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Hunger: UN-Beauftragter Jean Ziegler – Unermüdlicher Kämpfer für das Recht auf Nahrung

 
Meldung vom 16.01.2017

Er ist eine charismatische Gestalt, ein begnadeter Redner und scheut sich nicht, auch Diktatoren und Regierungen für das Problem des Hungers in vielen Teilen der Welt zu rügen. Scharfe und klare Worte findet der Schweizer Jean Ziegler, der unter anderem als UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung unterwegs war. Trotzdem er weit über 80 ist, kämpft er unermüdlich weiter.

Er wurde als Hans Ziegler 1934 in Thun in der Schweiz geboren. In jungen Jahren unterhielt er Freundschaften zu Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre und Che Guevara. Ziegler arbeitete als Professor der Soziologie in Genf und Paris, hat sich als Abgeordneter im Schweizer Nationalrat einen guten Ruf erworben und war von 2000 bis 2008 UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Vier Jahre arbeitete er im Beratenden Ausschuss des Menschrechtsrats der Vereinten Nationen, im September 2013 wurde er erneut in dieses Gremium gewählt. Er ist gläubiger Christ.

Ziegler gilt als Kämpfer im Auftrag der Menschenrechte. Es wurde oft als Hüter der Gerechtigkeit und Beobachter der Ungerechtigkeit gewürdigt. Obwohl er schon über achtzig ist, bleibt er seinem Auftrag treu. Er setzt sich weiter für die Eindämmung von Hunger und Armut ein. Vor kurzem hat Ziegler ein Buch veröffentlicht mit dem Titel: „Ändere die Welt“.

Dazu sagt Ziegler:Ganz sicher ist, dass der Zustand der Welt, wie er heute ist, außerordentlich besorgniserregend und schrecklich ist. Das Problem des Hungers, das tägliche Massaker von tausenden und abertausenden von Menschen, das ist der absolute Skandal unserer Zeit. Die UN sagt, alle fünf Sekunden stirbt ein Kind an Hunger, sie sagt, dass die Weltwirtschaft von heute problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren könnte, das ist das Doppelte der heutigen Menschheit. Ein Kind, das jetzt an Hunger stirbt, wird ermordet. Hunger in der Welt heute ist Massenmord.“

Ziegler fordert ein Umdenken bei dem einzelnen und vor allem bei denen, die an der Macht sind, bei den UN-Vetomächten, bei den Politikern, den Börsenspekulanten, den Banken und einer Handvoll von Superreichen. Ziegler stellt fest: „Ein Prozent der Welt besitzt so viel Vermögen, wie 99 Prozent der Weltbevölkerung. Oder die 85 reichsten Milliardäre der Welt besitzen ein Vermögen, das dem Vermögen von 3,5 Milliarden Menschen gleichkommt. Diese Oligarchien des konzentrierten Finanzkapitals beherrschen die Welt heute. Die haben eine Diktatur errichtet, die stärker ist als alle Nationalstaaten, die jeder Kontrolle entschwindet, die nur nach einem Prinzip funktioniert: Den Profit maximalisieren. Das ist eine kannibalische Weltordnung, die diese Oligarchien dem Planeten aufgezwungen haben.“

Im Kampf gegen Hunger, Korruption, Waffenhandel, im Einsatz für Frieden und Menschenrechte und natürlich in der Fürsorge für Arme sieht er sich ganz als jemand, der seinen christlichen Auftrag erfüllt. Ziegler betont: Ich handle im Glauben an das Evangelium, an die Vorsehung, an die Wiederauferstehung und das Wirken des Heiligen Geistes. Denn das ist ja die Hoffnung. Wir armen Menschen kämpfen und bemühen uns; was dann tatsächlich gelingt, das liegt jenseits unserer Vernunft und jenseits unserer so schwachen Kräfte.“

In seiner Funktion als Sonderbeauftragter der UN für Nahrung ist er mit der globalen Hunger-Situation aus erster Hand vertraut. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind – in einer Welt, die im Überfluss schwelgt. Eine absurde Konstellation, moralisch und juristisch gesehen ein Verbrechen. Dennoch glaubt Ziegler, dass daran etwas geändert werden kann: Ich glaube, die Geschichte hat einen Sinn. Unsere Präsenz auf diesem Planeten ist nicht ein Zufall, sondern jemand hat uns hier hingesetzt, hat uns erschaffen, hat uns einen Auftrag gegeben auf dieser Welt. Die Geschichte hat einen Sinn und sie führt auf die zunehmende Menschwerdung des Menschen hin. Einerseits hat die Wissenschaft unglaubliche Fortschritte gemacht, das ist auch gottgewollt, die Produktionskräfte der Menschheit haben sich unglaublich potentialisiert durch eine Sukzession industriell-technologischer-elektronischer Revolutionen, heute zum ersten Mal, wenn wir beim Hunger bleiben, gibt es keinen objektiven Mangel mehr. Was den Hunger heute ausmacht, ist der fehlende Zugang zur Nahrung. Das Gerechtigkeitsempfinden wird irgendwann wieder zunehmen. Eines Tages wird dieses erwachte Bewusstsein zur sozialen, revolutionären, umstürzenden Bewegung.“

Ziegler gilt in vielen Ländern als moralische Instanz und Vorbild. Sein Handeln ist bestimmt von einem ausgeprägten Gerechtigkeits- und Freiheitssinn. Ein Ereignis in jungen Jahren wurde für ihn zur Triebfeder für sein Engagement: „Für mich war das in grauer Urzeit in den 60er Jahren in Kongo. Das war mein erster Posten bei der UN. Im vom Bürgerkrieg zerrissenen Kongo waren wir eingeschlossen im letzten noch funktionierenden Hotel in Caliga und jede Nacht haben die indischen Köche die Essensreste über den Stacheldraht hinaus geworfen. Und ich sah vom 2. Stock aus, jedes Mal nach einem guten Abendessen, den Andrang der hungernden Menschen, ich sah Männer und Frauen, Kinder auf Beinen wie Streichhölzer, mit abgemagerten kleinen Hände und Armen, auf diesen Stacheldraht zugehen, die Essensreste herunterreißen, die es noch gab, ein Stück Fleisch und Brot, die Soldaten haben sie zurückgestoßen, mit ihren Gewehrkolben ... Und da habe ich mir wie durch ein Wunder versprochen, dass, was immer auch in meinem Leben geschehen werde, ich immer auf der Seite der Ärmsten stehen werde. Wenn ich da nicht kämpfen würde, könnte ich mich nicht mehr im Spiegel anschauen.“

Ziegler beklagt, dass die heutigen Demokratien nicht wirklich durchgreifen können. Den Grund dafür erläutert er so: „Ich glaube, das Schlüsselwort ist Entfremdung. Das Kollektivbewusstsein wird beherrscht von den Herren der Welt. Ich habe gesagt, es gibt eine Weltdiktatur des Finanzkapitals. Letztes Jahr haben die 500 größten transkontinentalen Konzerne, alle Sektoren zusammengenommen, also Industrie, Dienstleistung, Banken usw. 52,8 Prozent des Weltsozialproduktes verwaltet, d.h. alle in einem Jahr auf der Welt produzierten Reichtümer waren von diesen Kapitalisten beherrscht. Die unterliegen keiner inneren, parlamentarischen Kontrolle. Sie beherrschen die Welt nicht nur physisch, das heißt ökonomisch und militärisch, sondern eben auch ideologisch. Mein kleiner Kampf gilt dem Bewusstsein für die Identität aller Menschen, die Kinder Gottes sind und Ebenbild Gottes sein sollten, damit dieses Bewusstsein nicht nur wieder hergestellt, sondern mobilisiert wird und diese kannibalische Welt durchbrechen wird.“

Gefragt, was über ihn geschrieben stehen soll, wenn man in zwei, drei Jahrhunderten in einem geschichtlichen Nachschlagewerk seinen Namen sucht und findet, antwortet er: „Er hat versucht, der göttlichen Gnade, die er in so reichem Maße erhalten hat, würdig zu werden.“


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Jean Ziegler - Diskussion




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Radio Vatikan“, radiovatikana.org

Schlagwörter: Hungerhilfe weltweit, Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Menschenrechte, Kapitalismus, Reichtum, Ungerechtigkeit, Hunger, Armut, Glaube, Christ, Christentum, Wirtschaft, Oligarchen, Demokratie, Überfluss