Somalia: Vier Regenzeiten hintereinander sind ausgeblieben

 
Meldung vom 22.03.2017

In Somalia sterben immer mehr Menschen an den Folgen einer lang anhaltenden Dürre. Vier Regenzeiten hintereinander sind ausgeblieben. Doch nicht nur das – die Trockenheit erstreckt sich von Somalia über Kenia bis nach Äthiopien. Die von Verwüstung bedrohte Region wird von Woche zu Woche größer. Seit so langer Zeit haben die Menschen hier keinen Regentropfen mehr gesehen, und die Wasserspiegel sind stark gesunken.

Große Flüsse sind seit Monaten ausgetrocknet, nur noch steinige trockene Flussbette zeugen davon, dass hier einmal Wasser geflossen ist. Normalerweise erwarten die Menschen von März bis April eine kurze Regenzeit, in der die Flüsse wieder lebendig werden und ein bisschen Wasser führen – aber bis jetzt ist immer noch kein Niederschlag in Sicht.

Die Bevölkerung in der Region leidet Hunger und weist große Zeichen der Unterernährung auf. Weil kein Regen kam, konnten die Menschen weder säen noch ernten, sie sind nur noch Haut und Knochen. Wenn die internationale Hilfe jetzt nicht anrollt, wird es viele Tote geben. Von dem Hunger und existenzieller Not betroffen sind 5,2 Millionen Menschen in Somalia, 5,6 Millionen in Äthiopien und circa 2,6 Millionen in Kenia.

Die meisten Menschen in dieser Region sind Nomaden. Sie verfügen über kein Bankkonto mit Erspartem, von dem sie in Notsituationen leben können. Ihr gesamtes Hab und Gut besteht aus ihren Viehherden, Kühen, Ziegen oder Kamelen. Ein großer Prozentsatz der Viehherden ist bereits verendet. Überall in der Region sieht man auf dem Boden die Kadaver verendeter Rinder und Kamele. Die Ziegen halten noch am längsten durch. Aber selbst für sie wird es jetzt eng.

Die Bevölkerung hat mehrere Wege, wie sie mit der Situation umgeht: Die einen ziehen von Somalia nach Äthiopien, man kann viele Gruppen beobachten, die lange Strecken auf der Suche nach Weidegrund zurücklegen. Andere versuchen, sich in den Süden durchzuschlagen. Oft werden Familien auseinandergerissen. Die Frauen verharren in der Wüste, denn die Männer sind traditionell die Viehtreiber, die mit dem Vieh auf der Suche nach Wasser und Weidegründen umherziehen. Nicht selten bricht inzwischen auch Gewalt zwischen Stämmen und Großgrundbesitzern um das kostbare Nass aus.

Hilfsorganisationen bemühen sich, Wasser in die entlegenen Regionen Somalias zu bringen. Man nennt es „Water Trucking“: LKWs werden mit Wasser aus Tiefbrunnen gefüllt und machen sich zu den verschiedenen Notgebieten auf. Wasser wird am aller dringendsten benötigt. Man kann mit einer Mahlzeit am Tag überleben, aber ohne etwas zu trinken stirbt man sehr schnell.

Experten führen die Dürre auf den Klimawandel zurück. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie das Klima in dieser Region sich verändert und ob der Regen dauerhaft ausbleibt. Dann muss man mit einer kompletten Verwüstung rechnen, also eine Ausweitung von Wüsten in dieser Gegend, in der dann niemand mehr existieren kann. Den Menschen dort muss eine neue Lebensgrundlage geschaffen werden. Neue Wasseranlagen müssen errichtet werden. Den Nomaden muss erklärt werden, dass zu viel Vieh die Verwüstung beschleunigt. Stattdessen muss man ihnen andere Verdienstmöglichkeiten schaffen. Neue Technologien sollten genutzt werden, durch die man Wasser erschließt, wie beispielsweise Entsalzungsanlagen.


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 Leben mit der Dürre in Somalia


Quelle: „Cicero“, www.cicero.de