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Mexiko: Die Rückkehr des verlorenen Sohns – Abgeschobene Mexikaner, zerrissene Familien

Meldung vom 01.06.2017

Die US-Behörden arbeiten gründlich: Sie verweisen Monat für Monat tausende Mexikaner des Landes. Häufig haben diese ihr Heimatland schon als Kinder hinter sich gelassen und ihr ganzes Leben in den Vereinigten Staaten verbracht. Zurück in Mexiko sind sie Fremde im eigenen Land und haben große Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden.

Juan Flores hat seinen Sohn Everardo seit fünf Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen. Jetzt steht er im Terminal 2 des Flughafens von Mexiko-Stadt, um den 28-Jährigen in Empfang zu nehmen. Die US-Behörden haben Everardo ohne gültige Papiere geschnappt und abgeschoben. In ein Land, das ihm ganz unbekannt ist.

Juan kam freiwillig von Chicago nach Mexiko zurück, weil er in den USA keine Arbeit mehr fand. „Meine Ex-Frau und meine fünf Kinder sind dort geblieben“, erzählt er. Über 20 Jahre war er in den Vereinigten Staaten auf dem Bau tätig, aber zuletzt war er für die Unternehmen nicht mehr attraktiv. „Ich bin schon älter. Die Firmen wollen jüngere und stärkere Leute.“

In Mexiko konnte sich Juan schnell wieder integrieren. Er befürchtet allerdings, dass sein Sohn sich damit schwertun wird. „Ich habe ihn mit nach Chicago genommen, als er drei Jahre alt war“, berichtet Juan, während er die Glastür der Zollabfertigung nicht aus den Augen lässt. „Er ist dort zur Schule gegangen. Seine Frau und seine zwei kleinen Kinder sind in den USA. Mexiko ist für ihn ein fremdes Land.“

Tausende Mexikaner werden jeden Monat in ihr Heimatland zurückgeschickt. Für viele bedeutet das ein Kulturschock. „Bei einem großen Teil handelt es sich um Menschen, die Mexiko verlassen haben, als sie Kinder waren“, weiß die Direktorin des zur Einwanderungsbehörde gehörenden Regierungsprogramms Somos Mexicanos (Wir sind Mexikaner), Dalia García Acoltzi. „Weil sie keine gültige Aufenthaltsgenehmigung oder Vorstrafen haben, werden sie in ein Land abgeschoben, das sie nicht als ihres wahrnehmen.“

Von Januar bis April 2017 mussten 47.169 Mexikaner aus den USA in ihr Heimatland zurück. Trotz der harten Migrationspolitik von US-Präsident Donald Trump sind das deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum, als noch 66.998 Menschen abgeschoben wurden. Illegale Migranten in den Vereinigten Staaten leisten sich derzeit offenbar immer weniger Fehler. „Sie sind vorsichtiger geworden. Viele versuchen, einen Aufenthaltstitel zu bekommen. Wenn die Beamten der Einwanderungsbehörde klingeln, machen sie nicht auf“, berichtet García. In den Latinogemeinden herrscht Furcht.

Nach Angaben der mexikanischen Einwanderungsbehörde gaben in diesem Jahr bereits 25 Familien freiwillig auf und gingen nach Mexiko zurück, weil sie fürchteten, durch eine Abschiebung auseinandergerissen zu werden. Illegale Einwanderer aus Mexiko werden an den Grenzübergängen den Sicherheitsbeamten überantwortet oder in Flugzeugen der US-Migrationsbehörde ICE nach Mexiko-Stadt geflogen. Dreimal pro Woche landen die Flieger in der mexikanischen Hauptstadt mit jeweils 135 Passagieren an Bord.

Auf den Anzeigetafeln des Airports sind die Flüge nicht zu finden. Alle Abgeschobenen werden in Handschellen überführt. „Wenn sie aus der Tür des Flughafens kommen, denken viele: Endlich bin ich frei. Viele von ihnen waren in den USA zwei oder drei Monate in Abschiebehaft“, berichtet Francisco Mayo vom Zentrum zur Unterstützung von Migranten. Dieses bietet den Abgeschobenen juristische Hilfe an und begleitet sie bei den ersten Schritten in Mexiko. „Allerdings wissen viele nicht, was sie hier tun sollen. Sie kennen die Stadt nicht und wissen nicht wohin sie gehen sollen. Deshalb benötigen sie Unterstützung“, meint Mayo.

Gegen Mittag öffnen sich die Glastüren und die ersten Abgeschobenen passieren die Schwelle. Alle sind mit einer Plastiktüte ausgestattet, die eine Flasche Wasser, etwas zu essen und ein Hygiene-Set enthält. Zusätzlich haben alle ein Dokument, das sie als Abgeschobene ausweist. Suchend schauen sie in die Menge, halten Ausschau nach bekannten Gesichtern. Nicht alle werden von jemandem begrüßt. „Ich habe versucht, Kontakt zu einigen Tanten und Nichten aufzunehmen“, erklärt Arturo Saldaña Valdez. 40 Jahre hat sich der 51-Jährige in den USA durchgeschlagen. Nun wurde er abgeschoben für „Dummheiten, als ich jung war“, wie er behauptet. Seine Frau und seine fünf Kinder musste er in den USA zurücklassen. „Ich versuche jetzt, hier meine Dokumente in Ordnung zu bringen. Dann will ich sehen, ob ich nach Kanada gehen und mich dort mit meiner Frau und meinen Kindern treffen kann“, erklärt er.

Als einer der letzten erscheint auch Everardo in der Tür und umarmt seinen Vater. „Ich freue mich, ihn wiederzusehen“, meint er. „Jetzt muss ich mir Arbeit beschaffen und sehen, wie ich wieder mit meiner Frau und meinen Kindern zusammenkomme. Vielleicht kann ich auch etwas mehr von Mexiko kennenlernen. Es ist lange her, dass ich weggegangen bin und ich möchte mein Land kennenlernen.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ZDF“, heute.de

Schlagwörter: Mexiko, Abschiebung, US-Behörden, Donald Trump, Migration, Migranten, Migrationspolitik, Kulturschock, Familien, Asyl, Visum, Einwanderung, Aufenthaltsgenehmigung, Heimat, Einwanderungsbehörde, Grenze, Arbeit, USA