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Hunger: Unrecht im Südsudan – Regierung kauft Waffen statt Reis

Meldung vom 17.10.2016

Der Südsudan steuert auf eine Hungersnot zu, selbst außerhalb der Kampfregionen. Viele Kinder sind in äußerste Not geraten. Doch die Regierung macht es nicht leichter, sondern behindert das Anlaufen der internationalen Hilfe.

Die junge Mutter schlägt sich mit einer furchtbaren Entscheidung herum: Welches ihrer Kinder soll sie retten? Entweder könnte Elizabeth Athiel versuchen, ihre acht Monate alte Tochter Anger zu einer dringend notwendigen Behandlung ins Krankenhaus zu tragen. Oder sie konzentriert sich darauf, dass ihre anderen fünf Kinder genug Nahrung erhalten.

Die kleine Anger ist nur noch Haut und Knochen. Doch die nächste Klinik in der von Hunger heimgesuchten Region im Südsudan befindet sich einen halben Tagesmarsch entfernt, und Athiel hätte mehrere Tage mit dem Baby dort Aufenthalt. „Ich kann die anderen nicht hier alleine lassen“, erklärt sie, während sie Anger auf dem Arm hält. Das Mädchen wird wohl zu einem weiteren Opfer des Bürgerkriegs – und das in einem Teil des Landes, der bisher von Gefechten verschont blieb. Der Region Northern Bahr el Ghazal, einer Hochburg der Regierungstruppen, steht eine Hungersnot bevor. Jedes dritte Kind weist Schätzungen zufolge Symptome akuter Unterernährung auf. Wenn die Ressourcen weiterhin nur in solch kleinen Rationen eintreffen, werden noch mehr Jungen und Mädchen sterben, wie Mahimbo Mdoe warnt, Leiter des Kinderhilfswerks Unicef im Südsudan.

Die Lebensmittelkrise offenbart, wie der Konflikt das ganze Land in einen Stillstand versetzt. Seit Dezember 2013 wurden zehntausende Menschen umgebracht. Mehr als eine Millionen haben die Flucht ergriffen. Die Vereinten Nationen definieren die Situation als eine der weltweit schwersten humanitären Krisen.

Zwar haben Präsident Salva Kiir und seine Regierung wiederholt zugesagt, Hilfsorganisationen vollen Zugang in die Region und andere Gebiete zu ermöglichen. Doch die Behörden haben immer wieder Hilfslieferungen angehalten. Hintergrund ist der Vorwurf der internationalen Gemeinschaft, der Südsudan unterlasse praktische Schritte, um die Kämpfe beizulegen und Zivilpersonen zu schützen.

Während eines Besuchs eines Reporters in Aweil, der Hauptstadt von Northern Bahr el Ghazal, wurden gerade die Lebensmittellieferungen des Welternährungsprogramms WFP aus der Luft unterbrochen. Ursache waren sogenannte zusätzliche Sicherheitsvorschriften der Regierung. Später wurden die Hilfsgüterlieferungen wieder aufgenommen, pausierten vor wenigen Tagen aber erneut.

Informationsminister Michael Makuei erklärte vor Journalisten, das WFP haben sich seiner Regierung gegenüber „uneinsichtig“ gezeigt. „Sind sie für humanitäre Dienste hierhergekommen? Sie sind wegen ihrer eigenen versteckten Ziele hierhergekommen“, kritisierte er und macht damit Andeutungen auf die innerhalb der südsudanesischen Regierung weit verbreitete Meinung, die UN hätten mit ihrer Friedensmission und ihren Hilfsorganisationen zu viel Einfluss im Land.

Bei der Staatengemeinschaft ist umgekehrt die südsudanesische Regierung wegen ihrer hohen Militärausgaben stark in Verruf geraten. Für Aufrüstung ist immer Geld da. Insgesamt 44 Prozent des Haushalts gehen laut Finanzministerium an die Verteidigung – im Vergleich dazu wirken die elf Prozent für die Ressorts Gesundheit, Bildung und humanitäre Angelegenheiten angesichts der Not geradezu lächerlich.

„Die Regierung weiß, dass sie kein Geld für das Gesundheitsweisen und die Bildung ausgeben muss, weil das immer die internationale Gemeinschaft für sie tun wird“, lautet es aus Diplomatenkreisen. „Stattdessen können sie es für Waffen ausgeben.“ Dabei ringt das Land schon seit langem immer wieder mit Hungerperioden. Die Kämpfe haben die Lage weiter eskalieren lassen. Vier bis fünf Millionen Menschen drohen nach Angaben des Welternährungsprogramms zu verhungern, wenn ihnen keine Nahrungsmittelhilfe gewährt wird.

Northern Bahr el Ghazal geht es am schlechtesten. Etwa 60 Prozent der Bevölkerung dort sind laut UN-Behörden von Hunger in kritischem, dringendem oder katastrophalem Ausmaß gezeichnet. Zu ihnen zählt auch Nyibol Dut. „Früher habe ich zwei bis dreimal am Tag etwas gegessen“, beteuert die junge Mutter. „Jetzt esse ich nur noch einmal.“

Die meisten Lebensmittel in Aweil sind unerschwinglich teuer geworden und das, obwohl die staubigen Straßenstände voll sind mit reifen Tomaten, Zwiebeln und Wassermelonen. Nach Angaben der Regierung sind die Nahrungsmittelpreise innerhalb eines Jahres auf das Zehnfache angestiegen. Der Bürgerkrieg habe „den Handel schwer beeinträchtigt“, erklärt der Gouverneur von Aweil, Ronald Ruay Deng. Zugleich rechtfertigt er aber die staatlichen Beschränkungen von Hilfslieferungen und behauptet, Sicherheit trage wesentlich zu dem Gelingen von humanitären Einsätzen bei.

Doch die Regelungen und Zuständigkeiten sind oft so verwinkelt, dass Helfer sich keinen Weg durch den bürokratischen Wust bahnen können. Sie wissen einfach nicht, wo sie die Genehmigung für ihre Einsätze herbekommen können. Sie beobachten bei ihren Bemühungen ein undurchsichtiges Netz von Mittelsmännern von Regierung, Opposition und örtlichen Milizen, in dem es häufig zu langen Wartezeiten kommt. „In einem Land, das nicht wie ein Land geführt wird, reicht die Erlaubnis des Präsidenten nicht aus“, meint ein leitender Vertreter einer Hilfsorganisation, der aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen der Regierung anonym bleiben wollte.

Aus Verzweiflung über die Hungerkrise haben sich zehntausende Südsudanesen sogar in den benachbarten Sudan gerettet, was für viele zuvor niemals eine Option gewesen wäre. Schließlich führten beide Seiten jahrelang erbitterten Krieg gegeneinander, bis der Südsudan 2011 als jüngstes Land der Erde seine Unabhängigkeit erklärte. Laut UN-Angaben zogen sich allein in diesem Jahr mindestens 50.000 Südsudanesen in die sudanesische Konfliktregion Darfur zurück.

Taril Tong hat auch beobachtet, dass viele Bewohner seiner Ortschaft in den Sudan abgewandert sind, nachdem heftige Regenfälle die Ernte vernichtet hatten. Er wolle es ihnen aber nicht nachtun, sagt er stolz: „Das hier ist unser Land.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „N24“, n24.de

Schlagwörter: Hungerhilfe weltweit, Hunger, Südsudan, Aufrüstung, Regierung, Budget, Hungersnot, Unterernährung, Bürgerkrieg, Salva Kiir, Riek Machar, UN, Hilfsorganisation, Waffen, Lebensmittel, Flüchtlinge, Waffen, Sicherheit, Korruption, Bürokratie, Hilfsgüterlieferungen, Welternährnungsprogramm