Indien: Leere Geldautomaten – Indien als Versuchslabor für eine bargeldlose Gesellschaft

Meldung vom 19.04.2017

In Indien vollzieht sich fernab des großen Weltgeschehens und ganz nebenbei ein unerhörtes Experiment: Man will eine bargeldlose Gesellschaft schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Geduld der Inder auf die Probe gestellt. Wurden vor einigen Wochen schon die großen Banknoten komplett aus dem Verkehr gezogen, sind nun auch viele Bankautomaten einfach leer.

Weil die Zentralbank angeblich mit der Versorgung neuer Banknoten nicht nachkommt, kann kaum jemand mehr Geld aus den Geldautomaten beziehen. Die Regierung will weniger Bargeld im Umlauf haben. Bisher hat die indische Bevölkerung die neuen Maßnahmen der Regierung ertragen ohne auf die Straße zu gehen. Und das, obwohl viele Menschen überhaupt keinen Zugang zu bargeldlosen Zahlungsmitteln haben – Experiment gelungen.

Offiziellen Angaben zufolge ist der derzeitige Bargeldumlauf in Indien nur noch rund zwei Drittel so groß wie der, der vor der Abschaffung der alten 500er- und 1.000er-Noten normal war. Grund dafür ist das Bestreben der indischen Regierung, den Anteil des Bargelds in der indischen Wirtschaft deutlich zu verringern. Das Ergebnis: In immer mehr Städten des Landes, z.B. in Mumbai, Bangalore, Chennai und Pune, sind die Geldautomaten leer.

Zwar wird immer wieder vorgeschoben, man habe den Wechsel der Banknoten über Nacht angeordnet, um dem Schwarzgeld und der Kriminalität vorzubeugen, doch in Wirklichkeit hat es sich die indische Regierung zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung zur Nutzung von bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten zu zwingen. Und das, obwohl nur die Hälfte der Inder ein Bankkonto besitzt und viele Menschen in dem Land auch die Kosten für ein modernes Smartphone samt Internet nicht tragen können.

Im Kampf gegen das Bargeld und um eine effektive Kontrolle über die Menschen und ihren Konsum zu erreichen, lassen sich immer mehr Staaten etwas Neues einfallen, um den Menschen die Nutzung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs nahezulegen, bzw. ihnen diese schmackhaft zu machen. Dabei erhalten sie Rückenwind von den Geschäftsbanken, zumal diese daraus ja ihren Nutzen ziehen.


Quelle: „Contra Magazin“, www.contra-magazin.com