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Äthiopien: Engel haben mitgemeißelt – Die einzigartigen Felsenkirchen von Lalibela

Meldung vom 12.08.2016

Das Hochland von Äthiopiens Norden birgt ungeheuerliche Schätze: Dort, in Lalibela, thronen seit fast 800 Jahren elf Felsenkirchen im roten Tuffstein. Die Welterlöserkirche ist die größte aus einem Stück Fels gehauene Kirche der Welt.

Lalibela wurde auch als Neu-Jerusalem bezeichnet und war im 12. und 13. Jahrhundert die Hauptstadt des Königreiches Äthiopien. Die elf Felsenkirchen der Stadt, die jeweils als Ganzes aus dem umgebenden Gestein herausgeschlagen wurden, zählen zu den größten Heiligtümern des Christentums.

In dem kleinen Örtchen Lalibela findet der Sonntagsgottesdienst statt. Der monotone Gesang der Gläubigen schallt weit in die ausgedörrte, karge, aber beeindruckende Berglandschaft im Norden Äthiopiens. Hunderte äthiopisch-orthodoxe Christen bilden einen langen Zug die steile, staubige Straße hinunter zu einem der größten Heiligtümer ihrer Kirche. Dort gibt es ein Kleinod, versteckt in der steinigen Einöde mitten im Nirgendwo.

Die meisten Leute und Gelehrten stufen die Felsenkirchen von Lalibela als eines der Weltwunder ein, betont Mugi Kawende stolz. Alle sind aus einem einzigen Stück Fels herausmodelliert.

Der junge Mann geleitet Besucher durch die elf Kirchen und das verwirrende Labyrinth aus Tunneln, Höhlen, Treppen und Felsgräbern, das sie miteinander vernetzt. Ohne einen Guide wie ihn wüssten Fremde schnell nicht mehr weiter angesichts der Kombination aus atemberaubender Architektur und ihrer religiösen Bedeutung: „Die Kirchen sind einzigartig. Von Anfang an waren sie dem Neuen Testament geweiht, ein Zeugnis für die Bibel. Sie wird hier seit über 900 Jahren gepriesen. Und die Kirchen haben nie aufgehört, die Messe zu feiern.“

Tausende Gläubige pilgern jedes Jahr in das so genannte äthiopische Jerusalem – besonders an hohen kirchlichen Feiertagen wie Weihnachten sind die Stätten hoch frequentiert. Aber auch rund die Hälfte der etwa 600.000 Äthiopien-Touristen jedes Jahr lassen die Felsenkirchen auf ihrer Tour nicht aus. Die Heiligtümer wurden 1978 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

Der Duft von Weihrauch erfüllt den dunklen Innenraum der Bete Medhane Alem, der Welterlöserkirche. Alte Teppiche dämpfen die Schritte auf dem unebenen Felsboden. Eine Gruppe weißgewandeter Priester ist in meditativen Gesang versunken, die Augen hingebungsvoll geschlossen, weit weg von dem Gedränge um sie herum.

Die Kirche ist überfüllt. Die Gläubigen – ebenfalls in weiße Baumwolltücher gehüllt und alle ohne ihre Schuhe – bewundern die prächtigen Ikonen, die zierlichen Steinreliefs und die kreuzförmigen, schmalen Fenster im dicken Fels.

Die Welterlöserkirche ist die größte aus einem Stück Fels herausgemeißelte Kirche der Welt – 33 Meter lang, elf Meter hoch. Heute wird sie durch ein wenig attraktives Dach auf dicken Aluminiumstützen vor Wind und Wetter geschützt. Der Legende nach hat König Lalibela, der Namenspatron der Stadt, sie persönlich in nur 23 Jahren aus dem roten Tuffstein herausgehauen.

„Wissenschaftler sagen, dass mindestens 40.000 Arbeiter gebraucht wurden, um sie in 23 Jahren fertigzustellen. Nach der religiösen Überzeugung haben viele Engel König Lalibela geholfen. Wenn er einen oder zwei Meter am Tag geschafft hat, haben die Engel den Rest in der Nacht beendet“, erklärt Mugi Kawende.

Zieht man in Betracht, was für Werkzeuge man im 12. Jahrhundert hatte, dann gleicht der Bau der Kirchen einem Wunder. Die Architektur, die Statik, die Verzierungen, die Ornamente, die Entwässerung – jedes Detail musste vor dem ersten Schlag mit dem Meißel genau durchdacht sein.

Und heute verhelfen die elf einzigartigen Kirchen der kleinen Stadt zu Wohlstand: „In den letzten 20 oder 22 Jahren hat sich hier alles verändert. Heute leben 30.000 Menschen in Lalibela. Früher kannte hier jeder jeden. Das ist vorbei. Für die jungen Leute ist hier das zweite New York. Sie kommen, um Geschäfte zu machen“, erinnert sich Abush Rasta. Die äthiopische Regierungen und private Investoren haben sich stark auf den Tourismus als Devisenbringer konzentriert.

Überall in der geschäftigen Kleinstadt gibt es Baustellen. Zwischen traditionellen Lokalen, Souvenirläden und modernen Bars werden neue Hotels und neue Wohnhäuser hochgezogen. Vor der Stadt versehen Arbeiter die gewundene Zugangsstraße zu dem Bergstädtchen mit Asphalt.

Selbst ein Flughafen verbindet Lalibela schon mit dem Rest der Welt. Derzeit landen hier noch meist Besucher aus anderen Teilen Äthiopiens: „Die Zahl von einheimischen Touristen steigt ständig. Wir haben den Krieg hinter uns, die große Hungersnot. Heute entwickelt sich eine Mittelschicht. Und wenn die Leute Geld haben, können sie reisen. Wir haben hier Studenten, Leute aus verschiedenen Regionen, und der einheimische Tourismus nimmt zu.“

Am Fuß des langen Hanges klafft plötzlich ein riesiges, zwölf Meter tiefes Loch. Darin befindet sich die Bet Gyorgis, die Kirche des heiligen Georg. Ihre äußere Form gleicht einem griechischen Kreuz mit schnurgeraden Wänden, drei Stockwerke hoch: „Sie ist die symbolische Darstellung der Arche Noah. Denn Noah hat alle Tiere mit der Arche vor der Sintflut gerettet – mit einer Arche, die ebenfalls drei Stockwerke hatte“, erklärt Mugi Kawende.

Die jüngste Felsenkirche wird von Experten als die vollkommenste eingeordnet – ohne jeden Stützpfeiler für das Dach mit dem berühmten gemeißelten Kreuz, das gleichzeitig als Regenrinne in Funktion ist. Am Eingang übergibt Abebe ein letztes Mal die zurückgelassenen Schuhe an die Gläubigen und Touristen. Der junge Schuhwächter ist die ganze Zeit mit durch das Gelände gewandert. Er rechnet sich ein bescheidenes Trinkgeld aus und hofft auf ein gutes Einkommen im Tourismus später.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandfunk“, dradio.de

Schlagwörter: Äthiopien, Lalibela, Felsenkirchen, Weltwunder, Tuffstein, Tourismus, Kirche, Gläubige, Christentum, Religion, Heiligtum, Neu-Jerusalem, Fels, äthiopisch-orthodoxe Christen, Bibel, Welterlöserkirche, Attraktion, Infrastruktur, UNESCO-Weltkulturerbe