlich der Monat, in dem die Zwerghirse gedeiht. Aus ihr fertigen die Äthiopier Injera an, das luftige Fladenbrot, das fast zu jeder Mahlzeit gereicht wird. Aber das Getreide kann nur wachsen, wenn die zweite Regenzeit einsetzt. Tat sie nicht – bis Oktober blieb der Himmel wolkenlos.

Zum Jahresende meldeten sich schließlich die Hilfsorganisationen zu Wort und warnten die internationale Gemeinschaft vor einer drohenden Hungerkrise. Ihre Sorge konzentrierte sich jetzt nicht mehr auf das Vieh, sondern die Menschen. Erste Warnungen fanden Eingang in die Presse: Die Dürre in Äthiopien könnte sich zu der schwersten seit 30 Jahren entwickeln. Seit den Achtzigern also, als das Land von einer Hungerkatastrophe heimgesucht wurde, in der etwa eine Million Menschen starb. Inzwischen warnen die Experten vor der schlimmsten Trockenheit seit einem halben Jahrhundert.

Im südlichen Afrika sind 28 Millionen Menschen von Lebensmittelknappheit betroffen. Und nicht nur Äthiopien ist in Gefahr. Sie zieht sich vom Horn Afrikas hinunter in den Süden: Auch in Mosambik, Malawi, Sambia, Simbabwe, Namibia und in Südafrika verzeichnet man nun schon im zweiten Jahr viel zu wenig Niederschlag. In Teilen Ostafrikas ist es hingegen zu Überschwemmungen gekommen, im Süden Äthiopiens, in Somalia und Kenia werden Ernten von zu viel Wasser und Schlamm vernichtet.

Das Wetter ist immer weniger kalkulierbar. Der Grund dafür hat einen fast schon niedlichen Namen: El Niño, das Kind. Der Name lässt sich auf das Christkind zurückführen, denn das Phänomen tritt besonders Weihnachten auf. Äthiopien konnte sich lange nicht von den Bildern von hungernden Kindern freimachen, die in den Achtzigern durch die Medien gingen. Kürzlich konnte das Land wirtschaftlich große Fortschritte machen. Doch jetzt scheint es, dass der Alptraum das Land wieder einholt. Und es benötigt wieder Hilfe.

Gebende Hände führt regelmäßig Hilfsgüterlieferungen zu den Hungernden in Äthiopien durch.


Weiterführende Informationen

 Äthiopien: Wie hilft Gebende Hände


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de