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Mexiko: Gestrandet in Tijuana

Meldung vom 16.05.2017

Der große Traum von einem Leben in Amerika – sehr viele Haitianer hegen ihn. Und nicht wenige versuchen, ihn zu verwirklichen. Bei ihrem Versuch stranden Tausende in einer mexikanischen Grenzstadt. Wegen der verschärften US-Einreiseregeln bleiben sie in Tijuana hängen. Jetzt haben sich mehrere Familien dazu entschlossen, an Ort und Stelle ein neues Dorf zu bauen.

„Klein-Haiti“ befindet sich in einer Schlucht in Tijuana nur zwei Kilometer von der Grenze zu den USA entfernt. In Mexiko gelandete Haitianer, die nicht mehr weiter können, haben sich dort eine neue Heimat eingerichtet. Seit März wird dort das Dorf „Pequeña Haití“ (Kleines Haiti) gebaut. Dabei sollte Mexiko für die zwanzig Familien, die sich dort mit Hilfe eines Pastors angesiedelt haben, eigentlich nur eine Etappe auf dem Weg in die USA sein.

„Das wird das Haus meiner Familie sein“, erklärt Jeccene Thimote-Hinch stolz, während er sich vor einem 20 Quadratmeter großen Holzbau aufrichtet. Er ist der erste Siedler von „Pequeña Haití“. In seiner alten Heimat habe er eine Ausbildung als Buchhalter absolviert, doch nie eine Anstellung gefunden. Also versuchte er sein Glück in Ecuador und verrichtete dort sechs Jahre schwere Arbeiten auf dem Bau, bevor auch dort die Jobs weniger wurden und die USA bessere Chancen versprachen.

Die Familien von Klein-Haiti hatten nach dem verheerenden Erdbeben 2010 keine Lebensgrundlage mehr in dem Karibikstaat gesehen und waren auf der Suche nach Arbeit durch Südamerika gewandert. 2016 dann wollten sie den Sprung in die USA wagen. Doch seit vergangenem September, noch unter Präsident Barack Obama, erhalten Haitianer kein Visum mehr, das ihnen früher aus humanitären Gründen erteilt wurde. Nun müssen sie Asyl beantragen. Viele rechneten sich aus, dass die Aussichten auf ein Asyl gering sind und die Gefahr einer Abschiebung aus den USA zu groß. Also richteten sie sich lieber in Mexiko ein.

Wir wollten in die USA, um ein besseres Leben zu führen, aber wir konnten nicht mehr einreisen“, berichtet Thimote-Hinch. Mehr als 3.500 Haitianer, die aus denselben Gründen wie er in Mexiko festsaßen, trafen ebenfalls die Entscheidung, zu bleiben – allen voran in Tijuana, wie die Statistik des Nationalen Amtes für Einwanderung beweist. Im Laufe der Zeit verließen sie ihre provisorischen Unterkünfte, in denen sie zunächst ein Dach über den Kopf gefunden hatten, um sich eine feste Bleibe zu suchen. Dies ließ die Nachfrage nach günstigen Wohnungen in der Stadt emporschießen.

Die Idee mit dem Dorf für die Einwanderer aus Haiti hatte der evangelische Pfarrer Gustavo Banda. Seit Mai 2016 hatte der Gründer der Kirche Embajadores de Jesús (Botschafter Jesu) insgesamt mehr als 4.000 Haitianern Obdach gewährt – in seiner Kirche. Dort wurden Nacht für Nacht Matratzen und Decken ausgelegt, um bis zu 450 Einwanderern einen Platz zum Schlafen zu bieten.

„Nach so vielen Monaten war es nicht mehr angebracht, sie weiter auf diese Weise leben zu lassen“, findet Banda. Er stellte einige Grundstücke der Kirche für das Dorf in der als „Cañón de Los Alacranes“ bekannten Senke zur Verfügung. Die Gegend ist Teil eines Arbeiterviertels, das Migranten aus dem Süden Mexikos auf staatlichem Gelände errichteten. In der ersten Phase soll nun der Bau von 20 Häusern für Familien und ein Kinderspielplatz verwirklicht werden. Alberto Romero, der als Mexikaner selbst eine Abschiebung aus den USA erleben musste, heißt seine neuen Nachbarn aus Haiti herzlich willkommen. „Mir erging es genauso, sie sind in einer sehr schwierigen Lage“, betont er, während er die Gitter eines Hühnerstalls in seinem Hof ausbessert.

Doch das neue Dorf hat auch Gegenwind zu erdulden. So kam etwa die Zivilschutzbehörde von Tijuana zu dem Ergebnis, dass „Pequeña Haití“ in einer Zone gebaut werde, in der wegen eines Flusses Überschwemmungsgefahr bestehe. „Die Stadtverwaltung ist nicht gegen den Bau, doch warnen wir die Siedler davor, dass ihre Häuser während der Regenzeit in Gefahr sind“, erklärte Moises Márquez, der Sprecher der Stadtregierung.

Pastor Banda entgegnet aber, dass diese Risiken bei der Planung miteinbezogen wurden. Weder das Dorf noch seine Kirche seien dem Risiko ausgesetzt, überflutet zu werden, meint er. Auch Thimote-Hinch, der erste Einwohner von „Klein-Haiti“, glaubt, dass sein Haus auf einem soliden Fundament steht und Sicherheit bietet. Ihm schwebt schon eine geordnete Zukunft mit seiner Frau und seiner zweijährigen Tochter vor. „Sehr bald werden wir hier gemeinsam leben. Dieses Haus wird unser Heim sein.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „n-tv“, n-tv.de

Schlagwörter: Mexiko, Flüchtlinge, Migranten, Haiti, Haitianer, Einwanderung, Migration, USA, Grenze, Tijuana, Grenzstadt, Dorf, Klein-Haiti, US-Einreiseregeln, Asyl, Visum, Aufenthaltsrecht