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Mexiko: Verbunden durch ein Gitter – Das Leid getrennter Familien

Meldung vom 01.02.2017

Eine Wand aus Metall durchzieht die Stadt Tijuana und trennt Mexiko und die USA. Am sogenannten Friendship Park gibt es ein meterhohes, leicht durchsichtiges Gitter, dort können sich getrennte Familien jedes Wochenende kurz an der Grenzanlage treffen und miteinander reden. Immer wieder kommt es zu lebensgefährlichen Versuchen, die Wand hochzuklettern und auf die andere Seite zu gelangen.

Langsam, aber meterhoch und kraftvoll bewegen sich die Wellen auf den Strand von Tijuana zu, der nördlichsten Grenzstadt Mexikos. Meer, Luft, Erde – all das sieht in Mexiko genauso aus wie in den USA – auch die Menschen. 14 Millionen wohnen in der Grenzregion von Kalifornien und Niederkalifornien, Mexikaner gibt es seit jeher auf beiden Seiten.

Es ist ein kalter Tag im Januar. Die Meeresbrise ist durchdingend, der Anblick der Mauer einschüchternd. Zwischen den wenigen Besuchern steht ein junger Mann. Er nimmt mit seinen Augen die Maße dieses monströses Bauwerks. Daniel, 35, Mexikaner, berichtet von seinem Leben. 14 Jahre ist er ohne gültige Papiere in den USA untergetaucht, er hat in Kalifornien, Hawaii und zuletzt Oregon Jobs gefunden. Dann erhielt er den Anruf seiner Mutter aus dem mexikanischen Acapulco. Sie habe Krebs und nur noch eine kurze Lebensdauer.

Daniel besorgte sich sofort ein Flugticket. Es gibt keine Hindernisse, wenn man raus aus den USA will – auch ohne Papiere. 2 Monate stand er seiner Mutter beim Sterben zur Seite. Jetzt, wenige Tage nach ihrem Tod, hockt er hier am Strand und bereitet sich auf die Flucht zurück in sein Leben in den USA vor. 14 Jahre nach seinem ersten illegalen Grenzübertritt hat er keinen anderen Ausweg. Ein Visum bekommen Bittsteller und Gelegenheitsarbeiter wie er nicht.

„Dieses Land, die USA, hat mir viel gegeben. Viele gute Dinge und auch schlechte. Dank meines Lebens dort konnte ich meinen Eltern helfen und ihnen ein Leben ermöglichen, das sie so in Mexiko nie gehabt hätten. Ich habe ihnen immer Geld geschickt. Nur deshalb sitze ich hier. Wenn ich diesen Zaun sehe, denke ich nur: Das ist ein Witz des Lebens. Wie lächerlich sind wir Menschen!“

Während seines Berichts stoppt auf der anderen Seite ein Fahrzeug der Border Patrol (Grenzkontrolle) an der Grenzanlage, die an dieser Stelle keine Wand, sondern ein fast blickdichtes Gitter ist. Der Bereich ist ein Gnadenerweis an die unzähligen getrennten Familien. Er nennt sich Friendship Park. Nur am Wochenende von 10 bis 14 Uhr dürfen die Menschen auf der US-Seite zu dem Zaun gehen. Großmütter sehen zum ersten Mal ihre Enkel, Paare betrachten sich voller Sehnsucht durch das Gitter, berühren können sie sich nur mit der Spitze des kleinen Fingers.

Heute sind nur die Grenzpatrouille und zwei Männer in Zivil eingetroffen, die sich dem Zaun nähern. Spät nimmt der eine wahr, dass der andere ein Mikrofon trägt. Beide gehen aufeinander zu und stellen sich vor: Der eine ist Journalist für den Deutschlandfunk, der andere heißt John und ist für ein US-amerikanisches nichtkommerzielles Radio tätig. Die Border Patrol gab ihm grünes Licht, an den Zaun zu kommen. Er will anlässlich des Amtsantritts von Donald Trump über die Mauer berichten und sich einen Eindruck vor Ort verschaffen. Er glaubt, Mexiko brauche sich keine Sorgen zu machen. Eine Mauer aus Beton werde Donald Trump nicht hochziehen lassen, nur hier und da die bestehenden Grenzanlagen verstärken. Hoffentlich behält er Recht. Die Männer verabschieden sich mit einem Fingerspitzengruß, schieben sich zusammengerollte Visitenkarten durch die engen Öffnungen des Gitters zu und lachen darüber.

Am nächsten Tag vollführt der deutsche Journalist das, wovon der Mexikaner Daniel nur träumen kann: Er begibt sich auf die andere Seite in den Friendship Park. Mit deutschem Pass kein Problem. Der Migrant ohne Papiere sendet ihm Textnachrichten: Er hat sich Neoprenanzug und Flossen gekauft und harrt jetzt auf abnehmenden Mond und ruhigeres Meer: Dann will er die Wand umschwimmen.

Daniel bezeichnet das Problem als eine Lächerlichkeit, aber er muss wegen dieser Grenzanlagen sein Leben in den gefährlichen Pazifikströmungen in Gefahr bringen. Andere bahnen sich einen Weg durch die Wüste oder graben Tunnel. Die Mauer wird noch viele Menschen das Leben kosten.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandfunk“, dradio.de

Schlagwörter: Mexiko, Mauer, Grenze, Donald Trump, Grenzzaun, Gitter, Friendship Park, Tijuana, Einwanderung, illegale Einwanderung, Arbeitslosigkeit, Migranten, Familien