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Nicaragua: Familienangelegenheit – Präsident Ortega will seine Ehefrau als Vizepräsidentin

Meldung vom 04.08.2016

Nicaraguas Präsident Ortega will seine Frau zur Vizepräsidentin machen. Die esoterische „Femme Fatale“ wird schon jetzt als Strippenzieherin hinter den Kulissen der Regierung gesehen. Einige im Volk befürchten Schlimmes.

Nicaraguas Präsident Daniel Ortega will im November 2016 erneut zur Wahl antreten – doch diesmal will er gemeinsam mit seiner Ehefrau Rosario Murillo ins Rennen ziehen. Denn der 70-Jährige nominierte seine Frau jetzt als Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin. Am Dienstag (02.08.2016) reichte das Ehepaar die gemeinsame Kandidatur offiziell bei der Wahlkommission in Managua ein. Ortegas Partei, die Sandinistische Nationale Befreiungsfront, befürwortet die Nominierung selbstverständlich.

Schon seit vielen Jahren hat die First Lady überall ihre Netze gesponnen und ihren politischen Einfluss verfestigt: Die zehnfache Mutter betätigt sich als Regierungssprecherin, außerdem besetzt sie einen Ministerposten im Kabinett. Darüber hinaus hat sie sich in Nicaragua als Dichterin einen Ruf gemacht. Falls ihr Ehemann erneut als Präsident bestätigt wird, würde Murillo anstelle des bisherigen Vizepräsidenten Moises Omar Halleslevens Acevedo treten.

Bereits vor der offiziellen Nominierung rieten Kritiker vehement davon ab, dass Ortega seine Frau als Vizepräsidentin vorschlägt. Sie sehen darin eine weitere Etappe zur Errichtung einer alles umspannenden Familiendynastie. Ortega selbst beschönigt die „gemeinsame Regierung“ mit seiner Frau dagegen als Symbol für die Gleichheit der Geschlechter: Es sei unbedingt notwendig, dass eine Frau Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten sein müsse, erklärte er Medien gegenüber. „Und wer ist besser geeignet als der Partner, der schon getestet wurde und sich als sehr effizient und diszipliniert erwiesen hat?“

Dass Ortega im November wiedergewählt und zum dritten Mal Präsident von Nicaragua wird, ist wohl kaum abzuwenden. Es gibt zwar eine Opposition, die ist aber zerstritten. Zudem wurde eine wichtige Oppositionspartei verboten. Ortega weigert sich, internationale Wahlbeobachter bei der Wahl dabei sein zu lassen.

Politisch ambitionierte Paare kommen natürlich überall auf der Welt vor. In den USA ringt Hillary Clinton gerade um die Präsidentschaft, nachdem sie schon als First Lady an der Seite ihres Mannes Bill im Weißen Haus ein- und ausging. In Argentinien ließ sich auf Néstor Kirchner seine Frau Cristina im Präsidentenamt bestätigen.

Und Gattin Rosario Murillo unterlegte die Nominierung mit folgenden Argumenten: „Wir Frauen sind Kämpferinnen. Wir streben danach, dass Frauen Führungspositionen einnehmen.“ Feminismus, das kommt gut an, zumal in Lateinamerika, wo die Frauensache lange Tradition hat und Gleichberechtigung groß geschrieben wird. Und wo Frauen bereits in zahlreichen Ländern regiert haben.

Nur handelt es sich hierbei wohl offenbar um einen Vorwand: Dem Paar Ortega-Murillo geht es weniger um Gleichberechtigung von Frauen als vor allem darum, die Macht der Familie an der Staatsspitze auszubauen und zu zementieren: Sohn Rafael wurde vergangenes Jahr zum Minister erkoren; die Töchter Camila und Luciana sind als Beraterinnen in der Regierung tätig; ein weiterer Sohn, Laureano, ist Präsidentenberater für Wirtschaft und Investitionen. Ihm obliegt außerdem der Bau des umstrittenen Nicaragua-Kanals zwischen Atlantik und Pazifik, der den Panama-Kanal übertrumpfen soll.

Ein Fotograf hatte schon mal einen Schnappschuss gemacht, auf dem Laureano eine Rolex-Uhr trug, die laut New York Times 47.000 US-Dollar gekostet hat. Auch sonst verzichten Familie und Freunde des früheren Guerillero Ortega auf keinerlei Annehmlichkeiten. Sie sollen in luxuriösen Häusern wohnen und teure Autos fahren. Der Clan hat sich zudem darauf verstanden, ein eigenes Medienimperium zu schaffen.

Im Mittelpunkt dieses Clans agiert Rosario Murillo. Sie ist bislang Regierungssprecherin, zudem „Sonder-Außenministerin“ und man vermutet, dass sie die wahre Macht im Land an sich gerissen hat. Seit Jahren gibt sie als Schattenpräsidentin den Kurs an. „Einflüsterin und graue Eminenz“ – so hat die Neue Zürcher Zeitung sie einmal betitelt.

Bei der Bevölkerung Nicaraguas ist die First Lady nicht eben beliebt. Die esoterische Murillo wird im Volk auch „La Bruja“ bezeichnet, „die Hexe“. Angeblich konsultiert sie regelmäßig einen Schamanen. Beim Amtsantritt ihres Mannes hielt sie eine Rede über Astrologie vor dem Kabinett, fünf Stunden lang. „Murillo hält sich für Daniels Hohepriesterin“, warnte die Frauenrechtlerin Sofia Montenegro vor einigen Jahren im Spiegel. Sie ist eine ehemalige Sandinistin und hat sich von Ortega und Murillo abgewandt. Zu Murillo stellt sie abschließend fest: „Die Macht ist ihr zu Kopf gestiegen.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Nicaragua, Daniel Ortega, Rosario Murillo, Vizepräsidentin, Kandidatur, Wahl, Wahlkampf, Vetternwirtschaft, Familiendynastie, Gleichberechtigung, Frauen, Femininsmus, Hexe, Korruption, Nominierung