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Äthiopien: Erste Regentropfen nach langer Dürre

 
Meldung vom 12.05.2016

Äthiopien kämpft mit den Folgen der schwersten Dürre seit 50 Jahren. Zwar ist der lang ersehnte Niederschlag jetzt endlich eingetroffen, aber die Auswirkungen der Trockenheit sind damit nicht gebannt. Noch lange werden die Menschen in Äthiopien mit den Folgen der Dürre ringen. Das liegt auch daran, dass die Regierung auf manchen Gebieten versagt hat.

In den Wüsten und Halbwüsten Afars sind infolge der Dürre bislang 440.000 Ziegen und Schafe, 105.000 Rinder, 15.000 Kamele und 4.500 Esel verdurstet und verhungert. Nun haben die Nomaden kaum noch Fleisch und Milch, ihre vorherrschenden Nahrungsmittel. Und sie können nicht mehr auf Lasttiere zurückgreifen, die sie für ihre beschwerlichen Wanderschaften benötigen.

„Gerade jetzt müssen wir verstärkt ran – mit Geld, mit konkreter Hilfe für den Wiederaufbau der Viehbestände, mit einer lauten Stimme“, fordert Till Wahnbaeck, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe. Wahnbaeck hat vor zwei Wochen Afar bereist, um sich einen Eindruck von der Notlage zu verschaffen. „Dies ist eine vergessene Krise, weil sie weit weg von uns stattfindet und uns nicht so direkt bedroht wie die Flüchtlingskrise“, schlussfolgert er. Für die Menschen in Äthiopien aber sei die Krise zum Dauerzustand geworden, seit Jahren lösen sich Mangelernte und Dürre nahtlos ab, und zwischen den Krisen entstünden keine Pausen mehr.

Die äthiopischen Kleinbauern und Hirten sind nach den jüngsten Niederschlägen zwar erleichtert, aber die desaströsen Folgen der Dürre sind damit nicht verschwunden. Die Getreidespeicher sind leer, das Viehfutter ist vollständig verbraucht. Und mancherorts kommen sogar so heftige Niederschläge herunter, dass die Felder überschwemmt werden und Straßen sich in Morast verwandeln. Das verlangsamt den Transport von Hilfsgütern in abgelegene Gegenden.

Immerhin können die Ackerbauern im Tiefland jetzt Mais und Hirse säen, die Aussichten für eine bessere Ernte als im Vorjahr stehen gut. Damals blieb „Belg“, die kleine Regenzeit, fern. Eine überlebensnotwendige Rolle spielt aber die nächste Aussaat der Hauptnahrungsmittel Teff und Weizen im Juni und Juli. Wenn dann „Kiremt“, die große Regenzeit, nicht über das Land kommt, könnte sich die Ernährungslage dramatisch verschärfen.

Durch die periodischen Dürren, die Äthiopien seit acht Jahren bedrängen, leiden nach Schätzungen der Vereinten Nationen rund 20 Millionen Menschen schon Hunger – ein Fünftel der 102 Millionen Einwohner. Jedes vierte Kind weist heute schon Anzeichen von Unterernährung auf. Agrarexperten zeigen aber auch die Probleme im Land auf. Sie beobachten ein strukturelles Nahrungsmitteldefizit, also Versorgungslücken, die auf die unproduktive Landwirtschaft und das schnelle Bevölkerungswachstum von 2,5 Prozent pro Jahr zurückzuführen sind.

Nach amtlichen Angaben ist die landwirtschaftliche Produktivität in jüngster Zeit um jährlich 6,6 Prozent gewachsen, doch die Experten vermuten, dass die Regierung diese Zahlen stark beschönigt hat. Die Wirklichkeit im Hinterland bietet ein ganz anderes Bild: Millionen von Subsistenzbauern produzieren gerade so viel, dass sie selbst davon leben können. Von Fachwissen, Kapital, Maschinen, Kunstdünger, hochwertigem Saatgut und Zugang zu Märkten können sie nur träumen. Sie beackern seit Jahrhunderten extrem magere Böden, die Eigentum des Staates sind; es gibt folglich kaum Anreize, die Erträge zu verbessern.

Äthiopien hängt in diesen Tagen von der schnellen und nachhaltigen Unterstützung der internationalen Gemeinschaft ab. Aber die Zukunft des Landes hält die Regierung in Addis Abeba selbst in den Händen. Niemand kann die dringlichen Reformen an ihrer Stelle durchführen. Zur Debatte stehen dabei eine weitsichtige Bildungs- und Gesundheitspolitik und eine vernünftige Familienplanung, um die Zahl der Geburten zu verringern. Oberste Priorität sollte die überfällige Modernisierung der Landwirtschaft haben.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Äthiopien: Dürre-Katastrophe in der Afar-Region




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Äthiopien, Dürre, Regen, Niederschlag, Felder, Landwirtschaft, Ernte, Ernteausfall, Regenzeit, Überschwemmung, Vieh, Nomaden, Subsistenz-Wirtschaft, Bauern, Viehbestände, Nahrungsmittel, Ernährung, Hunger, unterernährt, Kinder, Moderinisierung, Maschinen, Dünger, Saatgut, Fachwissen, Familienplanung, Getreidespeicher, Viehfutter