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Äthiopien: Die Ziegen halten am längsten durch

 
Meldung vom 30.03.2016

Erst erfasste eine lang anhaltende Dürre Äthiopien und ließ fast alle Haustiere der Nomaden verenden. Doch die Ziegen hielten durch – bis der Sturm kam. Ostafrika wird derzeit besonders hart von Wetterextremen getroffen.

Die vier Rinder der Nomaden-Familie starben zuerst, weil kein Futter mehr für sie vorhanden war. Seit über zwei Jahren fiel fast kein Regentropfen mehr im Landkreis Mille im Nordosten Äthiopiens. An Gras kann sich in der Region kaum mehr einer erinnern, zurück blieb eine staubige Steppe. Nach den Rindern verendeten die rund 100 Schafe. Dann wurden die fünf Kamele dahingerafft. Sie ließen noch ein langgezogenes Brüllen hören und verstummten dann.

Die Ziegen sind die größten Überlebenskünstler. Sie rupften noch das letzte Grün von den Zweigen der Dornsträucher, das anderen Tieren nicht bekommt. Aber auch sie waren nur noch Haut und Knochen und schwach, als in einer Augustnacht vergangenen Jahres ein Sturm über das Land hereinbrach. Der Regen peitschte gegen die Hütte von Fatuma Ali und Muhammed Hassan. Die Nomaden wohnen in abbaubaren und transportablen Behausungen. Über ein Gerüst aus Ästen werden Tierhäute und Grasmatten gedeckt.

Im Morgengrauen musste die Familie erkennen, dass der Regen nicht die Hoffnung auf neues Leben nach der Dürre, sondern noch mehr Leid gebracht hatte. Als die Eltern und ihre sechs Kinder nach draußen kamen, fanden sie die toten Ziegen. Die Tiere waren panisch herumgelaufen, um Schutz vor herabstürzender Wasser- und Schlammmassen zu finden. Dabei sind sie übereinander geklettert. Einige sind dabei wohl erstickt, andere durch Erschöpfung und Auskühlung gestorben. Wenige Tiere waren noch am Leben, sie zitterten genauso wie die drei Söhne und die drei Töchter.

Dank der Glut, die die 43-jährige Mutter über die Nacht gehütet hatte, konnten sich die Kinder an einem Feuer wärmen. Der Vater ging dazu über, die toten Tiere in den reißenden Fluss zu werfen, der wegen des Sturms plötzlich durch das nahe Flusstal Richtung Wüste strömte. Der 45-Jährige schätzte die Lage richtig ein: Eineinhalb Tage später war der Fluss wieder versiegt, das Tal begann wieder auszudörren. Zwar zeigten sich nun überall Grasspitzen. Doch weil kein weiterer Regen nachkam, versengte die Sonne die zarten Triebe. Nach fünf Tagen war der Boden so heiß, staubig und kahl wie zuvor.

Der Klimawandel ist für Europa eine Theorie, über die viel diskutiert wird, aber die wenig erfahrbar ist. Doch am Horn von Afrika erleiden die Nomaden die Folgen am eigenen Leib. Die Perioden der Trockenheit dehnen sich aus, die Unwetter werden immer heftiger und häufiger. 190 Ziegen hatte die Familie Ali, davon haben sechs überlebt. Der Vater gibt ihnen Getreidekörner, um sie vor dem Tod zu bewahren. „Das wenige, was wir haben, müssen jetzt Mensch und Tier teilen“, sagt er. „Denn nur wenn wir die letzten Ziegen durch die Dürre bringen, haben wir eine Chance, wieder eine Herde aufzubauen.“

Der Vater wartet verzweifelt darauf, dass die nächsten saisonalen Regen fallen. Aber wie sollen sie ihr Überleben bis dahin sichern? „Weil das Vieh tot ist, können wir den Kindern keine Milch mehr geben“, erklärt die Mutter. „Und wir haben kein Geld, um Getreide zu kaufen.“ Zwar händigen die lokalen Behörden Mais aus. „Doch wir haben erst 15 Kilogramm pro Monat bekommen – viel zu wenig.“ Deshalb hat die Familie die täglichen Mahlzeiten auf zwei gekürzt – es gibt entweder Getreidebrei oder Brotfladen. „Es ist zu wenig, die Kinder verlieren an Gewicht“, klagt Fatuma. „Ich muss mit ansehen, wie sie immer dünner werden.“

Gebende Hände führt regelmäßig Hilfsgüterlieferungen nach Äthiopien durch und erreicht besonders die Menschen, die von jeglicher Hilfe abgeschnitten sind.



Video-Beiträge zu diesem Thema

 Hungernde Ziege in Äthiopien


Weiterführende Informationen

 Äthiopien: Wie hilft Gebende Hände




Quelle: „20 Minuten Online“, http://www.20min.ch

Schlagwörter: Äthiopien, Nomaden, Vieh, Dürre, Klima, Klimawandel, Hunger, Hungersnot, Getreide, Landwirtschaft, Ziegen, Schafe, Rinder, Kamele, Regen, Niederschlag, Wetter, Wetterextreme, Trockenheit