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Südafrika: Zumas Vereidigung zum Präsidenten

 
Meldung vom 12.05.2009

Mit der Präsidentschaft Jacob Zumas beginnt für den Staat am Kap eine entscheidende Phase seiner demokratischen Geschichte. Die Feier zu Zumas Vereidigung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Südafrika mit Arbeitslosigkeit, HIV und Ungerechtigkeit zu kämpfen hat. Zudem wird die Integrität Zumas im Ausland in Zweifel gezogen.

Jacob Zuma tritt staatsmännisch auf. Im Innenhof des Präsidentensitzes in Pretoria wird getanzt. Zuma aber verzichtet in den letzten Momenten vor seiner Vereidigung auf jene Show-Elemente, die seinen Wahlkampf geprägt hatten. Er führt Sizakele, die älteste seiner drei Ehefrauen, auf die Bühne, begrüßt Nelson Mandela und spricht dann die Worte aus, auf die er jahrzehntelang hingearbeitet hatte. „Ich, Jacob Gedleyihlekisa Zuma, schwöre, dass ich der Republik Südafrika gewissenhaft dienen werde... So wahr mir Gott helfe.“ In diesem Moment ist der 67-Jährige in das Amt des vierten demokratisch gewählten Präsidenten eingesetzt – fast auf den Tag genau 15 Jahre nach der Amtseinführung Nelson Mandelas.

Die 30.000 Anhänger vor dem Präsidentenhaus wurden bitter enttäuscht, denn sie warteten danach vergeblich auf Zumas Wahlkampfsong „Umshini Wami“ („Holt mir mein Maschinengewehr“) – obwohl ein Sprecher seiner Partei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) einen Präsidententanz versprochen hatte. Doch der ebenso populäre wie umstrittene Präsident gibt sich an diesem Tag seriös.

Die Sieben-Millionen-Euro-Feier kann nur ein paar Stunden die Realität aufschieben, die nach der Feier unweigerlich auf Zuma wartet. Mit Spannung wird in den nächsten Monaten verfolgt werden, wie Zuma seine Wahlversprechen umsetzen wird. In den kommenden Wochen werden die vielleicht wichtigsten Weichen in der demokratischen Geschichte Südafrikas gestellt.

Zuma selbst muss sein durch Korruptionsvorwürfe und martialische Symbolik ramponiertes Image aufpolieren. Stimmenverluste und eine erstarkte Opposition sorgen beim ANC zusätzlich für Nervosität. Auch der Ruf des ANC, der als älteste Freiheitsbewegung Afrikas einst eine nahezu heilige Institution darstellte, hat in den vergangenen Jahren gelitten.

Die wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen sind groß. Zuma ist gezwungen, an der Schwelle zur ersten Rezession nach 14 Jahren Wirtschaftswachstum die Verlierer der Post-Apartheid-Ära zufriedenstellen, ohne Investoren zu verlieren. Südafrika gehört zu den Ländern mit den größten sozialen Extremen weltweit. Seine gewagten Zusagen, massenhaft neue Arbeitsplätze und ein flächendeckendes Gesundheitssystem zu schaffen, hat Zuma allerdings unter schwierigsten Umständen gemacht. Allein im ersten Quartal wurden 208.000 Jobs eingespart. Die hohen Erwartungen und die allgemeine Euphorie versucht Zuma bei seiner Vereidigung ein wenig zu dämpfen: „Wir müssen anerkennen, dass wir uns in schwierigen Zeiten befinden“.

Wie schwierig sich auch der außenpolitische Spagat zwischen alter Verbundenheit aus Zeiten des Befreiungskampfes und Bewahrung der Menschenrechte gestaltet, zeigte ein Blick auf die Gästeliste von Zumas Vereidigung. Die Feier wurde durch die Diskussion um die Einladung der international geächteten Präsidenten Simbabwes und des Sudans, Robert Mugabe und Omar al-Baschir, beeinträchtigt. Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte al-Baschir sagte ab, wohl um sich nicht dem Risiko einer Festnahme auszusetzen. Mugabe aber gesellte sich fröhlich winkend zu den anderen 28 meist afrikanischen Staatspräsidenten.

Man muss anerkennen, dass Zuma über Charisma verfügt – auch wenn seine Biografie westliche Beobachter in machen Punkten befremdet. Der einstige Schafhirte lebt in Polygamie und steht dazu. Südafrika hat nun drei First Ladies – und 18 Präsidentenkinder. Und Zuma ist entgegen aller Vorurteile alles andere als ungebildet. Zehn Jahre wurde er als politischer Häftling auf Robben Island festgehalten. Durch die Debatten mit den anderen, oft hochintellektuellen Inhaftierten und die Lektüre eingeschmuggelter Literatur habe sich Zuma zum Absolventen „einer der schwierigsten Institutionen höherer Ausbildung“ qualifiziert, schreibt Jeremy Gordin in einer Biografie über Zuma.

Doch diese Schule liegt Jahrzehnte zurück, genau wie der Befreiungskampf, der ihn so beliebt gemacht hat. In der internationalen Wahrnehmung erscheint Zuma als Gegenpol zum moralisch unantastbaren Nelson Mandela. Lachend hob der neue Präsident seinen Blick in den Himmel, wo Flugzeuge der Luftwaffe zu einem Formationsflug ansetzten. Dieser Moment bleibt neben der Vereidigung von Mandela 1994 als einer der emotionalsten Momente gegenwärtig. Die Bilder von damals und gestern – sie ähneln sich. Doch bei genauerem Hinsehen liegen Welten dazwischen.


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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de