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Kenia: Das Smartphone und der kenianische Alltag

Meldung vom 06.02.2017

In Kenia ist das Smartphone aus dem alltäglichen Leben nicht wegzudenken. Beinahe alles wird damit gemacht. Es ersetzt sogar ein Bankkonto. An der Haltestelle in einem Vorort von Nairobi stauen sich die Kleinbusse. Die Fahrer und ihre Helfer bemühen sich lautstark, Passagiere in ihr Gefährt zu locken. Einige der sogenannten Matatus jedoch sind schneller bis auf den letzten Platz besetzt. So wie der Bus von James Najau. „Ich habe Wifi installiert“, erklärt er. „Jeder kann es nutzen.“

Und zwar gratis. Während der Fahrt ziehen die meisten Passagiere schnell ihre Smartphones heraus. Francis Kimani, ein Student, will überprüfen, ob neue Nachrichten auf seinem Facebook-Konto eingetroffen sind. „Ich mag dieses Matatu, denn es hat genau das im Angebot, was ich brauche. Das Internet funktioniert gut. Ich lade Musik herunter oder nutze es für soziale Netzwerke.“

Vor allem aber ist das Smartphone Mittel der Bezahlung. Der Branchenriese Safaricom hat das Projekt ins Leben gerufen. Das Unternehmen hat sich in Kenia das Monopol auf dem Mobilfunkmarkt gesichert. Safaricom hat ein Bezahlsystem per Handy geschaffen. M-Pesa nennt es sich – M ist die Abkürzung für Mobil, Pesa heißt auf Kisuaheli Geld.

„3.000 Shilling wollen Sie einzahlen – da brauche ich den Personalausweis“, meint die Angestellte in einem der zahlreichen Kioske in Kenia. Kunden konsultieren diese Kioske mit ihrem Bargeld und geben ihre Telefonnummer an. Der Betrag wird dann ihrem M-Pesa-Konto gut geschrieben und bestimmte Beträge können dann ganz einfach per SMS verschickt werden. Der Empfänger kann sich das Bargeld wiederum in einer Filiale auszahlen lassen.

„Ich nutze M-Pesa, um Geld an Angehörige zu schicken, die weit entfernt leben,“ erläutert ein Kunde. Beispielsweise wenn sie einen finanziellen Engpass haben und einfach schnell eine gewisse Summe brauchen. Und nicht nur das: Die Kenianer überweisen mit M-Pesa das Geld für ihre Stromrechnungen, Bustickets und sogar Strafzettel. Bei Konzerten gibt es neben der Kasse die Auskunft über eine Handy-Nummer, auf die überwiesen werden kann. „M-Pesa gibt es einfach überall“, freut sich eine Nutzerin. „In den Stadtvierteln, auf den Geschäftsstraßen. Es hat mein Leben sehr viel leichter gemacht, weil es so bequem ist.“

Auch Taxis kann der Kunde mit dem Handy bezahlen. M-Pesa wird auch von dem großen Fahrdienstvermittler Uber genutzt. Uber-Taxis akzeptieren die Handy-Überweisung. Das Unternehmen hat in der Hauptstadt Nairobi vor knapp zwei Jahren Fuß gefasst und wächst hier rasend schnell. Zunächst waren für die Mitarbeiter nur ein paar Schreibtische in einem Bürogebäude angemietet worden – jetzt reicht für die Mitarbeiter kaum noch die halbe Etage. „Wir haben anfangs an vier Tischen gesessen“, meint Kagure Omonyo, die für die Expansion von Uber in Kenia verantwortlich ist. „Dann sind wir immer weiter gewachsen und unser Team ist größer geworden.“

Mehrere Hundert Taxifahrer haben sich inzwischen in Nairobi mit Uber zusammengeschlossen. Es gibt schon eine Zweigstelle am Meer, weitere sollen in Angriff genommen werden. Bis Uber aber auch die ländlichen Regionen in Kenia erreicht, wird es wohl noch dauern. Hier verwenden die Menschen ihr Smartphone eher für andere Zwecke. Stark im Trend liegt eine App speziell für die vielen Kleinbauern, erklärt John Kieti von M-Lab, einem jungen Technologie-Unternehmen. „Sie sagt ihnen, wie hoch der Preis für Gemüse im Moment ist. Wenn ein Zwischenhändler vorbeikommt, sind sie besser informiert.“ Und können realistische Preise veranschlagen, statt wie früher häufig betrogen zu werden.

Auch Kenia verfügt über ein „Silicon Valley“. John Kietis Unternehmen ist Teil von Kenias „Silicon Savannah“, wie die inzwischen zahlreichen Softwareschmieden und Technologieunternehmen in der Hauptstadt bezeichnet werden. Hier sind junge kreative Köpfe eifrig dabei, neue Anwendungen für das Internet und vor allem für Smartphones zu erarbeiten. Eric Hersman, Gründer eines dieser Kreativzentren, erklärt: „Der große Unterschied zwischen Kenia und ganz Afrika und dem Rest der Welt ist: Hier kam der Mobilfunk zuerst. Das ist ein ganz anderes Denkmodell. Die Leute gehen von Kindheit an über ihr Handy ins Internet und nicht über Computer.“

Obwohl in Kenia viele Menschen mit einem geringen Einkommen überleben müssen, sind Handys auch in den Slums bei fast jedem zu finden. 90 Prozent der Bevölkerung nutzen ein mobiles Telefon. Natürlich muss es nicht das topaktuellste Smartphone sein, aber doch ein Handy, dessen Funktionen weit über Telefonieren und SMS hinausgehen. Fast die Hälfte aller Internetabrufe in Kenia wird durch Smartphones getätigt.

„Ich glaube nicht, dass ich auf mein Handy verzichten könnte, nicht mal für einen Tag,“ erklärt eine Studentin, die sich zur bestandenen Prüfung gerade ein neues Modell geleistet hat. „Würde es gestohlen, würde ich es morgen ersetzen, vermutlich durch eine billigere Version.“ Damit unterscheidet sie sich wohl wenig von vielen jungen Leuten in Deutschland.




Quelle: „NDR“, www.ndr.de

Schlagwörter: Kenia, Smartphone, Bezahlung, Geldverkehr, App, Armut, Slums, Landwirte, M-Pesa, Überweisung, Silicon Savannah, Handy, Mobiles Netz, Uber, SMS, Safaricom