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Äthiopien: Äthiopier wird neuer Leiter der Weltgesundheitsorganisation

 
Meldung vom 26.05.2017

Erstmals wurde ein Afrikaner zum Direktor der Weltgesundheitsorganisation bestimmt. Der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus kennt die Probleme des Kontinents aus eigener Erfahrung.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den äthiopischen Mediziner Tedros Adhanom Ghebreyesus zum neuen Generaldirektor ernannt. Der frühere Gesundheitsminister und Ex-Außenminister wurde nach Angaben von Diplomaten in Genf auf der Weltgesundheitsversammlung aus zwei Mitbewerbern aus Großbritannien und Pakistan ausgewählt.

Der 52-jährige Tedros tritt seine fünfjährige Amtszeit am 1. Juli an und wird der erste Afrikaner sein, der der Weltgesundheitsorganisation vorsteht. Er übernimmt das Amt von der Chinesin Margaret Chan (69), die seit 2007 als WHO-Generaldirektorin tätig war. Der Äthiopier, der mit dem ersten Namen Tedros gerufen werden will, ist aufgrund seines persönlichen Schicksals mit den Problemen seines Heimatkontinents vertraut.

Mit sieben Jahren musste er eine traumatische Erfahrung machen. „Ich verlor meinen Bruder, er war fünf“, berichtet Tedros immer wieder. Der Kleine starb an einer Krankheit, die mit medizinischer Behandlung leicht kurierbar gewesen wäre, doch das Gesundheitswesen in der Heimat des Äthiopiers hatte damals noch nicht funktioniert. Der Schmerz über den Verlust sei bis heute eine Triebfeder seines Handelns: „Meine Vision ist eine Welt, in der jeder einzelne, unabhängig von der Herkunft und wo er lebt, ein gesundes und produktives Leben leben kann“, meint er.

Tedros hatte zugesagt, sich für eine bezahlbare Gesundheitsversorgung für jeden Menschen auf der Welt stark zu machen, egal ob arm oder reich. Er habe in Äthiopien innerhalb von sechs Jahren ein Gesundheitssystem geschaffen und kenne die Schwachpunkte und Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens. „Aber damit geben wir den Menschen Hoffnung, das ist eine Investition in die Zukunft“, versicherte er. Die WHO müsse gegen alte Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose genauso entschieden vorgehen wie gegen neue Epidemien wie etwa Ebola. Tedros betonte, er werde für alle 194 WHO-Mitgliedsländer arbeiten.

Tedros absolvierte ein Studium über Infektionskrankheiten in Großbritannien und erlangte die Doktorwürde im öffentlichen Gesundheitswesen. 2005 ernannte man ihn zum Gesundheitsminister und er verbesserte die medizinische Versorgung in seinem Land erheblich. Daneben rief er internationale Initiativen gegen Malaria, Tuberkulose und Aids ins Leben. Er habe den medizinischen Bereich in seinem Land umgekrempelt, er könne auch die WHO neu strukturieren, sagte Tedros. Dass dort Reformen anstehen, sei klar.

Die WHO leidet seit einiger Zeit unter einem Vertrauensverlust. Unter Chans Führung glitt die WHO in eine schwere Krise ab, weil die Organisation sich angesichts der schweren Ebola-Krise in Westafrika zu langsam in Bewegung setzte und zu Beginn auch recht hilflos erschien. Dabei verlor die WHO an Ansehen. Die Medizinerin aus Hongkong gestand das Fehlverhalten der WHO ein. Nach Ausbruch der Epidemie 2013/2014 kamen 11.000 Menschen in Guinea, Liberia und Sierra Leone an den Folgen der Seuche ums Leben.

Um das Amt des Direktors hatten sich neben Tedros der britische Mediziner und UN-Diplomat David Nabarro sowie die pakistanische Medizinerin und Gesundheitsaktivistin Sania Nishtar bemüht. Insgesamt sind gut 8.000 Menschen bei der 1948 gegründeten Organisation beschäftigt. Neben der Zentrale in Genf hat sich die WHO in sechs regionalen Zentren und 150 Länderbüros niedergelassen. Das Zweijahresbudget beziffert sich auf 4,4 Milliarden US-Dollar.

Doch nicht alle Äthiopier sind von Tedros' Amtsführung angetan. Insbesondere Angehörige der Amharen und Oromo, der größten Bevölkerungsgruppen Äthiopiens, versammelten sich aus mehreren europäischen Ländern vor dem WHO-Sitz in Genf und demonstrierten gegen Tedros, der aus der ethnischen Minderheit der Tigray stammt. Aus diesem Volksstamm besteht zwar nur etwa sechs Prozent der äthiopischen Bevölkerung, doch in der seit 1991 regierenden Koalition der Revolutionären Demokratischen Front der Äthiopischen Völker (EPRDF) sind hauptsächlich Angehörige der Tigray vertreten.

Der Aktivist Kassahun Adefris von der Äthiopischen Taskforce für Menschenrechte und Demokratie (EHRDTF) äußerste Skepsis zu Tedros Nominierung: „Während er Gesundheitsminister war, verloren viele Menschen ihr Leben, weil er Cholera-Epidemien vertuschte“, kritisierte Adefris. „Aus meiner Sicht ist es sehr fragwürdig, jemanden für diesen Posten zu nominieren, der solche Fehler begeht.“






Quelle:  „Deutsche Welle“, dw-world.de

Schlagwörter: Äthiopien, Weltgesundheitsorganisation, WHO, Nominierung, Generaldirektor, Tedros Adhanom Ghebreyesus, Gesundheit, Medizin, Gesundheitssystem, Äthiopier, Ebola, Epidemie, Vertrauensverlust, Genf