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Südsudan: Ein Land hängt am Erdöl-Tropf

Meldung vom 07.06.2016

Wenn Erdöl die einzige Einnahmequelle eines Landes ist, bedeutet das ein großes Risiko. Der Südsudan ist in eine dreifache Krise geraten: Der Bürgerkrieg, die anhaltende Dürre und Nahrungsmittelnot – und dazu auch noch der fallende Erdölpreis lassen das Land ausbluten. Nun bemüht sich die Regierung gegenzusteuern. Man will zukünftig mehr auf eigene Agrarproduktion setzen, um von Importen und Erdöl unabhängiger zu werden.

Laut Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das Bruttoinlandsprodukt des Südsudan dieses Jahr um 7,8 Prozent zurückgehen. Die Hauptschuld an der wirtschaftlichen Talfahrt tragen der blutige Bürgerkrieg und die hohe Abhängigkeit von Erdöl.

Die Regierung hat nun an die zwölf Millionen Einwohner appelliert, sich verstärkt der Landwirtschaft zu widmen. Anfang des Jahres ist der Preis von einem Barrel Rohöl auf unter 30 US-Dollar gesunken. Und auch wenn sich in der Zwischenzeit der Ölpreis wieder etwas stabilisiert hat, sind die erdölfördernden Volkswirtschaften in Afrika in einen echten Engpass geraten. Besonders Besorgnis erregend ist die Situation im Südsudan: Das Land ist laut dem Länder-Informations-Portal der GIZ weltweit am meisten angewiesen auf den Export seines Erdöls.

In den ersten beiden Jahren nach der Unabhängigkeit 2011 hat das Land fast 245.000 Barrel Rohöl pro Tag gefördert. Die Einnahmen gingen in die Milliarden-Höhe. Aus dieser Quelle wurden 98 Prozent des südsudanesischen Staatshaushalts gespeist. Die politische Elite hatte in den Rekordjahren keine Veranlassung, die arbeitsintensive Landwirtschaft auszubauen. Die Versorgung mit Agrarprodukten aus eigenem Anbau wurde nicht verfolgt, stattdessen wurden die benötigen Nahrungsmitteln einfach eingeführt.

Und so werden heute die Hühner aus Brasilien herbeigebracht. Bohnen, Tomaten, Zwiebeln, Maismehl, Speiseöl und Milchprodukte liefern zumeist die benachbarten Länder wie Kenia, Uganda oder dem Sudan. Allein die Nahrungsmittelimporte lässt sich der Südsudan laut Schätzungen der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) zwischen 200 und 300 Millionen US-Dollar pro Jahr kosten. Der Importanteil bei Lebensmitteln beläuft sich auf rund 50 Prozent.

Der verheerende Bürgerkrieg, der im Dezember 2013 ausbrach, bewirkte eine weitere Abwärts-Spirale für das Land. Der blutige Konflikt weitete sich auch auf die Öl-produzierenden Bundesstaaten Jonglei, Unity und Upper Nile aus. Die Kämpfe lösten große Flüchtlingsströme aus. Hunderttausende Menschen benötigen humanitäre Hilfe. Nach dem Friedensabkommen vom August 2015 wurde der Rebellenführer Riek Machar am 26. April 2016 als Vizepräsident eingesetzt. Seitdem hofft man in dem Land auf Frieden. Laut UN-Angaben hat der Bürgerkrieg bislang 50.000 Tote hinterlassen, über zwei Millionen mussten die Flucht ergreifen.

Der Bürgerkrieg und der Verfall der Erdölpreise haben schonungslos die Fehlkalkulationen des wirtschaftlichen Systems aufgedeckt. In der Regierung will man nun den Kurs ändern, die Förderung der Landwirtschaft steht jetzt im Fokus der Zukunftsplanung. Im Rahmen einer öffentlichkeitswirksamen Aktion verschenkte Präsident Salva Kiir im letzten Jahr 1.000 Traktoren an Landwirte im ganzen Land. Außerdem berief Kiir einen Rat für Ernährungssicherheit, bei dem er selbst den Vorsitz einnimmt. „Ich bin fest entschlossen, den Hunger und die Unterernährung in der Republik Südsudan zu beenden“, sagte Kiir anlässlich der feierlichen Übergabe der Traktoren.

Die Aussichten für eine erfolgreiche Agrarwirtschaft im Südsudan stehen nicht schlecht. 75 Prozent der Flächen sind für die landwirtschaftliche Nutzung geeignet. Außerdem sind am Weißen Nil mit seinen Sümpfen und Nebenflüssen ausreichend Fischgründe vorhanden. Auf 300.000 Tonnen Fisch jährlich beziffern Experten das Potential.

Durch den am 2. März 2016 erfolgten Beitritt des Südsudan zur Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) rechnet Juba mit weiteren Fortschritten für die Landwirtschaft. Die EAC ist ein Zusammenschluss von den Staaten Kenia, Uganda, Tansania, Burundi, Ruanda – und dem Südsudan. Die Gesamteinwohnerzahl der Wirtschaftsgemeinschaft beläuft sich auf 157 Millionen Menschen. Die Regierung möchte nun auch Bauern aus der EAC-Region anlocken, Felder im Südsudan anzulegen. „Dies würde sowohl Transportkosten senken und damit Lebensmittel billiger machen“, erhofft sich der Zweite Vizepräsident des Landes, James Wani Igga.

Tatsächlich sind die hohen Lebensmittelpreise das größte existenzielle Problem für die großteils armen Menschen. Die Weltbank geht davon aus, dass im Südsudan fast 60 Prozent der Bevölkerung mit 1,90 US-Dollar pro Tag auskommen muss.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: afrika.info

Schlagwörter: Südsudan, Erdöl, Einnahmen, Staatshaushalt, Wirtschaft, Bürgerkrieg, Hunger, Hungerkrise, Nahrungsmittel, Landwirtschaft, Agrarproduktion, Felder, Boden, landwirtschaftliche Nutzung, Investoren, Ostafrikanische Gemeinschaft, Import, Export, Lebensmittelpreise, Riek Machar, Salva Kiir