Südsudan: Alte und Kranke werden erschossen

 
Meldung vom 12.04.2017

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) rüttelt die Öffentlichkeit wach und beklagt weitere verheerende Kriegsverbrechen im Südsudan. Nach einem Angriff auf die Stadt Pajok sind innerhalb einer Woche erneut 6.000 Menschen über die Grenze nach Uganda geflohen. Aus Distrikten nahe der Grenze berichten Augenzeugen über weitere Gefechte.

Die Flüchtlinge schilderten, dass südsudanesische Streitkräfte wahllos Zivilisten ergreifen, festnehmen oder ermorden – unter ihnen auch Kinder. Familien versuchten in Panik, in unterschiedliche Richtungen wegzurennen; diejenigen, die sich nur langsam bewegen konnten, ältere Menschen und Kranke, wurden erschossen. Viele Menschen hielten sich im Busch verborgen und versuchten, sich vom Südsudan nach Uganda durchzuschlagen. Häuser seien geplündert und in Brand gesetzt worden. Die bewaffneten Gruppierungen hätten die Hauptstraßen besetzt, so dass nur noch die Flucht durch die Wildnis möglich sei.

Inzwischen müssen über 800.000 Flüchtlinge in Uganda mit Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten versorgt werden. Im Norden Ugandas bemühen sich UNHCR-Mitarbeiter um traumatisierte Frauen, Kindern, ältere Menschen, Kranke und Behinderte. Die Flüchtlinge sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen: Lebensmittel, Unterkünfte und medizinische Hilfe. Vor allem die Versorgung mit sauberem Wasser bedeutet für die Hilfsorganisationen eine große Schwierigkeit, da die Flüchtlings-Auffanglager im trockenen Norden Ugandas sind.

Die Zahl der südsudanesischen Flüchtlinge in Uganda ist mittlerweile auf 832.000 Menschen angestiegen. Etwa 192.000 suchten allein in diesem Jahr Unterschlupf in Uganda. Durchschnittlich kommen jeden Tag 2.000 Menschen auf der Flucht vor der Gewalt und dem Hunger über die Grenze. Über 62 Prozent der ankommenden Flüchtlinge sind Kinder.

Etwa 1,7 Millionen Flüchtlinge mussten bislang ihre Heimat verlassen, um dem blutigen Konflikt und dem Hunger zu entgehen. Diese Zahl könnte noch wachsen, wenn sich die Hungerkrise im Land weiter ausdehnt. Im Südsudan sind zudem über 1,9 Millionen Menschen intern auf der Flucht.

Die Nachbarstaaten des Südsudan und die dort tätigen Hilfsorganisationen verfügen nicht über ausreichend finanzielle Mittel, um den Flüchtlingsandrang zu bewältigen. Neben Uganda bietet der Sudan etwa 380.000 südsudanesischen Flüchtlingen Unterschlupf, zusätzlich haben sich 356.000 Südsudanesen nach Äthiopien gerettet.

Der finanzielle Engpass verhindert die lebensrettende Hilfe für Tausende. UNHCR bittet die internationale Gemeinschaft eindringlich, zeitnahe und umfassende Hilfe für die große Anzahl an südsudanesischen Flüchtlingen in Uganda freizusetzen. Der aktuelle Hilfsplan für den Südsudan in Höhe von 781.8 Millionen US-Dollar ist derzeit erst lediglich zu elf Prozent abgedeckt.


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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „UNHCR“, unhcr.de (Pressemitteilung)