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Indien: Leihmutterschaft wird abgeschafft

Meldung vom 01.09.2016

Seit Jahren floriert in Indien der Geschäftszweig mit Leihmutterschaften. 80 Prozent der Kunden stammen angeblich aus dem Ausland. Doch die indische Regierung will dieses Geschäft nun unterbinden.

Meena Patel ist im neunten Monat ihrer Schwangerschaft. Aber es ist nicht ihr Kind, das sie austrägt, sondern das eines fremden Paares. Dafür erhält sie laut Hindustan Times 425.000 Rupien, rund 5.600 Euro. Für diese Summe müsste sie sonst sieben bis elf Jahre schwere Arbeiten leisten. Die 33-Jährige gehört zu Indiens Leihmüttern – noch jedenfalls. Denn Indien will kommerzielle Leihmutterschaften nun vollständig abschaffen.

„Wird die Regierung uns Arbeit und ein Dach über den Kopf geben?“, fragt Patel wütend. Lange galt Indien als Babyfabrik der Welt. Nur in wenigen Ländern konnte man so preiswert und ohne bürokratische Komplikationen eine „Gebärmutter mieten“, wie Medien die Praxis sarkastisch bezeichnen. Zwar nehmen auch Inder die Dienste von Leihmüttern in Anspruch. Aber 60 bis 80 Prozent der Kunden kommen angeblich aus dem Ausland, viele aus Europa, den USA und Australien. Darunter will die konservative Regierung von Narendra Modi nun einen Schlussstrich setzen – das Kabinett hat einen entsprechenden Gesetzentwurf verabschiedet.

Ausländern, Einzelpersonen und homosexuellen Paaren ist es demnach künftig ganz untersagt, in Indien eine Leihmutter in Anspruch zu nehmen. Auch indische Paare dürfen diesen Weg nur noch beschreiten, wenn sie nach mindestens fünf Jahren Ehe noch immer kein Kind bekommen haben. Und die Leihmutter muss eine enge Verwandte sein und darf dafür keinen Lohn nehmen. Übertretungen werden mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet.

Bei der Vorlage des Gesetzentwurfs kritisierte Außenministerin Sushma Swaraj Leihmutterschaften als einen bedauerlichen „Trend“. Es sei Mode unter den Reichen und Schönen geworden, ihre Kinder von Leihmüttern gebären zu lassen. Damit reagierte sie auf die Tatsache, dass nicht nur in Hollywood, sondern auch in Bollywood einige Stars auf diese Weise zu Nachwuchs gekommen sind.

Das Verbot dürfte viele der 2.000 bis 3.000 Babykliniken zur Schließung zwingen. Damit die Leihmütter noch alle Kinder austragen können, soll das Gesetz erst in zehn Monaten wirksam werden. Es muss noch vom Parlament bestätigt werden. Allerdings stoßen die Pläne auch auf Ablehnung. Nach Ansicht betroffener Ärzte könnte das Gesetz das Geschäft in den Untergrund abdrängen.

Auch die oppositionelle Kongresspartei nannte das Gesetzt einen „Entwurf aus der Steinzeit“. Das Gesetz sei paternalistisch, antiliberal und Resultat von überholten Wertvorstellungen. Kritiker beschweren sich jedoch seit Jahren, dass der Bereich kaum kontrolliert wird und die Frauen leicht ausgebeutet werden könnten. Einige Leihmütter erhalten 9.000 Euro, andere haben knapp 1.000 Euro akzeptiert, während Mittelsmänner und Kliniken den großen Profit daraus machen.

Einige Aktivisten setzen sich dafür ein, lieber die Rechte der Frauen zu stärken. Das Verbot nehme ihnen die oft einzige Gelegenheit, der Armut zu entfliehen. Studien zeigen, dass die Frauen das Geld sehr überlegt einsetzen. Einige leisten sich ein Haus, andere stecken es in die Ausbildung der eigenen Kinder. „Mein Jüngster ist zwei Jahre alt. Ich brauche das Geld, um ihn in einen englischsprachigen Kindergarten zu stecken wie seinen älteren Bruder“, berichtet die 27-jährige Amrita Singh der Hindustan Times. „Wie sonst können wir hunderttausende Rupien in neun Monaten verdienen“, beschwert sich auch die 30-jährige Kailash Solanki, die zum zweiten Mal ein Kind für andere austrägt. Wenn sie als Tagelöhnerin arbeite, könnten sie und ihr Mann zusammen gerade einmal 5.000 Rupien erwirtschaften, etwa 66 Euro, im Monat. „Wie sollen wir damit unsere zwei Kinder ernähren?“

Auch die 30-jährige Vandana Yusug findet die Diskussion scheinheilig. „Sie nennen uns Babymaschinen. Aber wenn wir unseren Ehemännern ein Kind nach dem anderen gebären, sagen sie nichts. Für uns macht das keinen Unterschied.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Standard“, derStandard.at

Schlagwörter: Indien, Leihmütter, Leihmutterschaft, Babys, Geschäftszweig, Abschaffung, Gesetz, Narendra Modi, Babyfabrik, Babykliniken, Mütter, Armut, kinderlos, Kinderlosigkeit, Ausland, Verbot, Ausbeutung