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Kenia: Neue Stromquelle – Erdwärme aus vulkanischer Tiefe

Meldung vom 25.05.2009

In den Staaten Ostafrikas hält man nach neuen Energiegewinnungsverfahren Ausschau. Neue Projekte drehen sich um Erdwärme. Die in den vulkanreichen Ländern Ostafrikas reichlich vorhandene Erdwärme liefert Energie. Erste Kraftwerke werden bereits in Kenia gebaut.

Die Autofahrt von der kenianischen Hauptstadt Nairobi in Richtung Nordwesten nimmt etwa zwei Stunden in Anspruch. Auf guten Teerstraßen fährt man an sanften Hügeln vorbei, nur für das letzte Stück zum 90 Kilometer entfernten Vulkangebiet Olkaria muss man eine Staubpiste hinter sich bringen. Plötzlich steigt Dampf aus der Erde und der Geruch nach Schwefel breitet sich aus. Zwischen den Sträuchern verlaufen Rohre. Daran kann man erkennen, dass das Erdwärmekraftwerk Olkaria III ganz nahe ist.

Vor zwei Monaten wurde es von dem kenianischen Vizepräsident Stephen Musyoka eingeweiht. Das glänzende Messingschild neben der Eingangstür bezeugt dieses denkwürdige Datum. Es wurde ein großes Fest gehalten, erzählt Ernest Mabwa, Leiter des Kraftwerks. Die Frauen aus den umliegenden Dörfern hätten getanzt, und auch der deutsche Botschafter Walter Lindner hätte einen Besuch abgestattet. Die Erdwärmekraftwerke erfüllen die Kenianer mit Stolz. Das erste sei schon vor mehr als zwanzig Jahren ans Netz gegangen. Mittlerweile existieren drei: Das neu eröffnete Olkaria III mit seinen 48 Megawatt Leistung ist das erste, das eine Privatfirma gebaut hat und betreibt, die älteren sind Staatseigentum.

Die Geothermieanlagen erbringen eine Leistung von 165 Megawatt und liefern etwa 15 Prozent des in dem ostafrikanischen Land verbrauchten Stroms. Kenia ist das einzige Land in Afrika südlich der Sahara, das Erdwärme in nennenswertem Umfang nutzt, und es hat damit viel erreicht. Da Kenia mit gutem Beispiel voranging, haben die Vereinten Nationen 2003 ein 18 Millionen Dollar teures Projekt gefördert, um die Energieversorgung durch Geothermie in zahlreichen Staaten Ostafrikas in Gang zu bringen. Geldgeber für dieses Projekt sind die Industrieländer, internationale Institutionen, Hilfsorganisationen und private Unternehmen. Auch Deutschland ist daran beteiligt.

Die Erdwärme-Technik birgt viele Vorteile. Bei der Stromproduktion entsteht beispielsweise kein Treibhausgas. Vereinfacht gesagt arbeitet ein Geothermiekraftwerk so: Aus Reservoirs in 2000 bis 3000 Metern Tiefe pumpen die Anlagen etwa 160 Grad Celsius warmes Wasser an die Oberfläche. Heiße Felsen in dem vulkanischen Gebiet erhitzten das Wasser. An der Oberfläche strömt es durch einen Wärmetauscher, kühlt sich auf 90 Grad ab und fließt dann zurück in die Tiefe. Die entnommene Wärme wird konzentriert und setzt dann eine Turbine und einen Generator in Bewegung.

Der Elektroingenieur Mabwa schwärmt von den geologischen Bedingungen im ostafrikanischen Graben mit seinem Vulkangestein. Die Region von Dschibuti bis Mosambik sei wie dafür geschaffen, Erdwärme zu nutzen. Allein in Kenia könnte die Stromerzeugung mittels Geothermie mehr als 4.000 Megawatt erreichen, sagt Mabwa – so viel wie vier große europäische Kernkraftwerke. Die UN gehen von einer Kapazität für die gesamte Region entlang des Grabens von 10.000 Megawatt aus. Das sei „enorm“, ergänzt Peerke de Bakker, Leiter der Energieprojekte beim UN-Umweltprogramm (Unep) in Nairobi.

Wegen des Mangels an Geld und Wissen sei der Bau von Erdwärmekraftwerken in Ostafrika bisher nur langsam in Schwung gekommen, erzählt de Bakker. Doch Eritrea, Äthiopien, Tansania und Uganda wollen es Kenia nachmachen. Jedes Bohrloch kostet bis zu vier Millionen Dollar, so Unep-Experte de Bakker. Auf Dauer aber lohnt sich die Geothermie nach Ansicht der Ingenieure. Die Kilowattstunde lasse sich mit Erdwärme für sechs bis zehn Cent erzeugen.

Der Aufbau von neuen Kraftwerken bedeutet allerdings nicht gleichzeitig, dass die 60 Millionen Menschen, die in der Region um den afrikanischen Graben leben, mit elektrischer Energie versorgt werden. Nur 15 Prozent der Bevölkerung sind in Kenia an das Stromnetz angeschlossen. In vielen anderen afrikanischen Ländern sieht das nicht anders aus. Die Infrastruktur für die Leitungen ist teuer. Meist können nur die größeren Städte und die Industrieanlagen von der neuen Energiequelle profitieren. Die meisten afrikanischen Staaten verfügen nicht über die Mittel, um Stromleitungen für die vielen abgelegenen Dörfer anzulegen. So kommt es, dass auch die 600 Einwohner in den fünf Dörfern um das Kraftwerk Olkaria III nicht ans Netz angeschlossen sind, obwohl sie in nächster Nähe der Fernleitung wohnen, die den Strom in die Großstädte bringt.

Umweltschützer halten viel von Geothermiekraftwerken, weil sie kein Kohlendioxid ausstoßen. Allerdings ermahnt Sven Teske von Greenpeace, man solle genau auf die Standorte achten. In Ostafrika seien die neuen Bohrstellen für viele Nomaden ungewöhnlich. Sie fühlten sich in ihrer Viehwirtschaft behindert, wenn mitten in ihren Weidegründen technische Anlagen entstehen. Bis die Menschen in den Dörfern ringsum von dem neuen Energieverfahren profitieren können, wird sicherlich noch viel Zeit vergehen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de