Philippinen: Kurz vor der Wahl – Kirche warnt vor gefährlichen Kandidaten

Meldung vom 03.05.2016

Die Philippinen gehen in die heißeste Wahlkampfphase. Nur noch wenige Tage, dann wird der Urnengang stattfinden. Nach derzeitigen Umfragen führt jedoch ein Kandidat, der sich bisher vor allem durch Skandalgeschichten einen Namen gemacht hat. Bisher haben Rodrigo Duterte weder seine derben Sprüche noch seine radikale Art geschadet. Nun wird dem Favorit für das Präsidentenamt vorgeworfen, versteckte Konten im Ausland zu unterhalten. Könnte er wenige Tage vor der Wahl noch zu Fall gebracht werden?

In der bereits aufgeladenen Atmosphäre des philippinischen Wahlkampfs bringen neu aufgetauchte Dokumente zusätzliche Aufregung. Der derzeitige Favorit für das Präsidentenamt, der Unabhängige Rodrigo Duterte, soll zusammen mit seiner Tochter bis 2015 undeklariertes Vermögen auf 17 Bankkonten im Umfang mehrerer Millionen Dollar beiseite geschafft haben. Die Transaktionen der letzten Jahre sollen eine Summe von rund 2,4 Milliarden Peso ergeben, was etwa 45 Millionen Euro entspricht.

Konkret soll Duterte 211 Millionen Pesos nicht versteuert haben, womit implizit der Vorwurf im Raum steht, Duterte habe sich durch schmutzige Gelder bereichert. Die Anschuldigung trifft insofern ins Herz der Duterte-Kampagne, als der Bewerber aus dem Süden sich als kompromissloser Verbrechensbekämpfer und Gegner der Korruption in den elitären Kreisen Manilas beworben hat. Die betreffenden Auszüge der Bank of the Philippine Islands (BPI), deren Echtheit noch nicht geklärt ist, sind von Senator Antonio Trillanes publik gemacht worden, der an der Seite von Senatorin Grace Poe um das Amt des Vizepräsidenten kämpft. Die parteilose Grace Poe, die ebenfalls das Amt der Präsidentin anstrebt, kommt gemäß Umfragen auf 23 Prozent, Duterte auf 35 Prozent Zustimmung.

Der 71-jährige Duterte hat zwar die Existenz von Konten zugegeben, doch darauf befänden sich nur 67.000 Pesos. Die Listen mit den etwas suspekt wirkenden Millionentransfers nennt er eine Fälschung und den Versuch, seine bisher erfolgreiche Kampagne zu boykottieren. Doch dass Skepsis begründet ist, offenbart die Tatsache, dass er sich bisher geweigert hat, der Bank zu gewähren, Einblick in die Konten und Transfers zu erteilen.

Der in Umfragen auf dem dritten Platz rangierende Präsidentschaftsbewerber der Liberal Party, Manuel Araneta Roxas, und dessen Partnerin für das Vizepräsidentenamt, Leni Robredo, haben das Thema sofort aufgegriffen und angeboten, ihre Bankdaten transparent zu machen. Damit gerät Duterte zusätzlich in Handlungszwang. Allerdings findet der Urnengang bereits am 9. Mai statt, und es ist durchaus denkbar, dass Duterte sich in der Schlussphase der Schlammschlacht noch um die Wahrheit drücken kann. Insgesamt könnte er Vorteil daraus ziehen, dass auf den Philippinen der Bewerber mit den meisten Stimmen gewinnt.

Noch muss man beobachten, wie sich die neuen Vorwürfe auf die Bevölkerung auswirken. Es ist nicht das erste Mal, dass Duterte heftig angegriffen wird. Er hat sich durch zahlreiche Skandalgeschichten bereits einen schlechten Ruf erworben. Dennoch konnte zum Entsetzen der Elite und unter alarmierten Blicken von Wirtschaftskreisen „Rodi“ Duterte in den vergangenen Wochen in Umfragen trotz allem weitere Stimmen einfangen. Angesichts dieser Ausgangslage wird es ihm unter Umständen nicht schwer fallen, den Angriff von Trillanes, hinter dem sein Lager Grace Poe als Drahtzieherin vermutet, in gewohnt populistischer Art als unfairen Angriff auf seine Person abzuwehren.

Die katholischen Bischöfe der Philippinen warnen derweil vor gefährlichen Kandidaten. Eine Woche vor den Wahlen rufen sie zur Wahl gottesfürchtiger Kandidaten auf. „Wer nach Heilung der Wunden einer auf Spaltung ausgerichteten Politik strebt, die Rechte aller respektiert, es mit seiner oder ihrer Gottesfurcht ernst meint und die Gebote ergeben befolgt, hat die Unterstützung der katholischen Bischofskonferenz der Philippinen“, betonte deren Vorsitzender, Erzbischof Socrates Villegas. In seinem „pastoralen Appell“ verdeutlichte Villegas, dass die Bischöfe keinen bestimmten Kandidaten propagieren. Er warnte die Gläubigen aber davor, ihre Stimme Kandidaten zu geben, deren Positionen nicht nur „politisch gefährlich“, sondern auch „moralisch unverantwortlich“ seien. Dieser Hinweis kann sicherlich als Warnung vor Rodrigo Duterte aufgefasst werden.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online“, nzz.ch