Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Südsudan: Ganze Dörfer werden ausgerottet und niemand schaut hin

Meldung vom 15.05.2017

Ganze Dörfer im Südsudan werden ausgerottet – die brutalen Übergriffe finden meist ohne Zeugen statt. Doch so heimlich konnten die Soldaten den Angriff auf den Ort Pajok nicht durchführen. In diesem Fall gab es zahlreiche Augenzeugen, denn tausende Bewohner konnten ins Nachbarland Uganda entrinnen. Sie schildern Entsetzliches, erzählen von Mord, Vergewaltigung und Plünderungen.

Josephine Aryemo dachte beim Aufstehen, dass ein normaler Sonntag vor ihr liegt. Sie machte sich morgens zum Dorfbrunnen auf, um sich Kanister mit Trinkwasser zu holen, dann regnete es etwas, und sie begann mit der Feldarbeit. Doch dann hallten Schüsse durch ihr Dorf, den südsudanesischen Ort Pajok. „Ich habe mein Baby gepackt, bin zum Haus gerannt. Dort habe ich schnell einen Kochtopf und ein paar Kleider zusammengesucht.“ Dann rannte Aryemo mit ihren sechs Kindern so schnell wie möglich fort. Wie tausende andere Dorfbewohner überquerte sie die Grenze nach Uganda.

Die Soldaten von Präsident Salva Kiir ermordeten in Pajok Zeugen zufolge Dutzende Menschen, vergewaltigten Frauen und raubten alles, was sie Wertvolles in den Lehmhütten der geflohenen Bewohner fanden. Der Bürgerkrieg im Südsudan hat seit 2013 zehntausende Opfer gefordert. Zumeist geschehen die blutigen Massaker ohne Zeugen in abgelegenen Dörfern. Die Öffentlichkeit hat keine Ahnung. Anders bei dem Angriff auf Pajok Anfang April 2017: Die Bewohner retteten sich nach Uganda und konnten dort von den Kämpfen berichten.

Die Streitkräfte wollten in Pajok demnach Kämpfer der vom früheren Vizepräsidenten Riek Machar geführten Rebellen umbringen. Doch die hatten längst das Weite gesucht. „Die Soldaten griffen dann einfach die Zivilisten an“, berichtet Aryemo im Rückblick. Ihr Schwiegervater kam dabei ums Leben, sein toter Körper wurde einfach auf der Straße verbrannt.

„Sie haben Zivilisten getötet und dann Überlebende gezwungen, sie zu begraben. Danach haben sie sie auch getötet“, sagt der 35-jährige Arzt Simon Yope, der ebenfalls geflohen war. „Gott wird sie dafür bestrafen.“ Die Versicherung der Regierung, dass nur Rebellen angegriffen worden seien, hält er für eine Lüge. „Wo sind denn die Uniformen oder Waffen der angeblich getöteten Rebellen?“

Die UN-Friedensmission (UNMISS) wollte nach dem Auflodern der Gefechte zwei Mal eine Patrouille nach Pajok schicken, um die Lage zu inspizieren. Aber die Soldaten ließen die Blauhelme nicht in das Gebiet vordringen. Als den UN-Soldaten zwei Wochen später dann doch der Zutritt gewährt wurde, fanden sie zahlreiche geplünderte Häuser vor, auf der Straße lagen zwei Tote. „Die wenigen Einwohner, die noch da sind, sind die Alten und Kranken“, erklärte ein UN-Sprecher dem UN-Radiosender Miraya. Die Vereinten Nationen hatten nach dem Angriff auf Pajok Dutzende Tote beklagt.

Auch der 34-Jährige Ayella Mark hat mit seiner Familie seinen Heimatort Pajok fluchtartig verlassen. „Wir haben uns nach den ersten Schüssen versteckt. Ich habe Fahrzeuge voller Soldaten gesehen“, meldet er. Wieso das von der Dinka-Ethnie dominierte Militär Pajok überfiel, kann er sich nicht erklären. „Sie betrachten Zivilpersonen wohl als Rebellen.“

Die aus Pajok Geflohenen haben Hinrichtungen, Vergewaltigungen und niedergebrannte Häuser gesehen. Die Details lassen sich nicht unabhängig bestätigen. Sicher ist aber, dass die Bewohner die Umstände als lebensgefährlich einschätzten. Innerhalb von drei Tagen trafen dem Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) zufolge rund 6.000 Menschen aus Pajok am ugandischen Grenzübergang Ngom Oromo ein.

Die Flüchtlinge ließen sich einfach im Gestrüpp rund um den Grenzübergang nieder. Zwei Plumpsklos mussten für alle genügen, das UNHCR schaffte mit Lastern Maismehl und Trinkwasser herbei. Für das Wasser harrten die Frauen teils stundenlang in der Schlange aus. Nach und nach wurden die Flüchtlinge von der Grenze weg in verschiedene Flüchtlingslager gebracht. Zurück nach Pajok will erst einmal keiner – die meisten haben durch den Angriff all ihr Eigentum verloren, ihr Zuhause gewährt ihnen keinen Schutz mehr.

Einige Frauen haben sich eine knappe Woche nach dem Angriff zurück nach Pajok geschlichen. Sie wollten aus ihren Hütten bergen, was noch da war. Doch Hühner und Ziegen waren nach Aussage mehrerer Flüchtlinge fort – entweder von den Soldaten geschlachtet oder veräußert – und die Hütten waren leer. Der 45-jährige Familienvater Vincent Abuna berichtet, die Frauen hätten in Pajok alptraumhafte Zustände gesehen. Etwa 18 Leichen lagen demnach im Ortszentrum auf dem Boden und verwesten in der Sonne. „Wir haben alles verloren.“




Quelle: „MSN Nachrichten“, www.msn.con

Schlagwörter: Südsudan, Flüchtlinge, Pajok, Dörfer, Rebellen, Soldaten, brutal, Bürgerkrieg, Gefechte, Massaker, Dinka, Nuer Mord, Vergewaltigung, Plünderung, Raub, Augenzeugen, Flucht, Massaker, Zivilisten, Flüchtlingslager, Uganda, Blauhelme, UNHCR