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Indien: Wirtschaft gerät ins Stocken – China auf der Überholspur

Meldung vom 18.05.2017

Das Wachstum der indischen Wirtschaft geht nicht mehr voran. Der Einbruch nach der umstrittenen Bargeld-Reform ist nur eine der Ursachen dafür. Politische Entscheidungsprozesse ziehen sich in die Länge, Reformen werden nicht angepackt, und die Zukunft ist unberechenbar.

Indiens Ministerpräsident Narendra Modi musste zu Beginn des Jahres enttäuschende Zahlen hinnehmen: IWF und Weltbank hatten die Wachstumsprognosen für das Land 2017 heruntergesetzt. Die einen von 7,6 Prozent auf 6,6 Prozent, die andren von 7,6 auf 7 Prozent. Die Institute führten als Grund dafür die sogenannte Demonetarisierung an. Im Zuge eines Überraschungsmanövers hatte Modi im November 2016 rund 86 Prozent der Banknoten für ungültig erklärt. Angeblich sollte diese Maßnahme dazu verhelfen, Korruption und Schattenwirtschaft auszumerzen. Es folgten Chaos, Bargeldnot und eine Rezession.

Die Zahlen von IWF und Weltbank versetzen der Regierung auch deshalb einen großen Schlag, weil so der inoffizielle Titel der „am schnellsten wachsenden großen Volkswirtschaft“ verloren ging – und zwar an den Erzrivalen China. Während Indien in den Prognosen ein paar Punkte hinter dem Komma einbüßte, konnte sich China geringfügig verbessern – von 6,5 auf 6,7 Prozent.

Über die reale Bedeutung dieser Zahlen kann man unterschiedlicher Meinung sein. In der öffentlichen Wahrnehmung jedoch sind sie von großer Tragweite. Das gilt in Indien auch deshalb, weil China im Spiel ist. Gerne stellen die Inder Vergleiche an in der Hoffnung, sie könnten den beispiellosen wirtschaftlichen Aufstieg der Chinesen reproduzieren. Das bleibt angesichts der aktuellen Flaute eine aussichtslose Vorstellung. Mit einem Volumen von elf Billionen Dollar ist die chinesische Volkswirtschaft fünfmal größer als die Indiens. „Indien wird China 2022 zwar als das bevölkerungsreichste Land der Welt überrunden“, erklärt der Inder Ashok Swain in einem Blog-Beitrag. „Um China beim Pro-Kopf-Einkommen zu erreichen, muss Indiens Wirtschaft indes jedes Jahr um 30 Prozent wachsen.“

Dass Indien, wenn es um wirtschaftliche Dynamik geht, China keine Konkurrenz sein kann, hat auch politische Gründe. In der größten Demokratie der Welt, wie Inder ihr Land mit berechtigtem Stolz gerne nennen, ziehen sich politische Entscheidungsprozesse in die Länge und die Ergebnisse sind unberechenbar; im Dschungel des Parteiengerangels und des Föderalismus sind viele wohlgemeinte Reformvorhaben ins Abseits geraten – oder verwässert worden.

Narendra Modi kommt mit seinen Reformen nicht vom Fleck. Wie schwierig es ist, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verändern, musste er in letzter Zeit schmerzlich erfahren. Vor drei Jahren mit großer Mehrheit zum Präsidenten bestimmt und mit dem Anspruch angetreten, dem Riesenland ein neues – modernes – Zeitalter zu bescheren, sind viele der Reformvorhaben noch in Arbeit, um es freundlich auszudrücken.

Am Ende wird Modis Wirtschaftspolitik daran gemessen werden, ob Arbeitsplätze geschaffen wurden. In dieser Hinsicht hat Indien das gleiche Problem wie andere Länder. Hier sind die Herausforderungen immens – und die Zwischenbilanz lässt zu wünschen übrig: Jedes Jahr drängen über zwölf Millionen junger Inder auf den Arbeitsmarkt; die Zahlen entsprechen Schätzungen und fallen anders aus je nach der Quelle. Um das Datenwirrwarr in dem wichtigen Politikbereich zu klären, hat Modi jetzt die Erstellung einer zuverlässigen Arbeitslosenstatistik in Auftrag gegeben. Derweilen gibt der indische Unternehmerverband Confederation of Indian Industry (CII) bekannt, dass in den zurückliegenden Jahren jeweils nur 3,6 Millionen neue Arbeitsplätze entstanden sind. Im Ergebnis habe nur jede vierte Arbeitssuchende eine Anstellung erhalten. Immer häufiger spricht man von dem Phänomen des „jobless growth“, einem Wachstum ohne Beschäftigungseffekt.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Focus Online“, focus.de

Schlagwörter: Indien, Wirtschaft, Wirtschaftswachstum, Bargeld, Bargeld-Reform, Demonetarisierung, Rezession, Reformen, Narendra Modi, Arbeitsplätze, China, jobless growth, Arbeitslosenstatistik