Äthiopien: Viele Tote zum Erntedankfest |
Meldung vom 07.10.2016
52 oder 678 Opfer? Die Angaben werden verschleiert. Keiner weiß die genaue Zahl der Toten, die ein Militäreinsatz in Äthiopien gegen ein Fest der Oromo forderte. Das stachelt die Menschen erneut zu Protesten auf.
Erneut sind in Äthiopien zahlreiche Menschen in gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Armee umgebracht worden, und einmal mehr wird der Hergang nicht offengelegt. Was in Bishoftu südlich der Hauptstadt Addis Abeba beim traditionellen Erntedankfest der Oromo-Volksgruppe am Sonntag (02.10.2016) von statten ging, hat den Effekt, die ohnehin großen Spannungen in Äthiopien weiter zu verschärfen.
Radikale Oppositionelle sagen bereits den Niedergang der Regierung voraus, die seit 1991 im Kern aus ehemaligen Rebellen der Tigray-Volksgruppe besteht und von Anführern der anderen großen Ethnien, Oromo und Amhara, nicht akzeptiert wird.
Von 678 Toten wusste die Oromo-Oppositionspartei OFC (Oromo Federalist Congress). Diese Opferzahl sei das Resultat einer tödlichen Massenpanik, die nach Überzeugung der Opposition durch Schüsse von Polizei und Soldaten auf feiernde und betende Menschenmengen ausgelöst wurde. Auf Videofilmen, die ins Internet eingestellt wurden, sind unüberschaubare Menschenmengen erkennbar, die schreiend durcheinanderlaufen. Zehntausende von Menschen hatten sich zum jährlichen Erntedankfest versammelt.
Teile der von Oromos und Amharen besiedelten Regionen Äthiopiens leisten seit fast einem Jahr Widerstand gegen die Zentralregierung. Was als lokaler Groll über staatliche Enteignung begann, hat sich in den letzten Monaten zu einer koordinierten Protestbewegung entwickelt, die den Sturz der Regierung fordert.
Anfang August 2016 wurden bei der Niederschlagung von Massendemonstrationen in mehreren Städten über hundert Menschen umgebracht. Damals wurde auch die Protestgeste von zwei über dem Kopf gekreuzten Handgelenken als Symbol des gewaltfreien Widerstandes überall bekannt – der ganzen Welt wurde sie vorgeführt durch den äthiopischen Silbermedaillengewinner des Marathonlaufs bei den Olympischen Spielen in Rio.
Beim Erntedankfest Irreecha in Bishoftu sollen Feiernde diese Geste vorgeführt haben, als sie Oromo-Würdenträger auf der staatlichen Ehrentribüne ausmachten, was sie als Verrat empfanden. „Woyane!“ (Nieder!) sollen sie geschrien haben – ein alter Kampfruf aus Äthiopiens Widerstand gegen die italienische Besatzung und später die Revolutionsparole der Tigray-Rebellen, die jetzt gegen das Regime selbst angewandt wird.
„Die Armee sperrte mit Fahrzeugen alle Fluchtwege ab und begann, auf die Menge zu schießen“, lautet es in einem Augenzeugenbericht vom Sonntag. „Weil es keinen Ausweg gab, drängten die Leute panisch aufeinander. Manche fielen in einen Graben. In diesem Moment schoss die Polizei Tränengas in den Graben. Wir erstickten fast. Ich konnte mich an Baumwurzeln heraushieven, aber viele sind gestorben.“
Offiziell spricht man von 52 Toten, Opfer der „Massenpanik“ in dem tiefen Graben. Die Regierung hat drei Tage Staatstrauer angeordnet und definiert alles als einen „tragischen“ Unfall. Oppositionelle aber machen für die „Massenpanik“ die Schüsse verantwortlich und sagen, es gebe viel mehr Tote; sie haben fünf „Tage des Zorns“ ausgerufen. Der Chef des städtischen Krankenhauses von Bishoftu bestätigte im Staatsrundfunk, er allein habe 55 Leichen obduzieren müssen. Überlebende aus dem Graben berichteten, in den Graben seien rund 500 Menschen gestürzt, von denen die wenigsten überlebt hätten.
Nun lodern die Unruhen im zentraläthiopischen Hochland neu auf. Es sollen in mehreren Orten öffentliche Gebäude in Brand gesetzt worden sein. Ziel der Angriffe war wohl auch eine Zementfabrik des nigerianischen Milliardärs Aliko Dangote, einer der größten Industriebetriebe Äthiopiens mit einer Jahresproduktion von 2,5 Millionen Tonnen Zement, der nach ganz Ostafrika ausgeführt wird.
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de
Erneut sind in Äthiopien zahlreiche Menschen in gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Armee umgebracht worden, und einmal mehr wird der Hergang nicht offengelegt. Was in Bishoftu südlich der Hauptstadt Addis Abeba beim traditionellen Erntedankfest der Oromo-Volksgruppe am Sonntag (02.10.2016) von statten ging, hat den Effekt, die ohnehin großen Spannungen in Äthiopien weiter zu verschärfen.
Radikale Oppositionelle sagen bereits den Niedergang der Regierung voraus, die seit 1991 im Kern aus ehemaligen Rebellen der Tigray-Volksgruppe besteht und von Anführern der anderen großen Ethnien, Oromo und Amhara, nicht akzeptiert wird.
Von 678 Toten wusste die Oromo-Oppositionspartei OFC (Oromo Federalist Congress). Diese Opferzahl sei das Resultat einer tödlichen Massenpanik, die nach Überzeugung der Opposition durch Schüsse von Polizei und Soldaten auf feiernde und betende Menschenmengen ausgelöst wurde. Auf Videofilmen, die ins Internet eingestellt wurden, sind unüberschaubare Menschenmengen erkennbar, die schreiend durcheinanderlaufen. Zehntausende von Menschen hatten sich zum jährlichen Erntedankfest versammelt.
Teile der von Oromos und Amharen besiedelten Regionen Äthiopiens leisten seit fast einem Jahr Widerstand gegen die Zentralregierung. Was als lokaler Groll über staatliche Enteignung begann, hat sich in den letzten Monaten zu einer koordinierten Protestbewegung entwickelt, die den Sturz der Regierung fordert.
Anfang August 2016 wurden bei der Niederschlagung von Massendemonstrationen in mehreren Städten über hundert Menschen umgebracht. Damals wurde auch die Protestgeste von zwei über dem Kopf gekreuzten Handgelenken als Symbol des gewaltfreien Widerstandes überall bekannt – der ganzen Welt wurde sie vorgeführt durch den äthiopischen Silbermedaillengewinner des Marathonlaufs bei den Olympischen Spielen in Rio.
Beim Erntedankfest Irreecha in Bishoftu sollen Feiernde diese Geste vorgeführt haben, als sie Oromo-Würdenträger auf der staatlichen Ehrentribüne ausmachten, was sie als Verrat empfanden. „Woyane!“ (Nieder!) sollen sie geschrien haben – ein alter Kampfruf aus Äthiopiens Widerstand gegen die italienische Besatzung und später die Revolutionsparole der Tigray-Rebellen, die jetzt gegen das Regime selbst angewandt wird.
„Die Armee sperrte mit Fahrzeugen alle Fluchtwege ab und begann, auf die Menge zu schießen“, lautet es in einem Augenzeugenbericht vom Sonntag. „Weil es keinen Ausweg gab, drängten die Leute panisch aufeinander. Manche fielen in einen Graben. In diesem Moment schoss die Polizei Tränengas in den Graben. Wir erstickten fast. Ich konnte mich an Baumwurzeln heraushieven, aber viele sind gestorben.“
Offiziell spricht man von 52 Toten, Opfer der „Massenpanik“ in dem tiefen Graben. Die Regierung hat drei Tage Staatstrauer angeordnet und definiert alles als einen „tragischen“ Unfall. Oppositionelle aber machen für die „Massenpanik“ die Schüsse verantwortlich und sagen, es gebe viel mehr Tote; sie haben fünf „Tage des Zorns“ ausgerufen. Der Chef des städtischen Krankenhauses von Bishoftu bestätigte im Staatsrundfunk, er allein habe 55 Leichen obduzieren müssen. Überlebende aus dem Graben berichteten, in den Graben seien rund 500 Menschen gestürzt, von denen die wenigsten überlebt hätten.
Nun lodern die Unruhen im zentraläthiopischen Hochland neu auf. Es sollen in mehreren Orten öffentliche Gebäude in Brand gesetzt worden sein. Ziel der Angriffe war wohl auch eine Zementfabrik des nigerianischen Milliardärs Aliko Dangote, einer der größten Industriebetriebe Äthiopiens mit einer Jahresproduktion von 2,5 Millionen Tonnen Zement, der nach ganz Ostafrika ausgeführt wird.
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de