Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Indien: Jedes Jahr werden rund 100.000 Kinder versklavt

Meldung vom 07.06.2016

In kaum einem anderen Land verschwinden pro Jahr so viele Kinder wie in Indien: Rund 100.000 lautet die erschreckende Zahl. Viele werden als Kindersklaven in Bordellen und Steinbrüchen gehalten oder sie werden zu bettelnden Straßenkindern.

Am Tag musste sie sich 14 bis 16 Stunden im Haushalt abmühen und in der Nacht ihrem „Arbeitgeber“ zu Willen sein. Mausami war noch ein halbes Kind, als ihre Eltern sie in die Metropole Delhi weggaben. Sie konnten nicht für ihren Unterhalt sorgen und glaubten, damit das Beste zu tun. Ein Agent hatte ihnen versichert, ihr einen guten Job zu besorgen. Stattdessen verkaufte er die Kleine als Haushaltssklavin. Als eine Hilfsorganisation sie schließlich mithilfe der Polizei aus ihrem Elend herausholte, war die 16-jährige im dritten Monat schwanger.

Auch Imtiyaz Eltern glaubten, ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu bescheren. Ein wohlhabender Mann aus Delhi hatte ihnen in Aussicht gestellt, die Schulgebühren für den Jungen zu entrichten, wenn er ihm dafür „ein paar Stunden“ zur Hand gehe. Stattdessen wurde Imtiyaz 16 Stunden zu harter Arbeit in einer von Delhis Hinterhof-Fabriken geknechtet. Zu essen gab man ihm nur Chapati, das indische Fladenbrot, oder alten Reis. „Wenn ich einen Fehler gemacht habe, hat mich mein Arbeitgeber geschlagen. Wenn ich sagte, dass ich zu meinen Eltern zurück will, hat er mich auch geschlagen“, berichtet Imtiyaz seinen Rettern.

Vor allem Kinder und Frauen werden zur Beute von Menschenhändlern. Hinter den Statistiken verbergen sich Geschichten wie die von Mausami und Imtiyaz. Vor allem Kinder und Frauen aus armen Verhältnissen geraten leicht in den Strudel des Menschenhandels.

Jedes Jahr kommen 100.000 Kinder abhanden, die meisten Mädchen. Einige müssen in Haushalten harte Arbeit verrichten oder werden als Bräute verkauft. Anderen droht das Schicksal, als Kinderarbeiter in Fabriken ausgebeutet zu werden. Wieder andere werden von Mafiabanden zum Betteln auf die Straße ausgesandt. „Oft werden die Kinder verstümmelt, weil behinderte Kinder mehr Geld bekommen. Die Banden erhöhen ihre Gewinne, wenn sie dem Kind die Augen herausschneiden oder Körperteile amputieren“, weiß der Menschenrechtsaktivist Kundan Srivastava.

Mädchen werden an Bordelle veräußert und wie Tiere in Käfigen oder fensterlosen Verschlägen gefangen gehalten, damit sie nicht fliehen. Viele von ihnen sind noch unter zehn Jahren. Menschenhändler verführen systematisch junge Mädchen aus armen Familien. Manchmal gaukeln sie ihnen vor, dass gute Jobs auf sie warten. Manchmal spielen sie die große Liebe vor, bis die Mädchen mit ihnen Reißaus nehmen. Andere entführen die Mädchen mit purer Gewalt. Das widerfuhr Maya aus Uttar Pradesh. Sie wurde erst von einer Gruppe Männer vergewaltigt und dann an eine „Madam“ in Varanasi verkauft, die sie solange körperlich quälte, bis sie sich in ihr Schicksal fügte. Erst zwei Jahre später konnte sie schließlich mit Hilfe eines Freiers die Flucht ergreifen.

Rameshs Kindheit nahm ein jähes Ende, als er acht Jahre war. Wie sein Vater, Großvater und Urgroßvater musste er in einer kleinen Ziegelbrennerei in Bihar schuften. Seine Familie war seit Generationen der Schuldknechtschaft verfallen. Drei Jahre lang trug der Junge Steine. Erst als die Fabrik Konkurs anmeldete und er sich als Teejunge verdingte, konnte er aus dem Kreislauf der Sklaverei entkommen.

„Schuldknechtschaft ist weltweit die häufigste Form moderner Sklaverei“, stellt die Wissenschaftlerin Sarah Knight fest. Ganze Familien, meist aus den ärmsten Schichten, verpfänden ihre Arbeitskraft, um eine Vorauszahlung, etwa für Nahrung oder medizinische Hilfe, zu erhalten. Die Zinsen sind so groß, dass sie kaum Chancen haben, den Kredit je zurückzuzahlen. Obwohl Schuldknechtschaft seit 1976 in Indien untersagt ist, wird sie aber weiter praktiziert. Die meisten Schuldensklaven werden in der Landwirtschaft, aber auch in Ziegel-, Textil- und Feuerwerksfabriken, in Steinbrüchen und auf Teeplantagen eingesetzt.

Die meisten stammen aus der untersten Kaste der Dalits, die sich aus ehemaligen Unberührbaren und Eingeborenen-Stämmen zusammensetzen. Nur die wenigsten finden einen Ausweg aus der Schuldenspirale. Es gibt viele Fälle, bei denen die Schulden über Generationen hinweg weiter vererbt werden. „In einigen Dörfern gibt es Familien, die seit über 200 Jahren in Schuldknechtschaft gefangen sind“, betont Knight.





Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Tagesspiegel“, tagesspiegel.de

Schlagwörter: Indien, Sklaverei, Sklaven, Kindersklaven, Schuldknechtschaft, Entführung, Verschleppung, Bordelle, Steinbrüche, Betteln, Haushaltssklaven, Dalits, Kinder, Frauen, Mädchen, Zwangsheirat, Bräute