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Mexiko: Boykott – Aus Wut über Trump nicht mehr zu McDonald‘s

Meldung vom 08.02.2017

In Mexiko haben Aktivisten eine große Hetzkampagne gegen Donald Trumps Politik begonnen und fordern ihre Mitbürger dazu auf, US-Firmen wie Starbucks und McDonald's nicht mehr zu besuchen. Doch die Kampagnen scheinen nicht zu greifen – die Aktion scheitert an der Abhängigkeit.

Elsa Prado zögert eine Sekunde, dann antwortet sie vehement: „Das ist doch Quatsch“. Die Mutter hat mit ihren beiden Söhnen gerade in der Filiale einer US-Fastfood-Kette in Mexiko-Stadt gegessen, schlechtes Gewissen sucht man bei ihr vergeblich. Ist da etwas dran an dem Boykott gegen US-Firmen?

„Hier arbeiten doch Mexikaner, die dann ihren Job verlieren würden“, kontert sie. Elsa Prado ist zwar auch ungehalten über Donald Trump und wütend über die Ungerechtigkeiten, verbalen Attacken und Drohungen aus dem Weißen Haus gegen ihr Land und ihre Landsleute: „Aber das lösen wir doch nicht mit Boykott, beide Länder brauchen sich doch gegenseitig.“

Ein paar Ecken weiter haben sich junge Leute auf der Terrasse einer Starbucks-Filiale niedergelassen, dampfender Kaffee steht auf dem Tisch, die Laptops sind aufgeklappt. Auch hier gibt man auf den Boykott nichts, zu dem in sozialen Netzwerken und Fernseh-Talkshows aufgerufen wird. „Wir sollten das lieber als Chance nutzen und uns woanders hinwenden. Nach Süden oder nach Europa“, meint der Anwalt Claudio Flores und hat dabei die übergroße Abhängigkeit der mexikanischen Wirtschaft von den USA im Blick. 80 Prozent aller Exporte des Landes wandern auf den Absatzmarkt des amerikanischen Nordens. „Schauen Sie sich doch um“, bemerkt Flores. „Hier boykottiert niemand.“

Wer sich in diesen Tagen in Mexiko viel in der virtuellen Welt bewegt, bekommt den Eindruck, das Land stehe kurz davor, US-Unternehmen komplett zu ruinieren: Hinter Hashtags wie #AdiosStarbucks, #AdiosMcDonalds oder #AdiosWalmart steht in geballter Menge die Internet-Community. Manche Kampagnen bringen einen zum Lachen: „Adiós Whiskey, Hallo Mezcal“, „Adiós New York, Hallo Mexiko-Stadt“, „Adiós Kentucky Fried Chicken, Hallo Hühnchen in Schokoladensoße“, kann man da lesen. Die Aufforderung zur Verweigerung von US-Produkten wird dabei mit einem Aufruf bestärkt, vor allem mexikanische Produkte zu kaufen. „México Primero“ („Mexiko zuerst“) soll also eine Reaktion auf „America First“ (“Amerika zuerst“) von US-Präsident Trump sein.

Im wirklichen Leben ist es anders: Während das Internet die Revolution proklamiert, geht draußen der Alltag normal weiter. In den Stadtvierteln Roma und Condesa in Mexiko-Stadt entlang der Verkehrsschlagader Insurgentes findet man reihenweise Filialen großer US-Fastfood-Tempel, Bürobedarf- und Kaffeehaus-Ketten, Supermärkte und Banken. Hier ist von Boykott nichts zu spüren.

Aber Verunsicherung kann man dennoch wahrnehmen. Bei Starbucks an der Ecke der Avenida Amsterdam und Sonora im Viertel Condesa rät die Filialleiterin dem Reporter, doch die Zentrale um Auskunft zu bitten. Sie sei nicht befugt, Auskunft zu geben, ob seit dem Boykott-Aufruf weniger Kunden als gewöhnlich erscheinen. Auch in anderen Filialen von US-Unternehmen der Umgebung gibt es wenig Rückmeldung.

Nervosität kann man jedoch bei José María Zas, dem Chef des American Chamber Mexico (Amcham), durchklingen hören. „Die Boykottaufrufe haben keine wirkliche Auswirkung, aber sie sind unangenehm für Firmen und Mitarbeiter“, betont der Leiter der US-mexikanischen Handelskammer und bekräftigt, wie ausschlaggebend die US-Arbeitgeber für die mexikanische Wirtschaft sind. 30 Prozent der formellen Arbeitsplätze werden von den 1.400 Unternehmen aus dem Nachbarland generiert. Den Großteil der ausländischen Direktinvestitionen haben Firmen aus den Vereinigten Staaten übernommen. 2015 stammten so 17 der insgesamt 32 Milliarden Dollar an Direktinvestitionen aus den USA.

Ohne diese Investitionen würde sich die Arbeitslosigkeit vor allem in den Grenzstädten drastisch zuspitzen. Orte wie Tijuana, Ciudad Juárez und Nuevo Laredo haben ihre Existenz auf die Handelsbeziehung mit den USA aufgebaut. Waren und Dienstleistungen für eine Million Dollar gehen zwischen beiden Ländern pro Minute hin und her. 35 Prozent der Arbeitsplätze in Mexiko haben direkt mit dem Außenhandel zu tun. Und US-Betriebe entlang der 3.200 Kilometer langen Grenze zählen zu den bedeutendsten Arbeitgebern. Und wenn dort keine Kühlschränke mehr gebaut, keine Armaturenbretter mehr zusammengeschraubt und keine Jeans mehr genäht werden würden, würde die mexikanische Wirtschaft ziemlich einknicken.

Inzwischen mehren sich die Meinungsmacher, die diese Boykott-Kampagne für einen Bumerang halten. „Auf den schwachsinnigen Nationalismus Trumps mit einem mexikanischen Nationalismus zu reagieren, bedeutet, uns in den Fuß zu schießen“, bemängelt der Autor Jorge Zepeda Patterson. Wenn man den Protektionismus der US-Regierung mit einem Boykott von US-Waren bestrafen wolle, „lassen wir uns auf das Niveau des Weißen Hauses und seines extravaganten Bewohners herab“, meint er.

Abgesehen davon hat diese Boykott-Kampagne ohnehin wenig mit der Hälfte der Bevölkerung zu tun, die kein Geld für US-Waren hat. Mehr als 50 Millionen Mexikaner sind von sozialen Netzwerken ausgeschlossen und sie haben keinerlei finanzielle Mittel, sich teure Äpfel aus Kalifornien, einen Honey Latte (Milchkaffee mit Honig) bei Starbucks oder einen Hamburger bei einer Fast-Food-Kette zu leisten.

„Besinnen wir uns auf unsere Stärke“, schlägt der Anwalt Claudio Flores vor. „Nutzen wir die vielen Freihandelsverträge mit den anderen Regionen der Welt.“ Das 17 Jahre alte Abkommen mit der EU zum Beispiel wird von Mexiko in keiner Weise voll in Anspruch genommen. Während das nordamerikanische Land 2015 gerade mal Waren für rund 20,5 Milliarden Euro in die Gemeinschaft ausgeführt hat, waren es in die USA laut Amcham Güter für umgerechnet 292 Milliarden Euro.

Das soll jetzt anders werden. Brüssel und Mexiko-Stadt haben gerade entschieden, schneller ein modernisiertes Abkommen auf den Weg zu bringen. Diversifizierung statt Boykott – das könnte für Mexiko der Weg aus der Sackgasse mit Donald Trump sein.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Mexiko, Boykott, USA, Donald Trump, USA, Fastfood-Ketten, McDonald's, Starbucks, Walmart, Handel, Wirtschaft, Rebellion, Streik, Kampagne, Internet, Nationalismus, México Primero, Abkommen, EU, Grenze, Freihandelsverträge, Abhängigkeit