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Afghanistan: Der Islamische Staat treibt tausende Menschen in die Flucht

Meldung vom 21.07.2016

Junge Männer und Frauen in Afghanistan sind derzeit einem großem Risiko ausgesetzt, von der Terrorgruppierung Islamischer Staat vereinnahmt zu werden. Sie werden mit eindringlicher Propaganda als Kämpfer eingefangen oder zwangsverheiratet. Um dem zu entgehen, sehen viele Familien nur noch einen Ausweg: Die Flucht. Dabei ist Deutschland ihr bevorzugtes Ziel. Ob sie das jemals erreichen, ist ungewiss.

Vor dem nationalen Passamt in Kabul herrschte im Herbst 2015 ein unbeschreibliches Gedränge, als der afghanische Exodus an einem vorläufigen Höhepunkt angelangt war. Bilal ist 16 Jahre alt. Seine Familie lebte in der umkämpften Provinz Nangarhar im Osten Afghanistans. Hier beherrschen die Taliban große Gebiete. Sie führen Krieg gegen abtrünnige Kämpfer, die sich zum selbst ernannten Islamischen Staat bekehrt haben.

„Hier in Afghanistan läuft einfach alles falsch. Es gibt überhaupt keine Sicherheit, die Wirtschaft ist schlecht, es gibt keine Arbeit und keine Gerechtigkeit“, kritisierte Bilal vor fast einem Jahr. Er will nur noch eins – nach Deutschland.

Im vergangenen Jahr haben mehr als 45.000 minderjährige Afghanen wie Bilal in der EU um Asyl gebeten. 51 Prozent aller minderjährigen Flüchtlinge sind Afghanen. Auch Bilal ist im vergangenen Herbst mit seiner Familie aufgebrochen. Zuerst schafften sie es gemeinsam und legal mit Pass und Visum in das Nachbarland Iran. Dann ging es illegal weiter mit Schleppern in die Türkei. Von dort aus sollte Bilal, der älteste Sohn der Familie, sich dann alleine weiterkämpfen. Der Weg verlief über das Mittelmeer nach Griechenland, dann über die Balkan-Route weiter nach Deutschland.

„Wenn es auch nur einen guten Grund gäbe zu bleiben, würden wir es tun, aber es gibt keinen“, erklärte Bilal damals. Die Eltern und jüngeren Geschwister sollten nachkommen, sobald der älteste Sohn sicher in Deutschland angekommen sei, erklärte Bilals Mutter Farida im vergangenen Herbst. Die Familie hatte alles zu Geld gemacht, um die Schmuggler entlohnen zu können. Haus, Grundstück, Auto, Schmuck. Aber dennoch genügte das Geld nicht für alle auf einmal.

„Es ist besser, es zu versuchen und auf der Reise zu sterben als hier in Afghanistan zu sterben. Die Extremisten wollen, dass unsere Söhne für sie kämpfen. Unsere Töchter sind in Gefahr, zwangsverheiratet zu werden“, schildert Farida die Lage. Niemand weiß, ob Bilal und seine Familie Europa erreicht haben. Die alten Mobil-Nummern sind schon seit Monaten tot. Ihre Heimat, die ostafghanische Provinz Nangarhar, stellt heute die Basis des sogenannten Islamischen Staates in Afghanistan dar. Nangarhar befindet sich im Osten Afghanistans, an der pakistanischen Grenze.

Der selbst ernannte IS verfügt in Nangarhar über einen eigenen Radiosender, um mit islamistischer Propaganda neue Kämpfer zu rekrutieren. Der Sender ist schon zweimal aus der Luft bombardiert und vernichtet worden, doch er hat nach kurzer Pause wieder neu seinen Betrieb aufgenommen. US-Militärkreise vermuten bis zu 3.000 aktive IS-Kämpfer im Osten Afghanistans. Die Mehrzahl besteht offenbar aus unzufriedenen, jüngeren Taliban-Kämpfern, die nach der Verkündung des Todes von Taliban-Gründer Mullah Omar im Sommer 2015 zum IS desertiert sind. Der Führungsstreit der afghanischen Taliban zerrüttet die Gruppierung bis heute.

Auch in der pakistanischen Taliban-Bewegung werden Überläufer zum IS wahrgenommen. Die Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan ist leicht zu passieren und kaum kontrollierbar. Kämpfer gehen ein und aus. Ob es direkte operative Kontakte zwischen der IS-Führung im Nahen Osten und den Taliban-Splittergruppen in Afghanistan und Pakistan gibt, kann keiner genau sagen. Doch es scheint viel Geld im Spiel zu sein. Die Kämpfe nehmen kein Ende. Immer mehr Flüchtlinge aus Nangarhar suchen in der Hauptstadt Kabul Schutz.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandfunk“, dradio.de

Schlagwörter: Afghanistan, Flüchtlinge, Minderjährige, Islamischer Staat, IS, Taliban, Kämpfe, Nangarhar, Schlepper, Deutschland, Zwangsrekrutierung, Zwangsverheiratung, Schmuggler, Europa, Islamisten, Asyl, EU