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Ghana: Der Kinderhandel blüht

Meldung vom 11.05.2016

In Ghana blüht der Kinderhandel. Oft sind sie gerade einmal zehn Jahre, wenn sie von ihren Eltern verkauft werden. In Ghana hat sich der Handel mit Minderjährigen ausgeweitet. Besonders in der Fischerei wird die Arbeitskraft von Jungen gebraucht, die Kleinen werden gehalten wie Sklaven. Sie verrichten ihren Job oft unter unmenschlichen Bedingungen und unter Lebensgefahr.

Es ist ein arbeitsamer Tag für die ghanaischen Fischer im Küstendorf Oblojo. Sie stehen in ihren Kanus und ziehen die Fischernetze aus dem Meer. Es ist unübersehbar: Fast alle sind Jugendliche oder sehr junge Männer. Der 19-jährige Kofie Allotey wurde bereits mit zwölf Jahren zum Fischfang eingesetzt. Er schildert, dass ihn damals Menschenhändler aus der Hauptstadt Accra hierher geschafft hätten – mit der Einwilligung seiner Eltern. „Wir arbeiten hier als Fischer. Ich habe auch einen Herren, einen ,Master‘“, erklärt Allotey. Sein Traum war eigentlich der Schulbesuch, aber sein Vater war dagegen.

Neben Allotey meldet sich der 16-jährige Paa Solo zu Wort. Er berichtet lebhaft von den täglichen Aufgaben. „Wir stehen nachts um ein Uhr auf und kommen abends um sechs wieder nach Hause.“ Die Arbeit sei sehr riskant. „Viele Jungen sind schon gestorben bei dem Versuch die Netze einzuholen“, weiß Paa Solo. Weil das Wasser so tief sei, hätten sie die Netze nicht fassen können, seien ins Wasser gefallen und ertrunken.

Nii Kwei arbeitet Seite an Seite mit Paa Solo. Er ist gerade mal 13 Jahre alt. Er war bereits im Alter von zehn Jahren einem „Master“ überantwortet worden. „Manchmal fallen wir ins Wasser, wenn wir mit dem Boot rausfahren. Wer schwimmen kann, dem passiert nichts. Aber wer nicht schwimmen kann, ertrinkt.“ Mit einem guten Fang erhalten die Jungs einen Lohn von etwa 50 US-Dollar (43 Euro) pro Woche, erzählt Kwei.

Challenging Heights ist eine ghanaische Nichtregierungsorganisation, die sich gegen Kinderhandel stark macht. Sie erkennt einen neuen Trend: Einige der Jungen würden von ihren Mastern in eine Zwangsehe gegeben. „Die Jungen erledigen schon als Kind die harte Arbeit der Fischer und werden dann entsprechend jung verheiratet“, erklärt James Kofi Annan, der die Organisation leitet. Die „Master“ verschacherten die Jungen manchmal für nur 13 Dollar. „Und die Jungen bekommen nichts: keine Lebensgrundlage, keine Bildung, keine Perspektiven“, kritisiert Annan.

Der 13-jährige Nii Kwei gibt Auskunft, dass manche seiner Freunde schon verheiratet seien. „Die Master geben ihnen Geld dafür, damit sie der Hochzeit zustimmen.“ Nach dem Gesetz machen sich Eltern strafbar, die ihre Kinder der Zwangsarbeit preisgeben, sie verkaufen oder zu jung verheiraten. Sie könnten dafür eine Haftstrafe von fünf bis zehn Jahren erhalten.

Comfort Kobson wohnt im Fischerdorf Oblojo. Er berichtet, dass unter Eltern hier im Dorf langsam ein Sinneswandel stattfinden würde – weil die grauenhaften Geschichten der Kinder, die befreit werden konnten, langsam die Runde machten. „Die Eltern weinen, wenn sie das mitbekommen“, bezeugt Kobson. Als seine NGO in dem Dorf aktiv wurde, hätten die Mitarbeiter Aufklärung bei den Eltern geleistet. „Die Eltern haben der Organisation dann Geld gegeben, damit sie ihre Kinder wieder zurückbringen.“ Challenging Heights bemüht sich nun mit einer Kampagne Eltern, die ihre Söhne in den Sklavenhandel weggeben, zur Rechenschaft zu ziehen. Der NGO zufolge mühen sich 100.000 Kinder unfreiwillig als Fischer ab.

Auf die Polizei kann James Kofi Annan sich kaum verlassen. „Ich bin sehr enttäuscht, dass die Polizei nicht genügend Personal hat. So können sie das Problem nicht lösen.“ Die Eltern müssten mit den Fakten konfrontiert werden, zum Beispiel dass ihnen mindestens fünf Jahre Gefängnis drohen, wenn sie ihr Kind veräußern. Ghanas Familienministerium ist jetzt ebenfalls in die Gänge gekommen und hat mitgeteilt, es werde mit allen relevanten Akteuren an einem Strang ziehen, um den Kinderhandel auszumerzen. Die Regierung hält soziale Kontrolle für eine angebrachte Maßnahme: Das Ministerium forderte die Bevölkerung auf, verdächtige Eltern der Polizei zu melden.




Quelle:  „Deutsche Welle“, dw-world.de

Schlagwörter: Ghana, Kinder, Kinderhandel, Kinderrechte, Sklaven, Zwangsarbeit, Fischer, Fischerei, Kinderarbeit, Zwangsehe, Master, Familienministerium