Südsudan: Abwärts-Spirale – Bürgerkrieg und Wirtschaftslage potenzieren das Elend

Meldung vom 05.04.2016

Seit Monaten harren die Menschen im Südsudan darauf, dass ein Friedensplan und die Bildung der Übergangsregierung endlich in Gang kommen. Nun nimmt auch die Wirtschaftskrise im Land bedrohliche Ausmaße an. Längst ist sie auch bei der Mittelschicht angekommen.

Beniah Duku wohnt in Kajo-Keji, einer Kleinstadt etwa 120 Kilometer von der südsudanesischen Hauptstadt Juba entfernt. Duku hat als einziger einen Arbeitsplatz in seiner achtköpfigen Familie und sein Erwerb muss alle versorgen. Er ist besorgt: „Die Wirtschaftskrise bedroht unsere Existenz.“ Dabei kann Duku froh sein über seinen vergleichsweise sicheren Job: Er verdingt sich als Sozialarbeiter in einem Krankenhaus. Doch die rasante Inflation der vergangenen Monate nötige ihn, selbst grundlegende Dinge einzusparen. „Eine Familie kann auch ohne Zucker überleben“, meint er trocken. Der Kauf von Kleidung ist ohnehin schon seit längerer Zeit überflüssiger Luxus.

Während die internationale Gemeinschaft darauf dringt, dass der im August 2016 vereinbarte Friedensplan zwischen Präsident Salva Kiir und dessen früheren Stellvertreter und Rebellenführer Riek Machar realisiert wird, wird die Lebenslage für die Bevölkerung des Südsudan immer prekärer. Ende März 2016 sagten UN-Experten voraus, dass einige Teile des Landes in eine verheerende Hungersnot steuern. Wegen der immer wieder auflodernden Kämpfe haben Millionen Menschen ihr Heim verlassen – ihre Felder liegen brach. Die Preise für Konsumgüter haben sich während des seit mehr als zwei Jahren tobenden Bürgerkriegs verdreifacht.

Doch Ernteausfälle und Flucht sind nicht die einzigen Ursachen für die Wirtschaftskrise im Südsudan. „Die Regierung hat die Zölle auf Importe erhöht“, erklärt der Geschäftsmann Guya Saviour. Die erhöhten Kosten müssten die Händler und Ladenbesitzer auf die Kunden abwälzen. „Einige meiner Kollegen haben ihre Betriebe bereits aufgegeben“, so Saviour.

Hinzu kommen der Fall des Ölpreises und die Kosten für den Öltransport. Denn die Pipelines, durch die das begehrte Öl aus dem Südsudan zu dem Rest der Welt fließt, verwaltet das Nachbarland Sudan. Und dort werden hohe Gebühren dafür erhoben. Öl ist das einzig erhebliche Exportprodukt und die wichtigste Einnahmequelle Südsudans. Auf die Einnahmen ist das Land für Lebensmittelimporte dringend angewiesen. Versuche der Regierung, das Südsudanesische Pfund im Wert herunterzustufen, um leichter an US-Dollars zu kommen, haben das Elend der Bevölkerung weiter verschlimmert.

Zudem kann sich das Land wirtschaftlich nicht erholen, weil überall Korruption um sich greift. Immer wieder sollen Regierungsbeamte und Rebellen Händler und Spediteure zu illegalen Abgaben gezwungen haben. Die Regierung müsse zunächst ein erfolgreiches Konzept für die Steuereintreibung entwickeln und durchsetzen, sagt James Garang. Der Ökonom ist für die südsudanesischen Denkfabrik Ebony Center for Strategic Studies and Development tätig. „Die Lösung dieser Krise braucht Zeit“, meint Garang. Basis allen Fortschritts ist aber die Umsetzung des Friedensplans.

Der Plan baut auf eine gemeinsame Übergangsregierung von Salva Kiir und Riek Machar. Aktuell hält sich Machar noch im äthiopischen Exil auf; schon seit Wochen erwarten Beobachter seine Rückkehr nach Juba. Dort soll ihm abermals das Amt des Vizepräsidenten zuerkannt werden.

Um seine persönliche Sicherheit zu gewährleisten, hatte Machar verlangt, zunächst Teile seiner Truppen in die Hauptstadt verlegen zu dürfen. Diese werden nach Aussagen von Regierungsvertretern derzeit eingeflogen. Ende dieser Woche sollen laut einer Vereinbarung 1.370 Soldaten Machars in Juba Stellung beziehen.

Der Bürgerkrieg hat inzwischen mehr als zwei Millionen Flüchtlinge zur Folge; sechs Millionen Menschen benötigen Nahrungsmittelhilfe.

Gebende Hände führt im Südsudan Hilfsgüterlieferungen durch. Wir erreichen versprengte Flüchtlinge gerade in den umkämpften Gebieten wie Malakal und Pibor.



Weiterführende Informationen

 Südsudan: Wie hilft Gebende Hände


Quelle:  „Deutsche Welle“, dw-world.de