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Sambia: Ausländerfeindliche Unruhen ausgebrochen

Meldung vom 22.04.2016

In Sambias Hauptstadt Lusaka sind Unruhen ausgebrochen. Eine größere Menge von Slumbewohnern lynchte zwei ruandische Kleinhändler. Zuvor entwickelte sich aus Gerüchten ein regelrechtes Pogrom. Sambia ist eigentlich ein friedliches afrikanisches Land. Auslöser für die Gewaltwelle war jedoch eine Serie bizarrer Ritualmorde.

Sambia gilt als ein stabiles, ruhiges Land. Gerade deswegen sorgt die ausländerfeindliche Hatz, die sich in der Hauptstadt Lusaka am Montag und Dienstag (18. u. 19.04.2016) ereignete, für Entsetzen. Zwei ruandische Kleinhändler wurden nach Polizeiangaben am Montag lebendig verbrannt, mindestens 62 Geschäfte ausgeraubt, einige davon in Schutt und Asche gelegt. Die Polizei hat 256 Menschen wegen Beteiligung an den Übergriffen inhaftiert.

Begonnen haben die Gewalttaten mit dem Gerücht, ein ruandischer Geschäftsmann in Lusaka sei für eine Serie bizarrer Ritualmorde verantwortlich, die die Millionenstadt seit einiger Zeit in Schockstarre versetzt. Acht Leichen sind auf Lusakas Straßen in den letzten Wochen entdeckt worden – alle waren verstümmelt. Es fehlten einzelne Körperteile wie Genitalien, Ohren, Augen oder das Herz.

In der Öffentlichkeit kursierten Mutmaßungen, jemand habe sich einem lukrativen Handel mit Körperteilen und Blut zu rituellen Zwecken verschrieben. Am Sonntag verkündete Sambias Präsident Edgar Lungu höchstpersönlich bei einem Kirchenbesuch, vier Täter seien festgenommen worden, und er werde nicht gestatten, dass in einem christlichen Land Menschen umgebracht werden, zudem noch für magische Rituale.

In ihrem Bericht über Lungus Auftritt am Montag spiegelte die große sambische Zeitung Daily Mail praktisch den gesamten gesellschaftlichen Prozess, der in das Pogrom mündete: „Wir verdächtigen Geschäftsleute, die schnell reich werden wollen und zu Hexendoktoren gehen, für den Schrecken verantwortlich zu sein, der die Menschen beunruhigt. Wir verdächtigen auch Wunderprediger, die magische Kräfte brauchen, hinter dieser mit Opferriten verbundenen Tötungsserie zu stecken. Ausländer aus Ländern, in denen rituelle Tötungen praktiziert werden, könnten auch hinter den Körperverstümmelungen stecken.“

Als dann auch noch der Name eines Händlers aus Ruanda mit den Verbrechen in Zusammenhang gebracht wurde, brach eine gegen Ruander gerichtete Gewaltwelle in Lusakas Armensiedlungen los. In Sambia haben rund 4.000 Ruander Obdach gefunden, viele davon ehemalige Täter des Völkermords an den Tutsi und deren Familien. 2013 kategorisierte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) sie nicht mehr als Flüchtlinge ein, weil Ruanda mittlerweile als sicheres Herkunftsland eingestuft wurde; sie müssen nun entweder in ihre Heimat zurück oder sich in Sambia um eine reguläre Aufenthaltserlaubnis bemühen.

Viele Ruander, die bisher im UNHCR-Flüchtlingslager Meheba im Nordwesten Sambias untergekommen sind, haben stattdessen in Lusakas informeller Wirtschaft Fuß gefasst. Die Sambier bringen ihnen keine Sympathie entgegen, und ihre Vergangenheit bringt sie schnell in Verruf, für allerlei Verbrechen verantwortlich zu sein. Hinzu kommt, dass in Sambia eine regelrechte Wirtschaftsflaute herrscht. Die Menschen leiden zunehmend an Lebenmittelknappheit. Alle existenziellen Kosten klettern in die Höhe. Der Unmut der Bevölkerung wächst und findet daher auch schnell ein Ventil in solchen Pogromen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Sambia, Pogrom, Ausländerfeindlichkeit, Gewaltwelle, Hatz, Lynchmord, Ruander, Kleinhändler, Ritualmord, Leichen, Lusaka, verstümmelt, Körperteile, rituelle Tötungen, Opfer-Rituale, Hexendoktor, Flüchtlinge, Slums, Völkermord, Tutsi, Hutu