Mexiko: Erneut 78 Massengräber entdeckt

Meldung vom 06.09.2016

Im mexikanischen Bundesstaat Veracruz sind Familienangehörige von Vermissten auf 75 Massengräber gestoßen. Bislang seien 28 Leichen geborgen worden, sagte Lucía Días von der Vermisstenorganisation Colectivo Solecito am Samstag (02.09.2016). In den anderen Gräbern habe man zahlreiche menschliche Knochenstücke sicherstellen können.

Staatsanwaltschaft und Polizei bestätigten die Aussagen, wollten zur Gesamtzahl der Leichen aber keine Stellung beziehen. In Mexiko werden nach offiziellen Angaben rund 27.000 Menschen vermisst. Amnesty International beschuldigt die mexikanischen Behörden, bei der Fahndung nach den Vermissten zu versagen. Darum haben sich immer mehr Bürgerinitiativen gebildet, die selbst auf die Suche nach ihren verschwundenen Angehörigen gehen. Eine von ihnen ist die Organisation Colectivo Solecito, die jetzt diesen grausigen Fund gemacht hat. Mitarbeiter der Organisation gehen davon aus, dass mindestens drei Opfer in jedem Grab verscharrt sind.

„Es könnte sich um das bislang größte Massengrab in Mexiko handeln“, meint Días. Sie kritisiert, dass Gräber von solcher Größe nur entstehen konnten, wenn Polizei oder Lokalpolitiker wissentlich ihre Augen verschlossen hätten. Auch Amnesty International bemängelte, dass Polizei und Staatsanwaltschaft aus Angst vor den Drogenkartellen oft nicht mit den Ermittlungen beginnen würden oder selbst der organisierten Kriminalität angehörten.

Die Staatsanwaltschaft von Veracruz wies den Vorwurf zurück, sie vertusche etwas. Die Mitglieder von Colectivo Solecito sind teilweise schon seit sechs Jahren dabei, verschleppte Angehörige zu suchen. Sie setzen alles daran, kriminelle Organisationen und staatliche Sicherheitskräfte zu entlarven, die für das Verschwindenlassen von Menschen verantwortlich sind.

Die Gräber wurden in der Ortschaft Colinas de Santa Fe ausgemacht. In der Nähe waren Mitte August Gräber mit insgesamt 60 Leichen gefunden worden. Veracruz wird inzwischen als einer der gefährlichsten Bundesstaaten in Mexiko eingestuft. Das Kartell Jalisco Nueva Generación übt dort Gewalt aus, um sich die Vorherrschaft im Drogenhandel zu sichern. Nach offiziellen Angaben hat der Drogenkrieg von 2006 bis 2015 in Mexiko bereits 80.000 Tote gefordert.


Quelle: „Neues Deutschland“, www.neues-deutschland.de