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Äthiopien: Bürgerkriegsgefahr – Unruhen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen

Meldung vom 06.09.2016

Äthiopien kämpft nicht nur mit dem Klimawandel und der Nahrungsmittelsicherheit. In jüngster Zeit machen sich auch wieder ethnische, religiöse und politische Differenzen bemerkbar. Es wird für die Regierung zunehmend schwieriger, die Unruhen unter Kontrolle zu halten. Der rund 100 Millionen Einwohner zählende Staat könnte am Rande eines Bürgerkriegs stehen, weil eine kleine ethnische Gruppe ihre Privilegien behalten will.

In bereits zwei Provinzen Äthiopiens – in Oromia und Amhara – nehmen die Protestwellen gegen die Regierung immer mehr zu. Die Oromo und die Amharen, die dort in diesen Provinzen ansässig sind, machen zusammen rund 60 Prozent der äthiopischen Bevölkerung aus. Doch sie fühlen sich der Minderheit der Tigray (ca. 6 Prozent der Bevölkerung) unterlegen. Denn die Tigray, die innerhalb der seit 1991 regierenden Koalition der Revolutionären Demokratischen Front der äthiopischen Völker (EPRDF) sämtliche Schlüsselpositionen besetzen, diskriminieren die anderen Volksstämme.

Bestehen die Amharen und die Tigray fast ausschließlich aus äthiopisch-orthodoxen Christen, so sind die Oromo – die die größte Volksgruppe darstellen – mehrheitlich Muslime. Auch das schafft zunehmend Reibereien zwischen den Ethnien, die im Zuge der Neugliederung der Provinzen nach Völkerschaften und Ethnien auch ihre eigene Identität immer stärker leben und einbringen wollen. Der eigentliche Föderalismus im Land wird jedoch durch die Tigray untergraben. Äthiopien wird faktisch wie ein Zentralstaat regiert.

Das autoritäre Regime der führenden politischen Klasse, die ihre eigenen Anhänger in die fruchtbarste Region des armen Landes schleust – nämlich in die Provinz Oromia, in der auch die Hauptstadt des Landes, Addis Abeba, liegt – bewirkt Unmut bei den Oromo. Sie fühlen sich von den Tigray kolonialisiert. Denn die Regierung enteignet Landwirte, gibt ihnen einen Spottpreis für ihr Land und verpachtet es dann für das bis zu Fünftausendfache an Investoren. Dagegen erhebt sich die Bevölkerung. In den letzten Wochen fanden große Demonstrationen statt. Sicherheitskräfte haben die Kundgebungen mit Gewalt zerschlagen und viele Zivilisten niedergeschossen.

Sollten die Konflikte nicht konstruktiv angegangen werden, könnten sie zu einem Bürgerkrieg führen. Äthiopien würde ins Chaos abgleiten, wenn einzelne Ethnien einen erbitterten Verteilungskampf führen würden. Dann müsste man eine erneute Flüchtlingswelle aus dem armen Land befürchten. Angesichts der rund 100 Millionen Menschen umfassenden Bevölkerung kann man sich vor Augen führen, welches Ausmaß eine solche Flüchtlingsbewegung hätte. Dabei muss man berücksichtigen, das schon jetzt jährlich unzählige Menschen das Land verlassen, um im Ausland bessere Lebensbedingungen zu finden.




Quelle: „Contra Magazin“, www.contra-magazin.com

Schlagwörter: Äthiopien, ethnische Unruhen, Verteilungskämpfe, Demonstrationen, Bürgerkrieg, Christen, Muslime, Landenteignung, Oromo, Amharen, Tigray, Elite, Zentralstaat, Föderalismus, Regime, Flüchtlinge, Flüchtlingswelle, Oromia, Landwirte