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Kenia: Kinder träumen von drei Mahlzeiten am Tag

Meldung vom 20.07.2017

Für uns im Westen ist es eine Selbstverständlichkeit, drei Mahlzeiten am Tag zu haben. In Kenia nicht mehr. Dort entzieht eine verheerende Dürre den Menschen ihre Lebensgrundlage. Nothilfepakete sind schnell verzehrt. Einige Kinder sind begünstigt. Sie können in die Schule gehen und erhalten dort täglich ein Mittagessen, auch wenn es manchmal karg ausfällt. „Am liebsten würden wir drei Mal am Tag essen“, sagen die Kinder des nordkenianischen Dorfes Qorqa.

Milch und Fleisch, das traditionelle Essen der Nomaden, – danach sehnen sie sich. Aber, erklären die Jüngsten weiter, sie sind für alle Lebensmittel dankbar, die ihnen ausgeteilt werden. „Manchmal ist es schon hart.“

Die Schule befindet sich eineinhalb Gehstunden vom Dorf entfernt, die die Kinder bei rund 40 Grad Hitze auf sich nehmen. Sie verlassen um 05:00 Uhr in der Frühe das Dorf und kommen am Nachmittag zurück. Die Mädchen müssen dann sofort wieder anpacken und ihren Müttern bei der täglichen Arbeit wie Wasserholen, Kindererziehung und Nahrungszubereitung helfen. Die Jungen hüten das Vieh, wenn es noch nicht an der Dürre verendet ist.

Drei Kilo Maismehl, ein Liter Kochöl, fünf Kilo Bohnen, ein Kilo Milchpulver – zehn Kilo sind es insgesamt, die eine Woche die Existenz sichern. Das Nothilfepaket im Wert von 25 Euro, das NGOs aushändigen, kann eine sechsköpfige Familie sieben Tage sättigen. Wenn die Hilfe abreißt, wird der Lebensfaden dünn. In Qorqa haben der ausbleibende Regen und die Dürre den Menschen alles geraubt, fünf Dorfbewohner sind bereits an Hunger gestorben.

Früher konnten sich die Bewohner der 300 Dorffamilien gegenseitig unter die Arme greifen. Doch wo es nichts mehr gibt, kann auch nichts geteilt werden. Die Viehherden sind durch die anhaltende Trockenheit von Hunderten Tieren bis auf einige wenige zusammengeschrumpft. Die per Hand zusammengefügten trockenen Äste, die früher einmal Ställe waren, stehen nun leer.

„Von 600 auf fünf Tiere“, klagt ein Dorfbewohner über sein Schicksal. Für die traditionellen Nomaden bedeutet das das Versiegen ihrer einzigen Einnahmequelle, denn für Landwirtschaft ist das Land seit jeher zu karg. Früher konnten die Hirten sich mit dem Erlös aus dem Verkauf der Tiere am Markt mit Grundnahrungsmitteln wie Bohnen oder Mais eindecken. Über Generationen hinweg lief das ohne Probleme. Die Dürreperioden kamen und gingen, in den Regenzeiten konnten sich die Menschen und Tiere schnell wieder regenerieren. Es war kein luxuriöses, aber ein würdevolles Leben – bis kein Niederschlag mehr kam.

„Wir sind im Herz der größten Wüste des Landes, wir erleben die schlimmste Dürre in der Geschichte“, bestätigt Wario Guyo Adhe, Gründer der lokalen Nichtregierungsorganisation PACIDA (Pastoralist Community Initiative and Development Assistance).

„Es ist so frustrierend. Wir legen die Hände in den Schoß, sitzen zu Hause und warten“, sagt der Nomade Roba Duba. Ohne Vieh kann ein Nomade nicht weiterziehen, ohne Regen bleibt die Suche nach Wasserstellen erfolglos. Der 35-Jährige muss fünf Kinder ernähren, seine 22-jährige Frau Wato Yattani ist gerade mit dem sechsten Kind hochschwanger. Ihr Heim ist ein Rundzelt aus Holz und Stoffen, die von Seilen zusammengehalten werden. Darin ist es dunkel und leer, Möbel oder andere Gegenstände gibt es nicht. Dubas Eltern sind bereits tot, älter als 50 oder 60 Jahre wird kaum ein Dorfbewohner, berichtet er. Das zehn Kilo Nothilfepaket sei immer bereits nach einigen Tagen verzehrt, denn im Dorf wird mit denen geteilt, bei denen die Not am größten ist.

Der Mangel an Wasser ist am schlimmsten: Oft wird tagelang überhaupt nur Tee zu sich genommen; der Hunger und das Warten auf die nächste Hilfslieferung sind die einzigen Wegbegleiter des Tages. Dubas möchte gerne wieder Kamele und Rinder haben, aber auch für Ziegen oder Schafe wäre er dankbar, um seine Lebensgrundlage wieder zu haben. Nur wie soll er das Vieh ohne Wasser versorgen können? Die nächste Regenzeit kündigt sich erst im Oktober und November an – vorausgesetzt es regnet wirklich. Zu oft schon sind die Menschen Nordkenias ernüchtert worden. „Wir beten zu Gott, dass es besser wird.“

„Früher ist die Dürre einmal in einer Generation gekommen, jetzt tritt sie alle drei bis vier Jahre auf. Der normale Fluss des Lebens ist durchbrochen“, meint Caritas-Generalsekretär Christoph Schweifer beim Besuch in Marsabit. Die Dürre in Kenia habe die Hälfte des Landes mit Elend überzogen, 2,6 Millionen Menschen seien derzeit auf Hilfe angewiesen. „In Marsabit leidet jedes dritte Kind unter Unterernährung. 80 Prozent der Tiere sind verendet. Durch den Klimawandel und die Wüstenbildung verringert sich die Anbau- und Weidefläche. Damit fällt die Lebensgrundlage der Menschen weg. Wir dürfen uns nicht damit abfinden.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Wiener Zeitung“, wienerzeitung.at

Schlagwörter: Kenia, Dürre, Hunger, Hungersnot, Vieh, Tiere, Nomaden, Hungertod, Regen, Regenzeit, Schule, Qorga, Klima, Klimawandel, Wasser, Wassermangel