Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Philippinen: Jagd auf Journalisten – Der neue Präsident und die Medien

Meldung vom 13.07.2016

Journalisten auf den Philippinen führen ein gefährliches Leben. Nach der kürzlich erfolgten Amtsübernahme des Präsidenten Duterte dürfte sich die Situation für sie noch verschärfen.

Rodrigo Duterte hatte in verschiedenen Wahlkampfreden den Kriminellen im Land den Krieg erklärt. Doch auch eine weitere Gruppe hat Duterte aufgeschreckt: die Journalisten in seinem Land. Vor Reportern polterte er, dass Medienvertreter nicht vor Gewalt geschützt werden, wenn sie sich falscher Berichterstattung verschrieben haben: „Nur weil du ein Journalist bist, bist du nicht von Mordanschlägen ausgenommen, wenn du ein Hurensohn bist.“

Die Vereinten Nationen verurteilten diesen Satz scharf. Er könne als Signal an potenzielle Mörder aufgefasst werden, dass sie unter bestimmten Bedingungen nicht mit einer Strafe rechnen müssen, wenn sie Journalisten ermorden. Das kritisierte der UN-Sonderberichterstatter für Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung, David Kaye. Dutertes Sprecher bemühte sich, die Wogen zu glätten: Der künftige Präsident habe sich keineswegs für die Ermordung von Journalisten ausgesprochen und rechtfertige diese auch nicht. Dessen Anhänger argumentieren damit, dass das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen worden sei.

Doch das kann die Medienvertreter nicht mehr beschwichtigen. Das Misstrauen ist gesät. Etwa bei der philippinischen Journalismus-Studentin Angelica de Leon. Das Publikum sei in den vergangenen Jahren zunehmend skeptisch geworden gegenüber den Medienschaffenden. „Im besten Fall verlieren die Journalisten das Ansehen bei ihren Lesern und Zuschauern. Und im schlimmsten Fall werden sie vergewaltigt und umgebracht, wenn sie eine kritische Geschichte bringen.“ So wie Duterte nun die Journalisten angreife, werde dieses negative Bild in der Gesellschaft noch verschlechtert. „Seine Worte lassen neutrale Berichterstatter wie eine Bande voreingenommener Gauner aussehen.“

Viele sind der Meinung, in den sechs Jahren von Dutertes' Amtszeit würden Journalisten nach und nach aus ihren Positionen herausgedrängt, wenn sie über den Präsidenten kritisch berichten. Ihre Zukunftsvisionen sind düster: „Die Zensur lauert in jeder Nachrichtenredaktion.“

Insgesamt geschehen in dem Inselstaat mehr Journalisten-Morde als in Mexiko.
Die Philippinen sind eines der gefährlichsten Länder für Medienvertreter weltweit. Seit 1986 wurden dort mehr als 175 Journalisten umgebracht, nur der Irak kam auf eine höhere Opferzahl. Auf dem Pressefreiheits-Ranking von Reporter ohne Grenzen rangiert das Land auf Rang 138 von 180.

Die Organisation registriert konkrete Fälle: Der Radiojournalist Joash Dignos ist eines der prominentesten Opfer der vergangenen Jahre. Er wurde im November 2013 auf der philippinischen Insel Mindanao von Unbekannten mit 28 Schüssen getötet, die Täter wurden nie gefunden. Dignos hatte im Programm des Senders DXGT Radio Abante immer wieder kritisch berichtet, vor dem Attentat ergingen Morddrohungen an ihn.

Nur wenige Monate zuvor war der Radiojournalist Jesus Tabanao ebenfalls ermordet worden. Er war für das DYRC Radyo Calungsoa tätig und wetterte gegen die Machenschaften der Drogenkartelle. Die beiden Zeitungsjournalisten Bonifacio Loreto und Richard Kho kamen ebenfalls bei einem Attentat ums Leben. Sie arbeiteten für das Aksyon Ngayon Newspaper und hatten gerade etwas über Korruption innerhalb der Polit-Elite veröffentlicht. Khos Tochter vermutet, die Recherche der Journalisten sei wohl der Grund für die tödliche Attacke.

„Bei uns werden mehr Journalisten umgebracht als in Mexiko“, weiß Ryan Rosauro vom philippinischen Journalistenverband. „Dabei haben wir keine vergleichbaren politischen Probleme. Wir leben in einer der ältesten Demokratien Asiens.“ Die vielen Morde an Journalisten lassen sich auf das schwache Justizsystem des Landes zurückführen. „Es dauert fünf oder sechs Jahre, bis Ermittlungen zu einem Mord abgeschlossen werden und überhaupt verhandelt werden kann.“ Außerdem hingen die die Politiker hauptsächlich an ihrem Machterhalt. „Wenn du ihnen im Weg stehst, bringen sie dich um.“

In mindestens einen Fall ist auch Dutertes Name verwickelt: Im Jahr 2009 ließ ein Clan in der südlichen Provinz Maguindanao 58 Menschen umbringen, darunter 32 Journalisten. Dutertes Sprecher zählte zu den Anwälten der wegen der Morde angeklagten Familie.

Drohungen habe jeder Journalist an dem einen oder anderen Punkt seiner Karriere schon an eigenem Leibe erfahren, erzählt Rosauro. Das münde oft in Selbstzensur. Journalismus-Studentin Leon will das nicht hinnehmen. Sie wendet sich an andere junge Medienschaffende in ihrem Land: „Bleibt dabei, wenn es das ist, was ihr machen möchtet. Ignoriert die Warnungen eurer Familie und Freunde nicht, aber glaubt weiter daran, dass das, was ihr tut, eine Bedeutung hat. Riskiert nicht euer Leben für eine Geschichte – aber lasst auch nicht die Möglichkeit aus, sie zu erzählen.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Philippinen, Rodrigo Duterte, Journalisten, Drohung, Zensur, Präsident, Presse, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, UN, Morde, Medien, Morde, Killer, Justiz, Ermittlungen, Polizei, Korruption