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Kenia: Immer noch Alpträume – Studenten ein Jahr nach dem Attentat

Meldung vom 04.04.2016

Ein Jahr ist es her, dass Kämpfer der Al-Schabaab-Miliz die Universität im kenianischen Garissa stürmten und blindlings Studenten erschossen. Die Überlebenden kämpfen bis heute mit den Folgen des Terroranschlags. Die meisten müssen mit Gefühlen wie Wut und Angst klarkommen. Viele werden noch in ihren Träumen von den schlimmen Erinnerungen heimgesucht. Die meisten haben Schwierigkeiten, zu einem normalen Leben zurückzukehren.

Die Backsteinwände der Wohnheime auf dem Campus in Eldoret sind behängt mit Werbung für Laptops, USB-Sticks und billige Internet-Tarife. Die Korridore ziehen sich in die Länge, sie sind düster und ein wenig unheimlich. So ist zumindest der Eindruck von Evelyn Jepkemboi, 21. Sie lebt hier, seit sie vor einem Jahr das Terrorattentat in Garissa überlebt hat und von einer Kugel der Terroristen verwundet wurde.

Die Krücken, ohne die sie nicht gehen kann, erinnern sie jeden Tag an den alptraumhaften Anschlag an der Universität Garissa im Osten Kenias. Am 2. April 2015 drangen vier Kämpfer der somalischen Terrormiliz Al-Schabaab in das Universitäts-Gelände ein. Rund 15 Stunden hatten die sunnitischen Extremisten die Kontrolle über die Hochschule. Sie liefen durch die Gänge und Zimmer und erschossen 148 Menschen, vor allem christliche Studenten. Es war der Anschlag der Miliz in Kenia, der die meisten Tote gefordert hatte.

Für Evelyn Jepkemboi reicht ein kleiner Reiz, und sie wird wieder in die Vergangenheit versetzt, beispielsweise wenn sie Polizisten mit automatischen Waffen sieht. „Da läuft es mir kalt den Rücken hinunter“, gibt sie zu. Die Studentin zählt zu den rund 600 Überlebenden, die nach dem Anschlag zu der Moi Universität in Eldoret im Westen Kenias übergesiedelt wurden.

Um „den Weg zurück in die Normalität zu finden“, wurde Jebkemboi ein Stipendium vom Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD) zugesprochen. Das spendiert die Organisation auch rund 300 weiteren traumatisierten Studenten, die dem Massaker von Garissa entkommen konnten. Die Universität in Eldoret hat außerdem eine psychologische Beratungsstelle ins Leben gerufen. Das Personal dort ist rund um die Uhr ansprechbar. Das Angebot soll Studenten dabei unterstützen, die schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten.

„Es ist schwer, den Vorfall zu vergessen“, erklärt der Student Alex Kirui, 22. Manchmal verfolgen ihn die Erinnerungen bis in den Schlaf. „Du siehst dich selbst durch die Korridore gehen und stellst dir vor, diese Menschen hätten dich im Wohnheim gefunden.“ Die Angst hat Alex Kirui immer noch im Griff. Er grübelt immer wieder darüber, ob sich ein Anschlag wie in Garissa in Eldoret wiederholen könnte. Auf dem Gelände der Universität und in den Wohnheimen gehen ständig Sicherheitskräfte aus und ein. Aber reicht ihre Präsenz, um einen Terroranschlag zu verhindern?

Experten kündigen an, dass Kenia gefährdet ist für neue Anschläge. „Es gibt schwere Sicherheitsmängel“, meint der Afrika-Experte Ben Payton von der Risikoberatung Verisk Maplecroft. „Es ist nicht auszuschließen, dass es einen weiteren Anschlag im Ausmaß von Garissa oder Westgate geben könnte.“ Payton erinnert unter anderem an das Attentat im Jahr 2013 auf das Einkaufszentrum Westgate in der Hauptstadt Nairobi. Kämpfer der Al-Schabaab ermordeten dabei mindestens 67 Menschen.

Die Regierung von Präsident Uhuru Kenyatta wird immer wieder kritisiert, zu wenige Maßnahmen für den Schutz der Bevölkerung zu ergreifen. Einige Studenten in Eldoret ziehen auch die Politiker für das Uni-Massaker vor einem Jahr zur Verantwortung. „Ich bin wütend“, meint Dorine Okech, 22. Für sie ist die Regierung bei dem Attentat in Garissa gescheitert und trägt eine Mitverantwortung am Tod der vielen Menschen. „Sie brauchten zu lange und eine ganze Armee, um vier Männer zu überwältigen“, bemängelt die Studentin.

Dorine Okech verbarg sich während der Gewalttaten in Garissa in einem Schrank. Sie ist überzeugt, dass sie die 15 Stunden des Angriffs nur dank einer Freundin unbeschadet überlebt hat, die den Terroristen gegenüber ihr Versteck geheim hielt. Die Freundin wurde getötet, ebenso wie Okechs Freund. Die Studentin fühlt eine tiefe Verpflichtung den beiden gegenüber: „Ich habe mir geschworen, dass ich unsere gemeinsamen Träume leben werde.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Kenia, Anschlag, Terroranschlag, Garissa, Universität, Campus, Studenten, Trauma, Angst, Überlebende, Sicherheit, Eldoret, Moi Universität, Wohnheim, Extremisten, Al-Schabaab, Al-Shabab