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Somalia: Schlepper schlagen mit Knüppeln auf Flüchtlinge ein – 55 Menschen ertrinken

Meldung vom 16.08.2017

Tausende Migranten zieht es nicht nur nach Europa, sondern auch in die reichen Golfstaaten. Es ist ein einträgliches aber unmoralisches Geschäft: Tagtäglich befördern skrupellose Schlepperbanden afrikanische Flüchtlinge von der somalischen Küste in den nur 100 Kilometer entfernten Jemen. Was sich auf der gefährlichen Überfahrt in den überfüllten Holzbooten abspielt, dringt nur selten an die Öffentlichkeit.

Das „Tor der Tränen“ bezeichnen die Jemeniten die strategisch wichtige Meerenge, die den Golf von Aden mit dem Roten Meer verbindet. Der Legende nach sollen dort bei einem schweren Erdbeben Zehntausende von Menschen in den Fluten umgekommen sein. Durch die Naturkatastrophe, so nimmt man an, seien der afrikanische und der asiatischen Kontinent auseinandergerissen worden.

Schauplatz alptraumhafter Szenen ist das „Tor der Tränen“ bis heute geblieben. Tagtäglich verschiffen skrupellose Schlepperbanden afrikanische Flüchtlinge von der somalischen Küste in den nur 100 Kilometer entfernten Jemen. Der Ablauf dieser Bootsfahrten ist für die Flüchtlinge in der Regel von brutaler Willkür geprägt. Wahllos schlagen die vom Whisky oder der Kaudroge Khat berauschten Kapitäne mit Holzknüppeln auf ihre Passagiere ein, wenn diese ihren Befehlen nicht gehorchen oder es – wie zu Beginn dieser Woche – beim Aussteigen an der Küste der jemenitischen Rotmeerprovinz Schabwa zu Wartezeiten kommt.

„Aus Furcht, von Milizen aufgegriffen zu werden, stießen die Schlepper mehr als 180 Flüchtlinge ins stürmische Meer“, berichtete vor wenigen Tagen die Internationale Organisation für Migration (IOM) unter Berufung auf Augenzeugen. Mindestens 55 von ihnen, darunter viele Kinder, gingen unter und starben. Weitere 30 gelten als vermisst. Man rechnet sich wenig Überlebenschancen aus. Bereits am Mittwoch (09.08.2017) hätten Menschenschmuggler 120 Menschen genötigt, aus den Booten ins Meer zu springen. 50 seien ertrunken. Es ist möglich, dass man hier von dem „Beginn eines neuen Trends“ sprechen muss, sagte IOM-Sprecherin Olivia Headon der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Schlepperbanden hätten mit dieser grausamen Maßnahme ihre Boote retten und durch das „Tor der Tränen“ zurück nach Somalia fahren können, wo wieder von Neuem Tausende auf die Überfahrt in den Jemen harrten. Die meisten der Flüchtlinge zählten offenbar zu der äthiopischen Volksgruppe der Oromo, die von der Regierung in Addis Abeba gnadenlos unterdrückt wird.

Der größten ethnischen Gruppe in dem ostafrikanischen Land drohen nach neuesten Informationen von Amnesty International willkürliche Verhaftungen. Es sind Fälle von Folter und außergerichtlichen Hinrichtungen bekannt geworden. Wie verzweifelt die Oromo sein müssen, zeigt letztlich auch ihr Plan, in ein Land zu flüchten, in dem seit mehr als zwei Jahren ein brutaler Bürgerkrieg von statten geht und mehr als 400.000 Menschen an Cholera erkrankt sind. 111.500 afrikanische Flüchtlinge schafften es 2016 in den Jemen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres zählte man nach Schätzungen der UN knapp 60.000.

Die Auswanderer glauben, sie könnten Arbeit in Saudi-Arabien oder den Emiraten am Persischen Golf finden. Doch Flüchtlinge aus Bürgerkriegsstaaten sind dort nicht gern gesehen. Die gleiche Einstellung haben Syrien und der Irak sowie Somalia und der Jemen, in dem 80 Prozent der Bevölkerung humanitäre Hilfe in Anspruch nehmen muss. Als „Gastarbeiter“ werden auf der arabischen Halbinsel vor allem Nicht-Muslime aus Indien, Thailand und Sri Lanka zu Hungerlöhnen angestellt.

Auch die Jemeniten zieht es fort aus ihrem Land. Sie gelten aber als Unruhestifter und haben wenige Chancen in anderen arabischen Ländern. Deswegen bleiben die meisten Einwohner des ärmsten Land Arabiens lieber in ihrer von arabischen Kampfflugzeugen zerbombten Heimat als auf der Flucht ins Ungewisse erst recht ums Leben zu kommen. Allerdings gibt es auch für die Jemeniten einen Punkt, an dem das Leid zu groß wird. Mehr als 5.000 ließen sich 2016 von Menschenschmugglern nach Somaliland und Djibouti schaffen. Eine andere Flüchtlingsroute verläuft von der jemenitischen Küste über das Rote Meer in den Sudan – und von dort aus auf dem Landweg zur libyschen Mittelmeerküste.

Doch auch diese Wege bergen große Gefahr: Anfang März hatten saudische „Apache“-Kampfhelikopter am „Tor der Tränen“ ein Holzboot mit über 100 afrikanischen Flüchtlingen bombardiert und zerstört. Bis zu 50 Menschen ertranken bei dem von Menschenrechtsorganisationen als „Kriegsverbrechen“ eingestuften Vorfall. 80 konnten lebend aus dem Wasser geborgen werden.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Aargauer Zeitung“, aargauerzeitung.ch

Schlagwörter: Somalia, Flüchtlinge, Jemen, Schlepper, Schlepperbanden, Boote, Holzboote, Knüppel, skrupellos, Tor der Tränen, Überfahrt, Menschenschmuggler, Bürgerkrieg, Saudi-Arabien, Emirate, Arbeit