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Haiti: Hoffnung für Cholera-Opfer

Meldung vom 24.08.2016

Zum ersten Mal hat die UN indirekt eine Mitschuld an dem Choleraausbruch in Haiti im Oktober 2010 eingeräumt. Wenige Monate nach dem Erdbeben infizierten sich im „Armenhaus Lateinamerikas“ Hunderttausende Menschen. 10.000 starben aufgrund der Epidemie. Bis heute gibt es Neuerkrankungen, vor allem in der Regenzeit.

Wie der Sprecher des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon, Farhan Haq, etwas ungeschickt erklärte, sei die UN während des vergangenen Jahres zu der Überzeugung gekommen, dass sie mehr tun müsse in Bezug auf die eigene Beteiligung an dem ursprünglichen Choleraausbruch und die davon Betroffenen. Die „neuen Reaktionen“ würden in den nächsten zwei Monaten der Öffentlichkeit präsentiert, nachdem sie ausgearbeitet und mit der haitianischen Staatsführung und den Mitgliedsländern diskutiert worden seien, so Farhan gegenüber der New York Times.

Die Erklärung des UN-Sprechers ist eine Sensation, denn bisher hatte die UN jede Verantwortung für die Epidemie abgelehnt, obwohl zahlreiche Expertisen bestätigt hatten, dass an Cholera erkrankte nepalesische UN-Soldaten die Erreger eingeschleppt hatten.

Bei der Erklärung von Farhan handelt es sich allerdings nicht um eine eindeutige Schuldanerkennung im juristischen Sinne. Der Pressesprecher äußerte sich auch nicht dazu, ob die UN nun Entschädigungen an die Überlebenden zahlen werde.

Immerhin ist die Erklärung ein Schritt in die richtige Richtung. Bisher hatte sich die UN, die zur Stabilisierung des Landes in Hai­ti nahezu 10.000 Blauhelmsoldaten und -polizisten stationiert hat, auf ein Abkommen aller Mitgliedstaaten berufen, das die „Privilegien und Immunitäten der Vereinten Nationen“ regelt, nach dem Schadenersatzansprüche ausgeschlossen sind. Ihre veränderte Haltung hängt mit dem Bericht eines Beauftragten von Ban Ki Moon zusammen. Der New Yorker Rechtsprofessor Philip Alston, der die UN in Menschenrechtsfragen berät, hatte in einem Gutachten eindeutig festgestellt, dass die Epidemie ohne den damaligen Aufenthalt von UN-Soldaten nicht ausgebrochen wäre.

In seinem 19seitigen Bericht listet Alston knapp sechs Jahre nach dem Cholera-Ausbruch die Fakten auf, die für eine Mitverantwortung der UN-Mission sprechen. In Haiti galt die Cholera bis Mitte Oktober 2010 als „ausgerottet“. Die ersten haitianischen Opfer der Epidemie wurden später in der Umgebung des Flusses Meille registriert, in dessen unmittelbarer Nähe sich ein UN-Lager mit 454 nepalesischen Blauhelmsoldaten befand. Wie sich herausstellte, wurden die Fäkalien der Soldaten, darunter Bakterienträger, im Fluss entsorgt.

Das US-Zentrum für Seuchenkontrolle (CDC) geht davon aus, dass die UN-Soldaten aus Nepal diese Bakterienträger waren. Bei der Untersuchung von Stuhl-, Blut- und Wasserproben stellten die Wissenschaftler fest, dass die in Haiti aufgetauchten Cholera-Erreger identisch waren mit Bakterienstämmen, wie sie in Südasien und Nepal vorkommen.

5.000 haitianische Staatsbürger klagen seit 2013 gegen die UN als Verursacher der Epidemie und fordern finanzielle Entschädigung. Bisher hat die Staatengemeinschaft jegliche Verantwortung für die Erkrankung als auch Entschädigungszahlungen abgelehnt. US-Gerichte schlossen sich dieser Rechtsauffassung an. Deren Rechtsabteilung habe, so Philip Alston, „unberechtigterweise eine konstruktive und gerechte Lösung“ verhindert und das „Recht außer Kraft gesetzt“.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Haiti, Cholera, UNO, Erdbeben, Infektion, Lateinamerika, Epidemie, Regenzeit, Un-Generalsekretär, Ban Ki Moon, Farhan Haq, Expertise, UN-Soldaten, Erreger, Überlebende, Polizisten, Immunität, Schadenersatzanspruch, Menschenrechte, UN-Mission, Fäkalien, Bakterienträger, Fluss, Seuchenkontrolle, Nepal, Bakterienstamm, Südasien, Staatengemeinschaft