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Südsudan: Ein Land geht auf seinen Untergang zu

Meldung vom 31.03.2017

Im Südsudan sterben bereits zahlreiche Menschen an Hunger, nur noch wenige Wochen bleiben, um ein Massen-Sterben zu verhindern, warnen Helfer. Regierung und Rebellen haben sich seit Monaten in einen grausamen Vernichtungskrieg verbissen.

Am Himmel über der Stadt Wau kreisen Raubvögel, die ihre Chance auf Aas wittern. Über ihnen ziehen sich dunkle Wolken wie eine Drohung über der Stadt zusammen. Noch fegt nur heißer Wind den Staub durch die Straßen. Doch bald wird Regen den Staub in Morast verwandeln. Wo im Moment noch Lastwagen mit Lebensmitteln aus Kenia oder Uganda fahren, werden die Straßen unbefahrbar sein. Die Piloten der UN-Flugzeuge mit ihren Hilfsgütern werden nicht mehr regelmäßig Landungen durchführen können. Mal werden die Unwetter zu heftig sein, oder die Rebellen nutzen die Regenzeit für ihre kämpferischen Aktivitäten.

Achol Ammans Kinder weisen schon jetzt Hungersymptome auf. Die Mutter schaukelt den dreijährigen Majok auf ihrem Schoss hin und her, als sie vor dem Eingang des Saint Mary's Hospital in einem Dorf unweit von Wau auf einer Mauer wartet. In ihrer Hütte einige Kilometer entfernt müssen Majoks Geschwister mit leeren Bäuchen auf ein Wunder harren, das nicht eintrifft. Ammans Mann ist in irgendeiner Schlacht des endlosen Krieges gestorben, und die Südsudanesin konnte in den vergangenen Wochen nur durch den Verkauf von Brennholz überleben, von dessen Erlös sie ihren Kindern etwas Hirse gekauft hat. Der Kopf des kleinen Majoks sieht riesig aus im Verhältnis zum knochigen Rest seines Körpers. An Ärmchen und Beinchen ist kein Zentimeter Fleisch mehr.

Achol Amman zählt zu dem Stamm der Dinka. Die Dinka sind die größte Volksgruppierung im Südsudan. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Viehhaltung und haben noch nie einen Pflug über ein Feld gezogen. Die Dinka-Frauen aus dem nördlichen Umland von Wau erwarben vor dem erneuten Kriegsausbruch im Sommer 2016 ihre Lebensmittel von Bauern, die südlich der Großstadt Wau ansässig waren und zu anderen Stämmen gehörten. Nachdem in der Hauptstadt Juba im vergangenen Juli erneut Kämpfe begannen, zogen ihre Männer plündernd durch die Bauerndörfer und zwangen alle zur Flucht, die sie nicht töteten.

Die Bauern hatten zwar mit den Rebellen nichts zu tun. Aber die Dinka sahen in den wieder aufgeflammten Gefechten die Gelegenheit, sich des Ackerlands zu bemächtigen und dies für ihre Kühe zum Weiden zu nutzen. Das Scheitern des Friedensabkommens zwischen den herrschenden Dinka des Präsidenten Salva Kiir und dem zweitgrößten Stamm der Nuer im Juli 2016 ließ eine Bestie von der Kette: Der ethnische Hass, von den regierenden Dinka und dem aufständischen zweitgrößten Stamm der Nuer im ersten Krieg von 2013 bis 2016 entfacht, frisst sich jetzt durch jeden Winkel des jüngsten Stattes der Welt. Alle Stämme werden in die Kämpfe zwischen Dinka und Nuer hineingezogen, jeder kämpft gegen jeden. Denn wer nicht Partei ergreift, gehört unweigerlich zum feindlichen Lager.

Der Südsudan wird gerade in Schutt und Asche gelegt, seit vergangenem Sommer entfesseln sich zahlreiche lokale Aufständen gegen die Dinka-Führung in Juba. Die Fronten sind nicht mehr klar definierbar und gehen in ein einziges Schlachtfeld über. Und die Vertriebenen schildern furchtbare Gräuel: In vielen Regionen des Landes würden ganze Stämme von den Dinka ausgemerzt. Weite Teile des Landes sind weder für Helfer noch Journalisten betretbar. Das Grauen im Dschungel vollzieht sich ohne Zeugen. Ein hochrangiger Diplomat nennt die Vorgänge beim Namen: „Genozid“. Alle Kriegsparteien würden im Moment kämpfen, um dem gegnerischen Volk die Lebensgrundlage zu entreißen, meint er.

An einer Hotelbar in Juba trinkt der Mann ein Bier nach dem anderen, zahlen wird sein ausländischer Gesprächspartner. Eigentlich will er unbedingt, dass sein Name in der ausländischen Presse erscheint. Aber er redet sich um Kopf und Kragen. Was mit ihm geschehe sei ihm gleichgültig, sagt er. „Mein Land stirbt.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „RP Online“, rp-online.de

Schlagwörter: Südsudan, Bürgerkrieg, Rebellen, Soldaten, Regierungstruppen, Hunger, Hungersnot, Schlachtfeld, Genozid, Völkermord, Nuer, Dinka, ethnische Gewalt, Nomaden, Weideland, Regenzeit, Morast, Schlamm, Versorgungswege, UN, Hilfsgüter