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Afghanistan: Taliban klauen Pistazien

Meldung vom 03.08.2016

Kaum einer weiß es: Pistazien aus Afghanistan gehören zu den besten der Welt. Ganze Wälder von Pistazienbäumen erstrecken sich in dem Land. Doch sie sind kaum kontrollierbar. Deswegen haben sich die Taliban dort eine neue Einkommensquelle erschlossen. Sie rauben die grünen Steinfrüchte in großen Mengen. In organisierten Verbänden ernten sie unrechtmäßig die wertvollen Wälder ab. Daraus ist ein lukratives Geschäft entstanden, das sich sehr negativ auf die Wirtschaft auswirkt.

Afghanistans Pistazien gehören zu einer begehrten Sorte, die grünbraunen Steinfrüchte stellen ein wichtiges Exportgut dar. Das haben auch die Taliban erkannt: Vielerorts starten die radikalislamischen Kämpfer oder andere örtliche Kriegsherren inzwischen Raubzüge in die Pistazienwälder, um die Früchte lange vor ihrer Reife illegal zu pflücken. Anfang Juli, rund drei Wochen vor Beginn der Erntezeit, wurden auf diese Weise rund 40 Prozent der Früchte entwendet, meldeten die Behörden.

Raubzüge auf die kostbaren grünen Nüsse werden aus dem ganzen Pistaziengürtel gemeldet, von Badachschan im Nordosten Afghanistans über Kunduz im Norden und Herat an der Grenze zum Iran im Westen. In der nördlichen Provinz Samangan etwa gingen die Plünderungen am 7. Juli los, pünktlich zum Ende des Ramadan. „Zwischen 100 und 150 Menschen stürmten die Pistazienwälder in zwei Bezirken“, schilderte Rafiullah Roschansada von der örtlichen Agrarverwaltung. Dadurch könnte der Pistazien-Ertrag der gesamten Provinz in diesem Jahr um die Hälfte geringer ausfallen, fürchtet er.

Ähnliches teilen die Behörden aus der westafghanischen Provinz Badghi mit. „Bei uns gibt es bis zu 30.000 Hektar Pistazienwälder, aber die Gebiete, in denen sie stehen, werden von den Taliban kontrolliert“, bemängelt der für die Landwirtschaft zuständige Vertreter der Provinzverwaltung, Haifsullah Benisch.

Er kritisiert den geringen Sachverstand der Taliban und anderer Warlords aus der Region: „Sie sammeln die Pistazien, lange bevor diese reif sind – glauben Sie mir, sie werden sich nicht gut verkaufen.“ Wären sie zur richtigen Zeit geerntet worden, hätten die beliebten Kerne einen Gewinn von rund 470.000 Euro erzielt, schätzt Benisch.

Nach Angaben des Forstaufsehers im afghanischen Landwirtschaftsministerium, Mohammad Aman Amanjar, lassen sich die unreifen Pistazien für umgerechnet fünf Euro pro Seer – rund sieben Kilo – veräußern. Für reife Pistazien erhält man 26 Euro pro Seer, das Fünffache.

In elf Provinzen des Landes ist das Betreten der Pistazienwälder rund um die Erntezeit streng untersagt. Das Verbot übertreten aber viele, sagt Amanjar. „Wenn sie nicht auffliegen, können die Leute Pistazien für 1.000 bis 2.000 Afghani (13 bis 26 Euro) pro Tag sammeln“, erklärt der 32-jährige Landarbeiter Schafi. Dies reiche, um den Unterhalt einer Familie für eine Woche zu sichern.

Auf Pistazien haben es die Diebe besonders abgesehen, weil sie in ganz normalen Wäldern reifen und nicht auf Plantagen, meint Forstaufseher Amanjar. Erdnüsse dagegen werden angepflanzt – und für die Bewachung der Plantagen sind dann Sicherheitsleute zuständig.

Allerdings ist das Geschäft mit den geraubten Pistazien nicht so lukrativ wie der Handel mit Opium. Noch vor 35 Jahren standen in Afghanistan über rund 450.000 Hektar Pistazienwälder. Dann wurde das Land von einer nie enden wollenden Abfolge von Kriegen und Bürgerkriegen getroffen. 40 bis 50 Prozent der Bäume wurden von der notleidenden Bevölkerung abgeholzt und zu Brennholz verarbeitet. Oder sie gingen bei der Dürre ein. Bestand ein Hektar Wald früher einmal aus 40 bis 100 Bäumen, sind es heute nur noch 20 bis 40 Bäume.

In den vergangenen zwölf Jahren ist es laut Forstaufseher Amanjar gelungen, immerhin 9.700 Hektar Pistazienwald wieder aufzuforsten. Im selben Zeitraum pendelten die Exporte geschälter Pistazien zwischen 500 und 1.500 Tonnen. Im Jahr 2014 erzielten die Pistazien einen Gewinn von umgerechnet 3,8 Millionen Euro. Die Erträge der Opiumproduktion, nach UN-Angaben rund 144 Millionen Euro im Jahr, sind damit selbstverständlich nicht zu überbieten. Doch manchem Kämpfer genügt das, um sein monatliches Auskommen zu haben.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „n-tv“, n-tv.de

Schlagwörter: Afghanistan, Pistazien, Pistazienwälder, Taliban, Steinfrüchte, Ernte, Diebstahl, Raubzüge, Wirtschaft, Handel, Export, Opium, Plantagen, Landwirtschaft