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Somalia: Schluss mit der Kau Droge Kat

Meldung vom 12.09.2016

Das Rauschmittel Kat ist in Somalia weit verbreitet. Jetzt hat die somalische Regierung ein Machtwort gesprochen und ein sofortiges Einfuhrverbot für die populäre Alltagsdroge Kat angeordnet. Aber geht es den Verantwortlichen tatsächlich um die Gesundheit der somalischen Bevölkerung, oder steht nicht eher ein Machtgerangel mit Kenia im Vordergrund?

Tennisball-große Backen, prall gefüllt mit klein gekauten Blättern, geweitete Pupillen, weggetretene Gesichter: Der Anblick von Kat-Kauern gehört zum Alltag in Ländern wie Jemen, Somalia und Äthiopien. Als Alltagsdroge kann man die Blätter der Pflanze in Ostafrika und Südarabien an jeder Straßenecke erstehen. Dabei hat der ausufernde Konsum von Kat jede Menge Probleme zur Folge: So gerät die Wirtschaft in den Ländern regelmäßig in einen Stillstand, Familien nehmen Kredite auf, Ärzte stellen bei den Kat-Kauern Mundkrebs, Herzerkrankungen und psychische Probleme fest.

Auch ist etwa im Jemen mit dem massenhaften Anbau der Pflanze die kostbare Ressource Wasser knapp geworden. Schon vor Jahren sagte die jemenitische Regierung daher der Droge den Kampf an, den man allerdings nur halbherzig verfolgte. Im andauernden Bürgerkrieg soll Kat sogar als Stimmungsaufheller an Soldaten ausgegeben worden sein.

Nun scheint auch Somalia dem Kat-Konsum Einhalt gebieten zu wollen. Einen „vernichtenden Einfluss“ habe das Kraut auf die Menschen, stellte der somalische Präsident Hassan Sheikh Mohamud kürzlich in Mogadischu fest. Am Montag (05.09.2016) teilte der Minister für zivile Luftfahrt, Ali Ahmed Jangali, mit, dass ein sofortiges Einfuhrverbot für Kat bestehe.

Nach Angaben kenianischer Medien heben allein von Kenia täglich zwischen 12 und 16 Kat-Transportflüge ab. Da die Pflanze in Somalia selber nicht wächst, ist die Bevölkerung auf die kenianische und äthiopische Einfuhr angewiesen. Jede Übertretung des Einfuhrstopps und Verletzung des somalischen Luftraumes werde mit schweren Strafen geahndet, so Jangali warnend.

Geschockt zeigen sich kenianische Bauern und Händler anlässlich der Entscheidung. Tausende von ihnen haben mit dem Verkauf von Miraa, wie Kat hier genannt wird, bisher ihre Existenz bestritten. Nach Einfuhrverboten in Großbritannien, den Niederlanden und anderen Ländern (mit ostafrikanischen Migranten) stand ihnen nur noch der somalische Markt offen. „Diese Mitteilung hat uns völlig überrascht. Es gab keine Warnung“, äußert sich ein Händler in der kenianische Zeitung Daily Nation.

Aber auch in Somalia dürften Händler und nicht zuletzt Konsumenten gegen das neue Dekret aufbegehren. „Wenn die Leute ihr Kat nicht bekommen, werden sie verrückt“, denkt die BBC-Afrikakorrespondentin Mary Harper, „das ist ein wichtiger Teil ihres Lebens. Sie werden Sturm gegen das Verbot laufen.“

Die kenianisch-somalischen Beziehungen sind derzeit wieder äußerst angespannt. Kenia will seit langem das riesige Flüchtlingslager Daadab schließen und so Hunderttausende Somalis abschieben. In den Krieg mit der Al-Schabaab-Miliz im Nachbarland wollte Kenia nicht verwickelt werden, doch längst gehen kenianische Anti-Terror-Einheiten in Nordsomalia und im eigenen Land offensiv gegen mutmaßliche Islamisten vor. Somalier, die nach Kenia einreisen wollen, berichten, dass sie erniedrigende Schikanen über sich ergehen lassen mussten.

Es ist daher nicht abwegig, dass Präsident Mohamud weniger die Gesundheit der eigenen Bevölkerung im Blick hat, sondern eher einen diplomatischen Kleinkrieg mit Kenia austragen will. Unter all den Herausforderungen, die sich Somalia täglich stellen, dürfte der kollektive Kat-Rausch noch zu den geringeren gehören.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online“, nzz.ch

Schlagwörter: Somalia, Kat, Kau-Droge, Rauschmittel, Droge, Verbot, Einfuhrverbot, Kenia, Wasser, Händler, Gesundheit, Kat-Kauer, Alltagsdroge, Hassan Sheikh Mohamud, Kleinkrieg, Dadaab, Auflösung, Al-Schabaab, Antiterrorkrieg, Terrorismus, Anschläge, Mogadischu