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Ghana: Wahlen in der Musterdemokratie Afrikas

 
Meldung vom 08.12.2016

Ghana war lange ein Vorzeigeland unter den westafrikanischen Staaten. Doch zuletzt knickte die Wirtschaft ein, die Preise kletterten unaufhaltsam in die Höhe. Am 07. Dezember wählte Ghana ein neues Parlament und den Präsidenten – der Wahlkampf wurde durch Gewalt überschattet.

Das nervenaufreibende Gedröhn aus Plastik-Tröten begleitet jede Wahlkampfveranstaltung in Ghana. Argumente werden dadurch schnell überdeckt. Und in der aufgeheizten Stimmung gibt es im Wahlkampf sogar unter Umständen Tote. Am Dienstag (06.12.2016) kam ein Anhänger der größten Oppositionspartei bei Krawallen am Rande einer Kundgebung ums Leben. 14 weitere Menschen erlitten Verletzungen.

Weil dieses Phänomen nichts Besonderes in Ghana ist, hatten die Parteien sich im Vorfeld der Wahlen gemeinsam zur Friedfertigkeit verpflichtet. Die konnte in diesem Fall nicht aufrechterhalten werden. Im Großen und Ganzen jedoch schon. Und dennoch scheint die Situation problematisch zu sein. Die wirtschaftliche Lage lässt zu wünschen übrig. Die beiden großen Parteien bezichtigen sich gegenseitig, Wähler-Stimmen zu kaufen. Samuel, ein Wähler der jüngeren Generation in der Hauptstadt Accra, betont: „Man darf die eigene Wählerstimme nicht einfach demjenigen geben, der sie mit ein bisschen Geld kaufen will. Man muss über die eigene Situation nachdenken – und dann wählen.“

Für viele junge Ghanaer ist die eigene Lage bedenklich: Die Weltbank geht davon aus, dass jeder zweite Ghanaer zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos ist. Die Inflationsrate rangiert deutlich über 15 Prozent. Und viele Menschen sind frustriert über die alltägliche Korruption. „Mich widert es an, dass Korruption im Staatssektor wie ein Kavaliersdelikt behandelt wird“, empört sich Nana Akufo-Addo. Er ging für die Neue Patriotische Partei, NPP, ins Rennen. Akufo-Addo bemüht sich zum dritten Mal, das Präsidentenamt zu erringen. Er ist 72 Jahre alt, gelernter Jurist, ein Mann aus der traditionellen Führungsschicht des Landes: „Ich stehe hier vor Euch als kleiner, ehrlicher Mann“, behauptet Akufo-Addo, „mit einem großen Herzen für Ghana“. Der Herausforderer sagt der Jugend Arbeitsplätze zu. Er wirbt damit, in nur knapp zwei Jahren die Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen. Denn die Wirtschaft steht überall im Zentrum des Interesses.

Der amtierende Präsident John Mahama muss deswegen seine Position verteidigen. Mahama nahm kurz vor der Wahl vor allem große Infrastrukturprojekte in der Hauptstadt Accra in Angriff. Darunter auch eine große Brücke an einem der Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Die Brücke wurde mit riesigen Leuchtkörpern ausgestattet. In der Bevölkerung stieß das auf Ablehnung. Bitterböse Kommentare waren die Folge: Dann könnten ja Schulkinder, die wegen der häufigen Stromausfälle zu Hause im Dunklen sitzen, auf die hell erleuchtete Brücke gehen und dort abends ihre Hausaufgaben machen.

Nach vier Jahren im Amt kann der 58-jährige Mahama sich dennoch auf eine große Anhängerschaft stützen. In der Vergangenheit hat er große Fortschritte im Bildungs- und Gesundheitswesen sowie beim Ausbau der Infrastruktur erzielt. Auch wurden seit seinem Antritt die staatliche Krankenversicherung und soziale Unterstützung für Ältere verbessert.

Zahlreiche Wähler jedoch kritisieren Mahama und den regierenden Nationalen Demokratischen Kongress (NDC), nichts gegen die anhaltende Wirtschaftskrise unternommen zu haben. Ghanas Wirtschaft ist einseitig, hängt stark von Rohstoffexporten wie etwa Gold, Kakao, Diamanten und Aluminium ab. Fallende Weltmarktpreise und eine jahrelange Energiekrise hat die Arbeitslosigkeit wachsen lassen. Das sorgte für Ärger in der Bevölkerung. „Der Wirtschaft geht es schlecht. Ich denke, dass die Opposition bessere Arbeit leisten kann“, meint ein Befürworter von Akufo-Addo.

Präsident Mahama verkündet, Ghana bewege sich gerade heraus aus der Krise. Der 58-Jährige ist auf ein zweites Mandat aus. Er begründet das damit, dass jetzt „geerntet werden kann, was die Regierung gesät hat“. Seine Regierung möchte weitere Strukturreformen durchführen. Sie will weiter die Infrastruktur mit Straßen und Hafenanlagen ausbauen. Und jetzt steht auch die Berufsausbildung auf dem Programm. 60 Prozent der Bevölkerung Ghanas ist jünger als 35 Jahre. Und die meisten sind ohne Erwerbstätigkeit. „Wenn wir nicht schnell genug für Arbeit sorgen, dann wird das hier ein Pulverfass“, warnt Präsident Mahama.

Ghana hat viele Schulden aufgenommen. Die Wirtschaft legt in diesem Jahr um etwas mehr als drei Prozent zu. Das ist nicht ausreichend, um genügend Arbeitslätze für die nachdrängende Jugend anzubieten. Jetzt stellt sich die Frage: Wem trauen die Ghanaer zu, das Land wieder auf Erfolgskurs zu bringen? Man erwartet ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Kandidaten Mahama und Akufo-Addo. Ein Wahlergebnis kann frühestens Freitag (09.12.2016) mitgeteilt werden.

Ghana, einst fest im Griff der britischen Kolonialmacht, erstritt sich 1957 als erstes Land in Afrika südlich der Sahara die Unabhängigkeit. Das Land hat den Ruf einer Musterdemokratie auf dem Kontinent.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD-Nachrichten online“, ard.de

Schlagwörter: Ghana, Wahl, Musterdemokratie, Demokratie, Wirtschaft, Flaute, Krise, John Mahama, Präsident, Nana Akufo-Addo, Infrastruktur, Bildung, Jugend, Arbeitslosigkeit, Unruhen, Krawalle, Tote, Arbeitsplätze, Wirtschaftskrise, Rohstoffe, Exporte, Handel, Accra