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Uganda: „Superfood“ Chia – Afrikanische Landwirte wollen westliche Ernährungstrends bedienen

Meldung vom 04.09.2017

Eigentlich sind Chia-Samen in Zentral- und Südamerika beheimatet. Nun haben auch viele afrikanische Bauern die Vorteile des „Superfoods“ erkannt – der deutsche Markt verspricht reißenden Absatz.

Elizabeth Natocho streift mit ihren Fingern durch hüfthohe Pflanzen mit lilafarbenen Blüten. „Der Anbau von Chia-Samen ist unsere Haupteinnahmequelle“, betont die 41-jährige Uganderin. Damit könne sie die Existenzgrundlage für ihren Mann und ihre neun Kinder sichern. Vor einigen Jahren pflanzte sie noch Mais an, was hauptsächlich dem Eigenbedarf diente – etliche Ugander in der Region handeln ähnlich. Heute gedeihen auf ihren 42 Hektar in Namayingo im Osten Ugandas Chia-Pflanzen, deren Samen unter anderem nach Deutschland, Irland und Dänemark ausgeführt werden.

„Chia ist ein riesiger Markt, der sich öffnet“, weiß Robert Okello. Er ist der Chef von Sage Uganda, die die Samen Natocho abkaufen und damit weiter handeln. Sage Uganda war vor fünf Jahren nach eigenen Angaben Pionier im Anbau von Chia in Uganda. „Anfänglich war es sehr mühsam“, erinnert er sich. Die Mitarbeiter von Sage Uganda mussten sich demnach die Anbautechniken erst einmal selbst aneignen, die Erde und Anbaubedingungen in verschiedenen Regionen Ugandas prüfen und Überzeugungsarbeit bei den Kleinbauern leisten, von traditionellem Getreide wie Mais auf Chia umzusatteln.

Die Bedingungen für Chia sind Experten zufolge in Uganda erfolgsversprechend. Grundsätzlich könnten die Landwirte in Afrika zwischen dem Äquator und dem 25. Breitengrad Chia problemlos pflanzen, meint die Agrarwissenschaftlerin Simone Graeff-Hönninger von der Universität Hohenheim – die günstige Fläche reicht also von Ägypten bis nach Südafrika. Die Pflanze ist demnach auf warme Temperaturen eingestellt, benötigt aber weniger als zwölf Stunden Tageslicht.

Die Herkunft der Pflanze muss man in Süd- und Zentralamerika suchen. In Mexiko wird sie bereits seit Jahrhunderten kultiviert. Die Legende weiß zu berichten, dass ein einziger Löffel Chia einem Azteken-Krieger genug Kraft für einen ganzen Tag einflößt. Die Samen können mit einer großen Menge an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren aufwarten. Das „Superfood“ wurde vor allem in den USA und Europa vor einigen Jahren zum Verkaufsschlager. Inzwischen bieten etliche Discounter Chia-Eigenmarken an.

Bauern etwa in Uganda, Ruanda, dem Kongo und Kenia wittern darin ihre Chance. „Der Preis, den ich für Chia-Samen bekomme, ist viel besser als der für Mais“, erklärt Natocho. Zudem ist das Gewächs Okello zufolge widerstandfähiger gegen Unkraut, benötigt keine Düngemittel und verbraucht nur wenig Wasser – ideal für Länder wie Uganda, die immer wieder mit Dürreperioden zu kämpfen haben. Das Unternehmen Sage Uganda hat inzwischen nach eigenen Angaben rund 8.900 Kleinbauern unter Vertrag und rechnet in diesem Jahr mit einem Erlös von 500 Tonnen Chia.

Noch können afrikanische Länder die Produzenten in Südamerika nicht übertrumpfen. Der deutsche Zoll registrierte im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 510 Chia-Importe aus Südamerika. Aus afrikanischen Ländern wurden demnach 212 Importe aufgelistet. Diese nehmen aber stetig zu: Während der Zoll 2014 noch keine Chia-Importe aus Uganda abzufertigen hatte, waren es zwei Jahre später bereits 66.

Denn immer mehr deutsche Chia-Händler haben Afrika im Fokus. „Die Angebote aus Afrika sind etwa 10 bis 20 Prozent günstiger als aus Südamerika“, meint Gertrud Krause-Traudes von dem dänischen Hersteller Original Chia, der auch eine deutsche Niederlassung hat. Zudem wären die traditionellen Chia-Exportländer in Südamerika dem wachsenden Bedarf nicht mehr gerecht geworden. Graeff-Hönninger zufolge sind die afrikanischen Bauern auch im Vorteil, wegen der zwei Regenzeiten zwei Mal im Jahr ernten zu können und zeitlich versetzt Chia zu exportieren. Manche afrikanischen Produzenten müssten noch an der Reinheit der Chia-Samen arbeiten, sagt Krause-Traudes. Aber fest steht: „Es gibt für die Bauern reichlich Chancen.“

Denn Experten meinen, dass der Hunger auf Chia nicht abnehmen wird. „Die Möglichkeiten, die man mit Chia hat, sind vielfältig“, zählt Graeff-Hönninger auf: Man kann Öl, Säfte, Joghurts und Fleischersatz daraus herstellen. Zwar drängen inzwischen viele Handelsmarken mit niedrigen Preisen auf den Markt, was den Wettbewerb schüre, meint das Marktforschungsinstitut IRI. Der Umsatz mit Chia klettere aber weiter: Zuletzt um 15 Prozent auf 23,6 Millionen Euro im vergangenen Jahr (Juni 2016 bis Juni 2017), berechnet das Marktforschungsinstitut Nielsen.

Experten geben allerdings auch Nachteile des Chia-Booms zu bedenken. In Mexiko lag zwischenzeitlich eine Überproduktion vor, die die Preise sinken ließ. Und demnächst könnten die afrikanischen Bauern auch aus Deutschland Konkurrenz bekommen. Denn die Universität Hohenheim in Stuttgart forscht seit einigen Jahren nach Chia-Sorten, die auch in unseren Breitengraden gedeihen könnten. Dafür seien verschiedene Typen von Chia geprüft und gezüchtet worden, erklärt Graeff-Hönninger. „Wenn in diesem Jahr der Anbau gut läuft, dann hoffen wir, dass spätestens 2019 eine entsprechende Menge an Saatgut zur Verfügung steht.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Augsburger Allgemeine“, augsburger-allgemeine.de

Schlagwörter: Uganda, Chia, Chia-Samen, Anbau, Landwirtschaft, Ernährung, Ernährungs-Trend, Superfood, Absatzmarkt, Export, Regenzeit, Öl, Säfte, Joghurts, Fleischersatz, Proteine, ungesättigte Fettsäuren, Dürre